SK Sturm Graz – SK Rapid Wien 0:2

08.08.2010

UPC Arena

Bundesliga

Zuschauer: 15.332 (ca. 1.500)

 

Am nächsten Morgen riss es mich bereits früh wieder aus den Federn, denn um 9 Uhr musste man in Graz sein, um den Mietwagen wieder abzugeben und die 24 Stunden Mietdauer nicht zu überschreiten. Die Autobahn zwischen Wien und Graz ist aber ganz vortrefflich, teilweise vierspurig, relativ wenig Verkehr, zumindest um diese Uhrzeit, und die Sonne schien. Dazu gibt es hier im Ösiland einige ganz gescheite Radiosender. So lässt es sich fahren. Pünktlich um 9 am kleinen Flughafen angekommen, wurde der Wagen wieder abgegeben und man begab sich via Bus (1,90 Euro) zum Hauptbahnhof. Hier erstmal im Supermarkt ne ordentlich Stulle sowie nen Kaffee besorgt und es ganz pennerlike vorm Bahnhof auf ner Bank verzehrt. Noch rund fünf Stunden bis zum Anstoß, also was tun? Mal ein bisschen durch Graz laufen, was sehr zu gefallen vermag. Nicht so unübersichtlich und hektisch wie Wien und dazu natürlich bestes Sommerwetter. Ein Gruß an dieser Stelle an alle die Sonntagmittags noch im Bett liegen, und sich vom nächtlichen Discosuff erholen. Es gibt wahrlich schöneres. Den Schlossberg erklimmen zum Beispiel. Faule können entweder mit einer Zahnradbahn oder einem Lift nach oben fahren. Athletische Sportlertypen wie ich nehmen natürlich den Fußweg, auch wenn einem danach der Schweiß in Strömen übers Gesicht läuft…..Belohnt werden alle Anstrengungen aber mit einem tollen Blick über Graz und dessen Altstadt. Danach noch ein wenig am schönen Hauptplatz rumgelegen, ehe es mit der S-Bahn in den Bezirk Liebenau ging, wo die UPC Arena steht, die einst, dem wohl berühmtesten Grazer zu Ehren, Arnold – Schwarzenegger - Stadion hieß.

Hier musste als erstes die Kartenfrage geklärt werden, was aber recht einfach ging, da es auf den Geraden noch einige freie Plätze gab (zu Spielbeginn meldete man dann allerdings offiziell ausverkauft). Nachahmern sei also empfohlen, recht zeitig am Stadion zu sein oder halt vorher den Onlineverkauf zu nutzen. Die Zeit bis Spielbeginn verbrachte ich anschließend im Stadionumfeld, welches sich mehr und mehr füllte. Teile der Grazer Ultras schwadronieren umher und erleichtern einzelne Rapidler Ultras um Schals, besonders aktiv scheinen in dieser Beziehung die Jungs der Brigata Graz zu sein. Polizei reagiert dabei eher zurückhaltend, als Beispiel sei eine Situation genannt in der einige Grazer die gerade aus der S-Bahn gestiegenen Wiener angreifen, die Polizei nimmt einen Grazer in den „Schwitzkasten“ und lässt ihn ohne Personalienfeststellung etc.wieder laufen. Bei uns hätte man das Spiel sicherlich wieder in einer kleinen Zelle verfolgen können.

Irgendwann dann rein ins Stadion, wo man sich an zwei prall gefüllten Fanblöcken erfreuen konnte. Besonders gespannt war ich auf den Auftritt der Ultras Rapid, die von nicht wenigen als das Beste im deutschsprachigen Raum bezeichnet werden. Und diese Einschätzung sollte sich bewahrheiten. Das war Ultra in Reinkultur! Mehr geht nicht! Ein absoluter Rausch! Zu Spielbegin zeigte man eine Choreo, deren Aussageabsicht ich zwar immer noch nicht verstehe und im Folgenden gab es lautstarken und geschlossenen Support vom Allerfeinsten. Über das seit Beginn des Jahres verschärfte Anti-Pyro-Gesetz wird offenbar auch mehr oder weniger gelacht, denn immer mal wieder entflammten im Rapid Block Bengalos, ohne dass sie aus der Hand fallen gelassen wurden. Nein, der Besitzer steht munter fackelnd im Block ohne dass Polizei oder Stadionsprecher sich genötigt sehen, dem Treiben Einhalt zu gebieten. Müßig zu erwähnen, dass niemand verletzt wurde oder sich in seiner „Gesundheit gefährdet“ sah.

Auch der Auftritt der Grazer war überraschend gut, besonders die clever gemachte Choreo zu Spielbeginn erntete von vielen Tribünensitzern lauten Applaus. Gezeigt wurde zunächst ein Spruchband „Peter, keine Bange- was du kannst, können wir schon lange“, dahinter tausende weiße Pappen. Wer sich jetzt fragte, was das soll wurde wenige Sekunden später aufgeklärt, als die Pappen umgedreht wurden und tausende ausgestreckte Mittelfinger zum Vorschein kamen.

Richtig gut wird diese Aktion allerdings erst, wenn man den Hintergrund kennt. Rapid Trainer Peter Pacult zeigte nämlich im letzten Aufeinandertreffen beider Teams den Grazer Fans den „Stinkefinger“ und bekam heute dafür die passende Antwort! Nette Aktion!

Insgesamt eines der besten besuchten Spiele in diesem Jahr, sodass auch die 90 Minuten wie im Flug vergangen und ich mich nach Abpfiff sofort in Richtung Bahnhof begab, da in gut einer Stunde mein Zug nach Linz fahren sollte. Geplant war, ab Linz den Nachtzug nach Hannover zu nehmen, allerdings mit einer Umsteigezeit von neun Minuten. Auf dem Weg von Graz nach Linz fuhr man durch ein übles Gewitter in den Bergen und einmal machte der Zug sogar in nem Tunnel ne halbe Vollbremsung, sodass man seinen Anschlusszug schon ohne sich selbst abfahren sah. In Linz schließlich aber doch noch mit sechs Minuten Verspätung angekommen, schnell zum passenden Gleis gesprintet und das Liegewagenabteil bezogen, in dem schon zwei Mädels und ein Typ (Quizfrage: Wer stört??) lagen. Kurzer Smalltalk ehe irgendwann die Nachtruhe gefunden wurde, was erstaunlich gut ging, bis man am nächsten Morgen mit Umstiegen in Hannover und Rheine wieder im Emsland war.