Empoli FC- AC Fiorentina 2:0
10.04.2016
Serie A
Stadio Carlo Castellani
Zuschauer: 9.651 (ca. 300 Gäste)
Der nächste Tag empfing
uns nach dem Weltuntergangswetter gestern mit strahlendem Sonnenschein und
frühlingshaften 23 Grad. Genau richtig, um nochmal knapp 200 km südwestlich in
die Toskana zu brausen. Das vermeintliche Highlight der Tour stand an, denn zu
hopperfreundlicher Zeit um 12:30 Uhr sollte das Derby zwischen Empoli und Florenz
angepfiffen werden. Beide Städte trennen nur wenige Kilometer und so waren Jan
und ich recht gespannt, was uns erwarten sollte.
An der Autobahnausfahrt
stehen schon direkt die ersten Cops und linsen argwöhnisch ins Auto. Auch an
verschiedenen Ecken der Stadt immer mal wieder größere und kleinere Einheiten
der Freunde, Helfer und Helfershelfer. Das sieht ja schonmal vielversprechend
aus und macht Lust auf mehr, am Stadion selbst aber alles sehr relaxt und keine
Spur von Derbyaggression, Feindschaft oder ähnlichem.
Auch die Anzahl der Gäste
war letztlich absolut enttäuschend. Keine Ahnung warum, denn vergleicht man mal
Fotos vergangener Spiele der Fiorentina, so wurde das Team auch zu weiteren
Fahrten teilweise von deutlich mehr Anhängern unterstützt als es heute der Fall
war. Kann eigentlich nur irgendwie am
Repressionsapparat oder so gelegen haben, denn erkennbare Ultras waren
eigentlich Null da. So blieb auch der Support deutlich im
unterdurchschnittlichen Bereich und insgesamt alles andere als derbywürdig.
Etwas herausreißen konnte
dann noch der Heimanhang rund um die altehrwürdige Gruppe „Desperados Empoli“,
der sich im Unterrang der Gegengerade sammelt. Durch den in die Länge gezogenen
Blick vielleicht für die Akustik nicht zu 100 % ideal, aber immerhin zeigte man zu
Spielanpfiff ne kleine Choreo (frei übersetzt „Stolz aus Empoli zu sein“) und
lieferte auch sonst einen passablen Support. Bemerkenswert dabei wieder mal,
welches Klientel sich altermäßig so in den Fankurven Italiens tummelt. Kaum
Kinder und nicht wenige jenseits der 30,40 und 50! Das hat schonmal so richtig
Stil.
Weiterhin bestätigte sich
erneut meine These, dass im Bonzenbereich bzw. in dessen Umfeld die größten
Asis und Chaoten sitzen.
Gut, wir saßen dort auch,
aber das soll nun nicht repräsentativ sein. Jedenfalls fiel zunächst ein Typ
auf, ca. Ende 50 dafür aber mit
Seidenschal. Er forderte zunächst mehrmals das gemäßigte Publikum zum Einklatschen
auf, erhielt aber nicht sonderlich starkes Feedback. Etwas lebhafter wurde das
Publikum dann als beim Tor für Florenz sich ein Violetter durch seinen kurzen
Torjubel (war aber Abseits) selbst „enttarnte“ und einige Senioren ihm mal ein
wenig "bescheid" sagen wollten. Auch dabei unser Freund mit dem
Seidenschal, der einfach mal ne überforderte Ordner-Omi beiseite schob, dann
aber doch sehr halbherzig agierte. Dann war da noch ein anderer Typ, Marke
absoluter Schmier-Italiener. Gegelte Haare, Sonnenbrille, Sakko mit Tuch in der
Brusttasche (wer so zum Fußball geht, hat per es schon nen gewaltigen Schaden).
Zuerst meinte er gutmenschmäßig beruhigend bzw. schlichtend handeln zu müssen,
nur um einige Zeit später übelst zu provozieren und sich von dem anderen Seidenschal-Typen
mit „Grande, Grande“ -Rufen feiern zu lassen bevor er sich zehn Minuten vor Abpfiff
aus dem Staub machte. Also Zustände sind das hier....
Letztlich hätte man als Anhänger Empolis aber auch guten Grund, etwas prollig
aufzutreten, denn heute wurde dem großen Gegner aus Florenz mal schön in die
Suppe gespuckt und die drei Punkte in Empoli behalten. Sehr schön, find ich ja
immer saugut, wenn der Underdog auftrumpfen kann.
Wie soll das Fazit dieses
Derbys nun aussehen? Nun ja, es war weder gut noch schlecht. Gästeanhang weit
unter den Erwartungen, Heimblock konnte weitgehend überzeugen, Stadion eher
Durchschnitt, da hinter den Toren nur Stahlrohrtribünen. Insgesamt konnten die
Erwartungen dann nicht ganz erfüllt werden. Als Schulnote würde ich mal ne 3-
geben.
Apropos 3. Ebenso viele Autobahnstunden waren jetzt noch abzuspulen, um gegen
Abend den Flieger zurück gen Deutschland zu bekommen. Köln/Bonn dann
überpünktlich erreicht, lag man kurz vor Mitternacht wieder in heimischen
Schlafgemächern.