Royal Antwerp FC - Royal FC Tournai 0:1

29.12.2007
Bosuilstadion
Tweede Klasse
Zuschauer: geschätzte 5.000


Zum Jahresabschluss sollte es mal wieder nach Belgien gehen. Dort war man schon länger nicht mehr zu Gast, der Spielplan gab auch sonst nicht viel Gescheites her und immerhin soll der Royal Antwerp FC ja auch einen Besuch wert sein; hatte man zumindest so gehört und gelesen.
Der Jan konnte von diesem Match überzeugt werden und stand so vollkommen pünktlich (Was denn da los? Geht die Uhr nach? Hehe) vor meiner Haustür bzw. in meiner Wohnung. Schnell die Reiseverpflegung in Form von Bier und Brötchen eingepackt ging es dann auch los. Als kleine Anerkennung hatte ich dem Fahrer leckere Papaya-Chilli-Schokolade (ja, so was gibt's) mitgebracht, von der ich ihn, mit der Option auf mehr, mal kosten ließ.
Mit einem angewiderten "Bäääh, eklig" warf er sie anschließend aus dem Fenster. Unfassbar, verwöhnte Jugend!
Ansonsten gibt es von der Hinfahrt nicht viel aufregendes zu berichten und ziemlich genau drei Stunden später parkte man das Kfz in unmittelbarer Nähe zum Ground, welcher schön und genau wie ich es mag in einem Wohngebiet liegt. Hier von der ganzen Atmosphäre alles sehr britisch orientiert; der Antwerpen-Anhang drängt sich in einem Pub, welcher in unmittelbarer Nähe zum Stadion steht. Während der Kartenbeschaffung dann mit einem Ordner ins Gespräch gekommen, der auch relativ gut deutsch sprach und uns ein wenig über den RAFC erzählte. So handelt es sich hierbei um einen der beliebtesten Vereine in Belgien und mit einem Gründungsjahr von 1880 auch um den ältesten. Mit Hans-Peter Lehnhoff hatte man von 1988- 1994 einen deutschen Spieler in seinen Reihen, der hier große Popularität genoss, ansonsten liegen die goldenen Zeiten des Clubs weit zurück, die belgische Meisterschaft holte man zuletzt im Jahre 1957 und auf internationaler Ebene konnte man im Finale um den Europapokal der Pokalsieger im Jahre 1993 (1:3 Niederlage gegen den AC Parma) zuletzt von sich Reden machen.
Aktuell betreibt man zwar eine Kooperation mit Manchester United, welches gelegentlich einige Spieler ausleiht, was aber auch nicht allzu viel bringen zu scheint, da Antwerpen mittlerweile in der zweiten belgischen Liga im Mittelfeld umherdümpelt und zumindest sportlich gesehen im Schatten des Stadtrivalen Germinal Beerschoot steht.
Einziger Vorteil dieses sportlichen Niederganges: Man verfügt über ein richtig, schönes altes und baufälliges Stadion. Dieses besteht aus vier unterschiedlichen, freistehenden Tribünen, auf denen sich noch geile alte Holzbänke finden lassen und die eine Menge Charme und Tradition versprühen. Lediglich auf der einen Hintertorseite befindet sich eine sehr moderne Tribüne mit Glasfassade, auf der sich die VIPs tummeln und wie Fische im Aquarium durch eine Glasscheibe aufs Spielfeld starren.
Hier gab es heute allerdings gar grausige Szenen zu sehen, Not gegen Elend und Will nicht gegen Kann nicht! Wir rechneten schon zaghaft mit einem leistungsgerechten 0:0 zum Jahresausklang als Thibaut Thonon in der 57. Spielminute mit einem Traumtor den Siegtreffer für die Gäste markierte.
Diese wurden übrigens von etwa 30 Mitgereisten gelegentlich durch etwas Gesinge unterstützt, was ich recht beachtlich fand, so hatte ich doch überhaupt nicht mit Gästefans des Tabellenletzten gerechnet. Viel mehr war ich neugierig auf die Anhänger des Heimvereins, die sich in respektabler Anzahl auf der Gegengerade finden lassen und zu Spielbeginn ein bengalisches Feuer entzündeten. Ansonsten ließ man aber nur gelegentlich kürzere Sprechchöre, die schon stark an England erinnerten, von sich hören um dann wieder zu verstummen und das Spiel sitzend zu verfolgen. Schade, da hatte man sich von dem so oft gelobten Royal Antwerp Anhang mehr erhofft. Potential ist durchaus vorhanden aber vielleicht versperrt die sportliche Situation und die heutige Niederlage gegen den Tabellenletzten doch so Manchem das Maul.
Naja, nach Abpfiff dann schnell wieder weg und gegen 1 Uhr im Bett gelegen.

Fazit: Übles Spiel, lahmer Heimanhang, geiles Stadion, was die Herzen von Freunden alter Stadien sicherlich höher schlagen lässt.

Ansonsten war es das dann auch mit dem Fußballjahr 2007. Für mich eigentlich ganz zufriedenstellend, denn so konnten in Anbetracht der Zeit, des Geldes und der Prioritäten doch einige nette Spiele besucht werden. Highlight sicherlich das Derby in Lodz, dicht gefolgt von Poznan gegen Legia und Zagreb gegen Split. Aber auch alle anderen Spiele hatte auf ihre ganz bestimmte Art und Weise was besonderes und sollen nicht fehlen.

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern meiner Page ein gutes und vor allem gesundes Jahr 2008.