Bonner SC  - Sportfreunde Siegen 4:2

01.04.2017

Sportpark Nord

Regionalliga West

Zuschauer: 700 (ca. 60 Gäste)

  

 

Der letzte noch fehlende Ground in der Regionalliga West war heute fällig. Dabei sollte der Besuch des Spiels im Sportpark Nord mit dem Praktischen verbunden werden, denn mein Schwager wohnt seit einiger Zeit hier in Bonn samt Freundin in einer neuen Wohnung, welche skandalöser Weise bis dato noch nicht begutachtet wurde. So brauchte jedenfalls meine bessere Hälfte nicht lange überzeugt werden, ihrem kleinen Bruder mal einen Besuch abzustatten.

Dass dieser Vorschlag natürlich hintergründig irgendetwas mit Fußball zu tun hat, blieb ihr nicht lange verborgen, aber was kann ich dafür, wenn der Bonner SC zufällig ein Heimspiel hat ?! Klassische Win-Win-Situation meiner Meinung nach und damit sich die Anreise auch lohnt, wurde bereits freitags zwecks Lokalitätencheck in der Südstadt und akribischer Prüfung des Übernachtungskomforts in der neuen Behausung angereist. Hat übrigens beides bestanden, falls es wen interessiert.

Am Samstag wurde sich dann nach ausgiebigem Frühstück und dem Begutachten der imposanten Kirschblüte in der Altstadt geschlechtergetrennt aufgeteilt, was bedeutet, dass Stevo und ich zum Spiel gingen, während die Frauen sinnlos Geld in der Fußgängerzone verplemperten. Frech sind allerdings die 15 Euro Eintritt, die für das Betreten der überdachten Haupttribüne verlangt werden, insbesondere fiel mir in dem Moment an der Kasse ein, dass ich vor ein paar Wochen in Napoli nur zehn bezahlt hatte. Aber ob dieser Vergleich den Kassierer in irgendeiner Form berührt, ihm vielleicht sogar die Schamesröte ins Gesicht treibt und mich mit sagen wir 70 % Rabatt realpreisig ins Stadion lässt? Ich war mir kaum sicher und beließ es dabei beim bloßen Gedankenspiel.

Prinzipiell war das heutige Aufeinandertreffen der beiden Teams harter Gammel, denn Bonn rangiert jenseits von Gut und Böse im Mittelfeld der Tabelle, während Siegen auf einem Abstiegsplatz verweilt, sich unabhängig vom Saisonausgang aus finanziellen Gründen in der nächsten Saison in die Oberliga zurückzieht, um dort mit hauptsächlich Jugendspielern den Neustart zu wagen.

Die Bedeutungslosigkeit dieses Spiels spiegelte sich dann auch auf den Rängen wider. Lediglich 700 Zuschauer waren interessiert, wovon vielleicht 60 irgendwie mit dem Gast sympathisierten und sich locker auf der Gegengerade versammelten. Von aktivem Support, geschweige denn dem Erkennen der „Turnschuhcrew“ keine Spur, wenngleich sich ein kleines Grüppchen junger Leute die Zeit am Bierstand vertrieb.

Auch auf Heimseite war stimmungstechnisch tote Hose. Die Gruppierung „Bonnanza“, die ansonsten etwas Leben in die sonst triste Bonner Fanlandschaft brachte, hat jegliche Aktivitäten Ende 2015 eingestellt, weil man in der ehemaligen Bundeshauptstadt keine Chance sah, Fankultur langfristig zu etablieren. Lediglich ein paar Trikotträger versammeln sich weitgehend schweigend unterm Dach, wobei einer von ihnen besonders herausragt und ständig was von "Antifaschista" brüllt, um im nächsten Atemzug irgendwas mit "Zigeuner" zu grölen. Ebenso sinnlos, wie peinlich und nervig.

Wenigstens wusste das Spiel zu erheitern. Bereits nach 15 Minuten zeigte die Anzeigetafel ein 2:2, was der Gastgeber dann allerdings noch auf den 4:2 Endstand drehte.

Recht angetan von dieser torreichen Partie fuhren wir nach Abpfiff mit dem Bus zurück ins die Innenstadt, wo wir die Frauen wiedertrafen, noch etwas auf einem Streetfood-Markt verweilten, ehe man irgendwann den Heimweg gen Emsland antrat.