Brentford FC – Sheffield Wednesday FC 2:0
19.08.2018
Griffin Park
Championship
Zuschauer: 10.134 (ca. 1.600 Gäste)
Am nächsten
Morgen kann es zunächst entspannt angehen gelassen werden, denn Kickoff des
anvisierten Spieles ist englandtypisch erst um 15 Uhr.
Da ich
durchaus ein Freund von Straßenmärkten bin, schlage ich nach dem opulenten
Frühstück vor, mal einen solchen Sonntagsmarkt zu besuchen, sodass wir uns
wenig später in der Brick Lane wiederfinden und über einen recht schönen Markt
schlendern.
Neben
Klamotten und allerhand Handwerkskunst kann vor alles das üppige Angebot an
Streetfood gefallen und praktischerweise könnte man sich ein vorheriges
Frühstück sparen, sind doch zahlreiche Standbetreiber gewillt, kleine
Kostproben zu verteilen, sodass man sich hier theoretisch für lau durchfüttern
könnte. Insgesamt sehr schön und sicherlich ein guter Zeitvertreib für ein bis
zwei Stündchen.
Dann aber
raus in den Westen der Stadt, so weit sogar, dass man vom Zentrum Londons gut
und gerne eine Stunde per Underground und Bus benötigt, um letztlich am Griffin
Park anzukommen, wo man sich fragt „Ist das überhaupt noch London?“
Ist es aber
anscheinend, was nochmals die enorme Größe dieser Megacity offenbart.
Ich war
jedenfalls froh, hier endlich mal ein Spiel sehen zu dürfen, denn der Brentford
FC verfügt durchaus über eine ganze Reihe an Alleinstellungsmerkmalen.
Genial ist
schonmal die Lage mitten im Wohngebiet, sodass quasi die jeweiligen Gärten
unmittelbar ans Stadionareal angrenzen. Weiteres Highlight sind natürlich die
vier Pubs, die sich an jeder Stadionecke verteilt befinden.
Für so
Nerds, die gerne Filmkulissen bereisen, übrigens ganz empfehlenswert, da in
einem dieser Pubs (The Griffin, welcher im Film allerdings „The Abbey“
heißt) die Szene gedreht wurde, in der im Film „Green Street Hooligans“
Elijah Wood erste Bekanntschaft mit der Firm von West Ham macht.
Heute aber ist
von irgendwelchen Firms weit und breit nichts zu sehen. Dem geneigten Besucher
ist es nämlich problemlos trotz einer großen Anzahl Gästefans möglich, das
Stadion komplett zu umrunden.
Alles sehr
entspannt hier, nicht nur einmal sieht man Brentford- und
Sheffield-Supporter beim gemeinsamen Plausch beim Bierchen fachsimpeln.
Im Stadion geht’s
dann weiter mit Alleinstellungsmerkmalen, denn völlig untypisch – weil eigentlich
nicht erlaubt – gibt es hier hinter den Toren tatsächlich noch Stehplätze.
Der Grund
liegt darin, dass Vereine, die aus der dritten Liga in die zweite aufsteigen,
maximal drei Jahre Zeit haben, für einen kompletten All-Seater zu sorgen. Da
Brentford seit 2014 zweitklassig spielt, wäre es also mittlerweile so weit.
Und jetzt des
Rätsels Lösung: Da man voraussichtlich Ende 2019 in ein neues Stadion umzieht,
erteilte der Verband die Sondergenehmigung bis dahin auf das Nachrüsten von
Sitzplätzen zu verzichten, um nicht völlig sinnfrei Geld in ein Stadion zu
investieren, welches in absehbarere Zeit eh eingestampft wird.
Ihr seht;
der Besuch im Griffin Park lohnt sich alle male und man sollte nicht mehr allzu
lange damit warten, will man diese Perle des britischen Fußballs noch abhaken.
Was fehlt
also noch zu einem vollends gelungenen Stadionnachmittag? Eine Gänsehautatmosphäre
vielleicht?
Nun ja, wer bis
dato glaubte, die Versitzplatzung sei für das Sterben des Supports auf der
Insel verantwortlich, muss seine Meinung vielleicht ein wenig revidieren, denn
auch stehend brachte der Heimanhang es nicht fertig, sein Team angemessen
akustisch zu unterstützen. Sehr schwach!!
Kaum besser
machte es der Gästeanhang, der zwar einige Male zeigte, was möglich wäre, aber
insgesamt auch nicht weiter in Erinnerung bleiben wird. Was mich an
England nach wie vor stört, ist, dass allenfalls kurz mal was angesungen wird,
um urplötzlich wieder in stilles Gemurmel zu verfallen.
Das Spiel
trug dabei nun wahrlich nicht zu emotionalen Gefühlsausbrüchen bei, ich möchte fast
sagen, es war ein ziemlicher Langweiler und ich fand mich das ein oder andere
Mal dabei wieder, verträumt den zahlreichen Fliegern nachzuschauen, die quasi
im Minutentakt den nahen Flughafen London Heathrow ansteuerten.
Naja, Spaß
gemacht hat es trotzdem, aber auch hier ertönte irgendwann der Schlusspfiff ehe
wir uns anschließend zum Airporthotel in Stansted durchschlugen, von wo am
nächsten Morgen der Flieger wieder heimwärts ging.
Guter Trip auf die Insel!!