FK BSK Borca – FK Vojvodina Novi Sad 0:4

26.11.2011

Stadion Vizelj Park

Super Liga

Zuschauer: 600 (ca. 60)

 

Eigentlich müsste ich ja mal wieder so richtig ausschlafen aber das ist irgendwie nicht mal am Samstag möglich, denn das 141. „Veciti Derbi“ (ewiges Derby) in der serbischen Hauptstadt lockt und so klingelt auch heute um 4:30 Uhr der Wecker. Schnell den Rucksack mit den nötigsten Sachen gepackt, nen Kaffee, um halbwegs klarzukommen und ab Richtung Dortmunder Flughafen. Von hier sollte mich Wizzair für nur ein paar Euro gen Belgrad bringen, dafür hatte ich den Flug auch schon vor geraumer Zeit gebucht und dabei gehofft und gebangt, man möge das Derby doch bitte auf einen Samstag und nicht auf einen Sonntag legen. Die Ansetzungen der serbischen Super Liga werden eigentlich immer erst recht kurzfristig (frühestens eine gute Woche vorher) fix gemacht aber so kam es wenigstens zu einer am Samstag um 18 Uhr. Passt!!
Nachdem der Flieger pünktlich abgehoben war, wurde ich mir nach einigem Umschauen der Zusammensetzung der übrigen Besatzung bewusst. Mindestens die Hälfte war irgendwie mit Fußballbezug unterwegs; entweder Groundhopper oder serbische Fans. Zwar nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen, aber wenn der locker 40-Jährige vor mir plötzlich in der Blickfang Ultra blättert, ist auch hier der Grund der Reise schnell klar.
Angekommen hieß es zunächst einen kräftigen Zug von der dieselgeschwängerten Luft zu nehmen. Hach, ich liebe es. So schmeckt der Balkan. Anschließend den Bus gen Zentrum geentert und mit der A1 für 250 Dinar (1€ = 100 Dinar) in eben dieses gefahren. Während der knapp halbstündigen Fahrt sprach mich Pierre aus Köln an, der mit seiner Freundin unterwegs war und ebenfalls den Mittagskick mitnehmen wollte. Da ich jedoch nach Ankunft am zentralen Busbahnhof/Bahnhof zunächst mein Hostel aufsuchen wollte, trennten sich unsere Wege vorerst wieder und mit dem Stadtplan bewaffnet gelang es auch ganz gut, das ca. zwei Kilometer entfernte Hostel aufzusuchen. Mittlerweile viertel nach 12 war nun Eile geboten. Schnell den Rucksack aufs Einzelzimmer, die Schlüssel erhalten und sogleich wurde der Typ am Empfang damit instruiert, mir ein Taxi zu rufen, welches auch sehr schnell erschien.

Der Taxifahrer war der englischen Sprache ungefähr so gut mächtig wie ich der serbischen aber dennoch wusste er - der Adresse auf einen Zettel gekritzelt sei Dank- recht schnell wohin es gehen soll.
Die Ortschaft Borca liegt ca. 13 km nördlich vom Belgrader Stadtkern auf der nördlichen Donauseite. Auch Busse fahren hier raus aber dafür blieb beim besten Willen keine Zeit mehr. Abgesehen davon ist Taxi fahren hier nicht so wucherhaft teuer wie bei uns und so war man am Ende mit umgerechnet 10 Euro dabei. Der Fahrer ließ mich direkt vorm Eingang raus, wo auch gerade der Mob aus Novi Sad dabei war, das Stadion zu betreten.
Wenn man sich ein bisschen für internationale Fanszenen interessiert, ist man vielleicht schon mal auf die von Vojvodina Novi Sad gestoßen. ,,Die Firma", so lautet frei  übersetzt der Name der Gruppe aus der zweitgrößten Stadt Serbiens und hat sicher hinter der von Roter Stern und Partizan den dritten Platz inne, wenn auch mit etwas Abstand. Aber immerhin gute 60 Leute sammeln sich mittig der kleinen Tribüne hinter ein paar schicken Zaunfahnen und bieten einen recht ordentlichen und konstanten Support. Ich mach's mir derweil für 300 Dinar auf der etwas größeren Haupttribüne gegenüber neben einer recht großen Schar deutscher Hopper bequem. Diesen Kick nimmt halt so mancher noch vorm Hauptspiel am Abend locker mit.

Wider Erwarten hat auch der Heimverein sowas wie ne kleine Szene, wenngleich diese aber auch nur aus maximal einem Dutzend besteht und sich am linken Rand der Haupttribüne eingefunden hat. Hier steht man allerdings auch eher lose verteilt und macht sich auch nur gelegentlich bemerkbar. Immerhin haben sie aber zumindest zwei mittelgroße Schwenkfahnen im Gepäck und werfen etwas mit Papierschnipseln.
In der Halbzeit treffe ich dann auch Pierre wieder, der in der Zwischenzeit zwei Duisburger kennengelernt hat und ich mich dazu geselle. Alles korrekte Jungs, mit denen man gut und auf gewissem Niveau über Fußball, Fans etc. quatschen konnte. So verging die zweite Hälfte auch gefühlt schneller als die erste, während das Team aus Novi Sad auf dem Platz seinen völlig chancenlosen Gegner gut auseinander nahm. Spielerisch erinnerte das alles zwar an das, was ich mir derzeit mit meinem blauweißen Stammverein angucken muss, also maximal Regionalliganiveau, eher noch darunter. Aber wenigstens ein paar Tore gab es zu sehen, sodass man doch recht zufrieden mit den anderen Dreien ziemlich durchgefroren nach Abpfiff ein Taxi enterte und zurück zum Bahnhof fuhr. Hier trennten sich unsere Wege nun wieder, da jeder die gut zwei Stunden bis zum Derby noch anders gestalten wollte......