MKZS Arka Gdynia  – KKS Lech Poznan   0:3

04.03.2011

Stadion Miejski w Gdynia

Ekstraklasa

Zuschauer: 11.780 (1.600)

 

Nach Hauskauf und den damit verbundenen Renovierungsarbeiten kann es nun wie angekündigt wieder los gehen in der Welt des runden Leders. Das ganze zwar mit übelsten Startschwierigkeiten, sodass man bezüglich der ersten „Tour“ des Jahres gleich mal von einer reinen Gurkentour sprechen kann, naja sofern man bei nur einem gesehenen Spiel ja nicht mal von einer Tour sprechen kann. Aber der Reihe nach.

Schon am Freitagabend ging es per PKW gen Magdeburg, wo der Jan mich schon in seinem kleinen aber feinen Domizil erwartete und man den Abend mit einigen Bierchen und Rumgezappe ausklingen ließ. Sollten in naher Zukunft weite Teile der deutschen Gesellschaft verblödet sein, können sich insbesondere die privaten Sender zum Gelingen gegenseitig gratulieren. Ich weiß schon, warum ich Freitagabends kaum Fernsehen gucke. Unfassbarer sinnloser Müll, der da ausgestrahlt wird. Am nächsten Morgen dann direkt weiter ins Land des kommenden EM-Gastgebers. Bis Szczecin gings ganz ordentlich voran, ab dann aber allerfeinster Landstraßenterror. Für die knapp 350 Kilometer ab Grenze braucht man über fünf Stunden, schneller geht’s echt bald nicht, zudem stehen auf der gesamten Strecke gefühlte 15.675 Blitzer. Total verwirrt, der polnische Verkehrsminister. Irgendwann war aber auch das überstanden und man erreichte die Ostseestadt, wo auch gleich das Hotelzimmer bezogen wurde, ehe es per pedes direkt Richtung Ground ging. Selbiger ist quasi frisch aus dem Ei gepellt und erinnert von außen irgendwie an das Teil in Duisburg. Sowieso verbindet man ja mit Polska eher alte, vergammelte Stadien, was ja in vielen Teilen auch zutrifft aber auch hier tut sich einiges und so verändert sich auch hier Schritt für Schritt die Stadionlandschaft; solange sich nicht analog dazu das Publikum verändert, sicherlich akzeptabel. Fix die reservierten Karten abgeholt und rein in den neuen 15.000er Ground, der nicht wirklich spektakulär daherkommt. Ein schlichter viereckiger Kasten mit Sitzschalen in den Vereinsfarben, wie er auch in den Niederlanden stehen könnte. Dafür wars auf den Rängen schon besser, was beide Seiten beim heutigen Freundschaftsspiel (bezogen auf die Fanszenen) boten. Die Szenen von Arka und Lech sind eng miteinander befreundet und zusammen mit der von Cracovia Krakow bildet man eine der berühmt berüchtigsten Achsen des Landes, was auch die vereinzelten rotweißen Schals im Heimsektor erklären dürfte. Die Heimszene ließ zum Anstoß eine Vielzahl an Kassenrollen und Konfetti in den kühlen Abendhimmel entsteigen, die Gäste füllten hingegen des Gästebereich mit ordentlichen 1.600 Mann und boten im Folgenden recht ordentlichen Support, ohne mich jetzt vom Hocker, ähhh von der Sitzschale zu reißen. Ebenso die Heimseite, die es oftmals eine beachtliche Lautstärke entwickelte. Ich kann mir nicht helfen, aber der Pole grölt tatsächlich lauter als ein Deutscher J.

Spielerisch wars eher ein Langeweiler, da sehr arm an Torraumszenen, doch die letzten fünf Minuten wurden dann noch recht unterhaltsam, als der amtierende polnische Meister durch Tore in den Minuten 85, 88 und 89 das Ergebnis dann vielleicht etwas zu hoch ausfallen ließ. Nach dem Spiel zurück ins Hotel und nach einigen Bieren irgendwann eingeschlafen.

Am nächsten Tag per Auto wieder Landstraßenkunde in Polen, da Autobahn einfach nicht vorhanden. Wieder elendig lange sechs Stunden oder so gebraucht, um in der Hauptstadt anzukommen.  Jans Vater ist hier beruflich tätig und stellte uns dankenswerterweise seine Wohnung für eine Nacht; ein standesgemäßer Ingolstädter der Baureihe A6 mit Warschauer Kennzeichen stand auch in der Tiefgarage parat, man muss es ja nicht provozieren und mit einem deutschen Kennzeichen am Stadion vorfahren. Also dekadent die wenigen Kilometer zum rundum erneuerten Legia-Ground, wo heute das Stadtderby gegen Polonia stattfinden sollte und nach elendiger Parkplatzsuche irgendwas im nahgelegenen Botschaftsviertel gefunden. Am Stadion dann Enttäuschung pur, denn die erhofften Karten lagen nicht parat, überhaupt hat man nach eigenen Aussage darauf verzichtet, für Ausländer Karten zu hinterlegen. Na sowas?!

Auch an dem einzigen geöffneten Ticketschalter meldete man „sold out“ und so langsam schwante uns böses. Auch auf die sonst so letzte Alternative, den Schwarzmarkt, musste man verzichten. Karta kibica heißt der Schuldige, denn eine Eintrittskarte gibt’s eben nur unter Vorlage so einer persönlichen Karte, von der wir nun mal keine hatten. Ein Ausstellen wäre sogar möglich aber ebenso sinnlos gewesen, da ja ausverkauft. Naja, jedenfalls verhindert so ein System einen potentiellen Schwarzmarkt und auch nach nochmaligem Rumnerven auf der Geschäftsstelle führte nicht dazu, dass noch irgendwo zwei Tickets aus irgendeiner Schublade fielen. Stattdessen verwies man uns auf die nebenan gelegene Kneipe, in der vielleicht 100 grölende Polen das  mittlerweile angepfiffene Spiel im TV verfolgten. Hier kurz mal reingeschaut, laberte mich auch gleich einer an und wollte irgendwas wissen. Ich zuckte nur mit den Schultern und er verschwand wieder. Naja, nicht unbedingt ein Ort zum Verweilen und ja sowieso vollkommen beschissen. Ich guck mir das Spiel doch nicht im TV an, dann eher gar nicht, soviel Stolz muss sein. Stolz hin oder her, man musste sich zum ersten Mal überhaupt eingestehen, irgendwo nicht reingekommen zu sein, da es bislang in all den Jahren immer irgendwie einen Weg gab. Schon sehr hart, von innen die geilen und megalauten Gesänge zu hören. Ein absoluter Tiefpunkt. Also den Ort der Scham schnell verlassen und erst mal ins Zentrum gefahren, um ein wenig in nem Einkaufszentrum am Hauptbahnhof rumzulungern und dort zu speisen. Den 20 Uhr Kick bei Znicz Pruszkow ließen wir auch fallen, so etwas gibt mir nix, ich stell mich nicht bei windigen Null Grad auf nen Sportplatz und guck mir mit vielleicht 100 anderen Leuten ein Gegurke an, neee ich guck nur Knallerspiele oder gar nix ;-) Irgendwann dann zurück zur Wohnung und vor lauter Frust noch ein paar Halbe geleert, ehe irgendwann das Schlafgemach aufgesucht wurde. Rückfahrt dann am nächsten Tag. Warschau-Meppen in knapp elf Stunden. Naja, das Jahr kann ja nur noch besser werden.