Hallescher FC - SV Meppen 3:3
26.10.2019
Kurt-Wabbel-Stadion
3. Liga
Zuschauer: 8.323 (130 Gäste)
Kannste nicht tippen,
echt nicht.
Gemeint sind die möglichen Ergebnisse, die die Fußballer meines SVM jeweils
nach je 90 Minuten fabrizieren.
Auf Galaauftritte gegen Kaiserslautern zuhause (6:1) oder in Duisburg (1:3)
folgten dumme Niederlagen gegen Uerdingen zuhause, in Rostock oder Würzburg und
der ein oder andere Nörgeler ging sogar so weit der Mannschaft ein
Mentalitätsproblem vorzuwerfen, welches dafür sorgt, dass nur 100% abgerufen
werden, wenn man unter Druck gerät bzw. in die bedrohliche Nähe der
Abstiegsränge kommt.
Dass die Truppe ein solches Mentalitätsproblem aber nicht hat (Oder vielleicht
doch? Dumm, dass ich diese Zeilen nach dem gestrigen Pokalspiel in Rehden
schreiben muss) zeigte sie heute dann recht eindrucksvoll.
Aber der Reihe nach....
Ich war seit längere Zeit mal wieder Passagier im „Szenebus“, welcher bereits
um 5 Uhr in der Früh zur Abfahrt rief. Ende Oktober wird es ja auch erst gegen
8 Uhr so richtig hell und so tingelte man fast drei Stunden durch die
Dunkelheit und kam sich dabei vor wie auf einer Auswärtsfahrt durch Lappland
oder so, wo das halbe Jahr quasi permanente Dunkelheit herrscht.
Naja, trotzdem war es insgesamt recht kurzweilig, mit den richtigen Leuten an
Bord vergehen die Stunden recht angenehm, ja gefühlt sogar einigermaßen schnell
und so erreichte man mit reichlich Zeitpuffer das Kurt-Wabbel- Stadion zu Halle
an der Saale.
Diese Stadt hatte jüngst traurige Schlagzeilen gemacht, als vor etwa zwei
Wochen ein Irrer nach dem glücklicherweise gescheiterten Anschlag auf Betende
in einer Synagoge wahllos zwei Menschen erschoss, darunter ein junger Mann mit
Zugehörigkeit zur HFC Fanszene.
Als wäre das alles nicht traurig genug, ist es sicherlich nicht einfach, wie du
als Fanszene mit so einer Tat umgehst und entsprechend dein Beileid zum Ausdruck
bringt.
Die Fanszene des HFC beantworte diese sensible Frage ganz gut, indem man den
eigenen Block mittels schwarzer Tafeln und Folien in „Trauer“ hüllte und
mittels zweier bengalischer Lichter den Getöteten gedachte. Die Mannschaft
spielte zudem in Sondertrikots, welche nach dem Spiel versteigert wurden und
der Erlös den Hinterbliebenen zukommen wird.
Trotz allem Unverständnis über solche sinnlosen Anschläge musste anschließend
wieder der Hebel umgelegt werden, denn es ging ums Sportliche, sprich Punkte in
Liga 3.
Während der SVM nach 12 Spieltagen 15 Punkte verbucht, setzt Halle des
positiven Trend der Vorsaison weiter fort und grüßt sogar mit 24 Zählern von
der Tabellenspitze.
Ohnehin ist der HFC so ein Gegner, der dem SVM irgendwie so gar nicht liegt. Zu
wenig Licht sah mit in den vergangenen Spielen gegen die Truppe, die gefühlt
mindestens zur Hälfte aus 2 Meter großen Athletik-Mutanten besteht.
Also mal lieber gar keine Erwartungen haben, dann wirst du auch nicht zu sehr
deprimiert sein am Ende.
Und los ging’s tatsächlich wie (fast) erwartet. Es dauerte keine 12 Minuten, da
netzt Halle zum 1:0 und wenig später wird gar auf 2:0 erhöht. Puuuh, nix zu
holen heute hier und kurzer Prozess?
Mitnichten, denn ab jetzt sollten die seit langem nervenaufreibendsten Minuten
mit dem SVM folgen, an Dramatik reichte es gut und gerne für gleich drei Spiele.
Sattverfrüht aufzugeben und sich seinem Schicksal zu ergeben, kommen die
Blauweißen nun wesentlich besser ins Spiel und in der 30. Minute trifft der
immer stärker werdende Undav zum Anschluss. Der rund 120 Mann/Frau starke SVM
Pöbel im Gästeblock wittert nun natürlich wieder Morgenluft und treibt das Team
akustisch nach vorne ehe Steffen Puttkammer tatsächlich sechs Minuten später
zum 2:2 trifft. Wahnsinn, wasn hier los?
Zeit zum Verschnaufen bleibt nicht, denn schon ist ein Hallenser auf dem Weg in
Richtung gegnerisches Tor. Unser Keeper kommt raus und klärt vorm 16er mit der
Hand.
Wenig regelkonform und
somit heißt es Rote Karte.
Der Moment sicherlich, der bei unserem 20-jährigen Ersatztorhüter Matthis
Harsmann den Puls sprunghaft in die Höhe schießen ließ, denn jetzt musste er in
die oft zitierte Bresche springen und den im Folgenden von der Strafraumgrenze
getretenen Freistoß parieren, was ihm glücklicherweise gut gelang.
Die kurz danach eingeläutete Halbzeitpause bot Zeit zum Verschnaufen und
klarzukommen.
Was bitte war denn das hier? Holen die Jungs doch tatsächlich nen 2:0 Rückstand
auf.
Auch in der zweiten
Hälfte spielte die Truppe trotz Unterzahl nun gut mit, konnte aber nicht
verhindern, dass Halles Julian Guttau nach einer knappen Viertel Stunde erneut
die Führung erzielt. War es das jetzt? So richtig Hoffnung gab es nicht mehr,
aber der SVM sollte und wollte sich heute hier nicht geschlagen geben. Marius
Kleinsorge flitzt Richtung gegnerisches Tor und kommt im 16er zu Fall, woraufhin
der Schiri auf den Punkt zeigt und Hassan Amin abgezockt verwandelt.
Geeeeeeeeiiiiiil! Für so
einen scheiß stehe ich morgen um 4 auf und fahre 15 Stunden Bus!
Irgendwie gelang es dann
den Spielstand bis zum Schlusspfiff zu retten, womit nach einer gebührenden
Honorierung der Mannschaft und allen voran des jungen Torhüters gut gelaunt die
Heimfahrt angetreten wurde.
Beste Auswärtsfahrt seit langem!!
Besten Dank an Blaubacke für die Bilder!