TSG 1899 Hoffenheim - VfL Bochum 3:0

12.09.2009

Rhein-Neckar-Arena

1. Bundesliga

Zuschauer: 29.500 (ca. 800 Gäste)

Der Jan war heute fest entschlossen, Deutschlands höchste Spielklasse zu komplettieren und somit muss auch ein Ground wie der im beschaulichen Sinsheim besucht werden. Da auch mir dieser „ wunderschöne“ Neubau noch fehlte, war ich natürlich dabei und wurde morgens um halb zehn abgeholt. Da wir geschickt einige Staus im Kölner Raum umfuhren, kam man auch nach nur vier Stunden Fahrtzeit am Bestimmungsorte an und trug seinen ersten Teil zur Refinanzierung der Rhein-Neckar-Arena bei, indem man sündhafte 5 Euro Parkgebühren zahlen musste. Das Stadion wurde vor etwa einem dreiviertel Jahr lieblos inmitten des Nirgendwos hingeknallt und entspricht dem, was ich mir ausgemalt habe. Viel Glas und Kunststoff, dafür umso weniger Stahl und Beton. Kurzum kein Stadion, das ein Kribbeln in der Magengegend hervorruft, wenn man es zum ersten Mal sieht.

Passend dazu auch die Leute, die wohl jedes zweite Wochenende hier hingehen. Interessierten sich vor gar nicht allzu langer Zeit kaum mehr als 5.000 Zuschauer regelmäßig für die Kicker der TSG, so knackt man nun – wo man plötzlich bundesweit für Schlagzeilen sorgt - regelmäßig locker die 20.000er Marke. Es ist schließlich total IN, mit der ganzen Familie ins Stadion zu schlurfen und dort tollen Fußball zu schauen. Ideale wie Tradition, Stolz und Verbundenheit zu Stadt und Verein sind 80 % der Stadiongänger in Deutschland halt völlig Banane; setzt ihnen ein gut spielendes Team und ein komfortables Stadion vor die Nase und die Sache läuft. Das hat hier geklappt und wird leider auch mittelfristig in Leipzig klappen. Das ganze Drumherum ist dann auch logischerweise völlig auf Kommerz und Familienfreundlichkeit ausgelegt. Die „Kunden“ rennen massenweise in den „1899-Store“, Tickets kauft man (sofern es am Spieltag noch freien Verkauf gibt) am „Ticketpoint“ und für Beschwerden („warum haben wir nur 3:0 gewonnen!!!!????“) ist extra ein „Troublecounter“ eingerichtet. Hoffenheim – home of modern football.

Jeder kauft sich dann natürlich noch einen hübschen TSG Schal, meint spätestens dann, er sei der geilste Fan überhaupt und rein ins Stadion, wo es bei den völlig überzogenen Einlasskontrollen noch kurz Theater wegen meine Kamera gab, da größere Geräte mit stärkeren Objektiven hier nicht erlaubt sind, meine aber so grade noch durchging. Lächerlich!! Endlich drinnen erwartet einen die Minuten bis zum Anstoß das totale Entertainment, der DJ spielt einen total sinnlosen und wirren Musikmix, dazwischen turnt ein armer Student im Hirschkostüm umher und macht sich fast so lächerlich, wie die Leute, die sich von ihm animieren lassen. Dann gibt’s nochmal das „Badener Lied“, indem ja viele Städte der Region ob ihrer Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten besungen werden; Sinsheim wird komischerweise nicht genannt, nicht mal Herr Hopp wird besungen. Muss mal in Meppen auch mal einführen, dass wir hier das „Emslandlied“ singen und da so Städte wie Lingen und Papenburg preisen, ohne Meppen selbst zu erwähnen. Fänd ich top!!

Bevor es endlich losgeht, bekommt man zuguterletzt noch das Vereinslied um die Ohren gehauen, in dem sich so geistreiche Zeilen wie „Hoffe, Hoffe, super Hoffe…..“ finden, zu dem alle Zuschauer mit ihrem neu gekauften Schal wedeln. Als das Spiel dann beginnt, erhebt der Supportersblock der Heimfans seine Stimme. Nichts Besonderes, nichts was sich vom Mainstream deutscher Kurven in irgendeiner Form abhebt, zudem lässt man bereits nach zwanzig Minuten stark nach. Im Eck auf der gegenüberliegenden Seite hatten sich ca. 800 Bochumer eingefunden, von deren Hauptteil zwar man kaum etwas hörte, dennoch war dort ständig Bewegung, viel Armeinsatz usw. Geht also ok, zumal die eigenen Mannschaft ja heute mal gar nichts zeigte. Hoffenheim war ebenfalls nicht überragend, erzielte aber dennoch mal locker und ohne viel Mühe durch Ba, Obasi und Compper drei Treffer und ebenso viele Punkte mehr als die Gäste. Paar Minuten vor Schluss haben wir genug gesehen und sprinten zum Auto, um dem unvermeidbaren Abfahrtchaos zu entgehen, was hervorragend gelingt.

Fazit: Hab mich sicherlich schoneinmal wohler gefühlt bei einem Spielbesuch!