Atletico de Madrid – CA Osasuna 3:0

15.04.2017

Estadio Vicente Calderon 

Primera Division (La Liga)

Zuschauer: 44.113 (keine Gästefans erkennbar)

 

  

Seitdem mir vielen Jahren das altehrwürdige Highbury Stadium in London  quasi vor der Nase abgerissen wurde, bin ich ein wenig traumatisiert und pausenlos damit beschäftigt, nach Grounds zu suchen, die in absehbarer Zeit der Abrissbirne zum Opfer fallen, um diese vorher noch besuchen. Das Estadio Vicente Calderon (benannt nach dem ehemaligen Vereinspräsidenten) gehört in jedem Fall dazu und da nach dieser Spielzeit wohl endgültig und tatsächlich Schluss sein wird, weil das im Osten der Stadt errichtete neue Stadion Atleticos so gut wie fertig ist, zwang sich das Osterwochenende quasi auf.

Als ich meine Frau in meine Pläne einweihte, war sie sofort angetan. Damit aber nicht genug und so sprangen von der Idee eines gemeinsamen Madrid-Wochenendes schier aus dem Häuschen auch ihre beiden Brüder samt Partnerinnen auf den Zug auf.

Der somit in kurzer Zeit beachtlich gewachsene Mob traf sich also am späten Samstagvormittag am Hamburger Airport und schwebte mit dem Ryanair Bummsbomber sommerlichen Temperaturen entgegen.

In Madrid angekommen mit der Metro ins Zentrum, wo in unsere geile via AirBnB gebuchte Behausung eingecheckt wurde, ehe es nach kurzer Stärkung und dem ersten Bier nach mehreren Wochen totaler Abstinenz (ein herrliches Gefühl) zu Dritt die paar Metrostationen zum heutigen Spielort ging. Rund um besagte Metrostation und in den Straßen rund ums Stadion war etwa eine Stunde vor dem Spiel ein irres Gewusel in Rot und Weiß, den Farben Atleticos.

Zahlreiche Hinchas hängen vor bzw. in den Kiosken und Bars rund ums Stadion ab, unterhalten sich und trinken Bier. Schöne Fußballatmosphäre rund um ein in einer bewohnten Gegend gelegenen Top-Stadions. Kann mir kaum vorstellen, dass ein ähnliches Flair auch rund um die neue Arena herrschen wird.

Der Einlass ins Stadion ging dann fix, da die Kontrollen sehr lasch waren und auch meine Spiegelreflex kein Problem darstellte. Oben angekommen wurde dann natürlich das Stadion in seiner ganzen Schönheit bestaunt, denn es ist ein wahrlicher Prachtbau und bestätigt mich wieder einmal mehr in meiner These, dass die architektonisch schönsten Stadion Europas in Spanien zu finden sind.

Auf umständliche Beschreibungen verzichte ich aber trotzdem mal, die Bilder sprechen wohl für sich. Ansonsten war die Hütte in dem Aufeinandertreffen zwischen dem Tabellendritten und dem Schlusslicht gut besucht, wobei keine Gästeanhänger ausgemacht werden konnte und der Bereich im Unterrang der Südtribüne, was der Standort u. a. der „Frente Atlético“ ist, ordentlich gefüllt, wenngleich zum Teil lückenhaft war. Eine Gruppe, die - glaubt man mal verschiedenen journalistischen Publikationen - jetzt nicht unbedingt für ihre linke politisch Ausrichtung bekannt sein soll. Dass hier dann doch der ein oder andere leicht schräge Weltansichten hat, wurde z. B. auch an dem muskulösen und stark tätowierten Typen ein paar Reihen vor uns deutlich, der es bevorzugte hin und wieder Fangesänge mit ausgestreckten rechtem Arm mitzusingen, deutlich.

Insgesamt aber natürlich ein ganz normales Publikum als gesellschaftlicher Querschnitt, was allerdings den Stimmungsvergleich gegen Real Madrid fix für sich entscheiden konnte, denn nicht selten wurden die von FA bzw. dem  Block auf der Süd angestimmten Gesänge auch  vom "Normalopublikum" mitgetragen, sodass es in Sachen Stimmung für spanische Verhältnisse dann doch ganz ok war.

Atletico ist dann im Madrider Vergleich doch noch eher der Verein des Volkes, während Real eher Snobs, asiatische Touris und Möchtegerns anzieht.

Spielerisch war es alles nicht das Gelbe vom Ei, Atlético war gegen den überforderten Gegner deutlich überlegen, machte trotzdem irgendwie nicht viel, führte am Ende dennoch mit 3:0, nicht ohne sich den Luxus zu gönnen, in der 89. und 90. Minute zwei (!) Elfmeter zu verschenken. Krass! Hab ich so auch noch nicht erlebt.

 

Machs gut, du schönes Estadio!