KS Lechia Gdansk – KKS Lech Poznan   1:4

19.10.2013

Baltic Arena

Ekstraklasa

Zuschauer: 14.690 (ca. 1.200 Gäste)

 

 

Um aus der Stadt Bydgoszcz überhaupt herauszukommen, musste etwas Zeit verbracht werden. Zeit, von der man nicht allzu viel hatte, denn auch in Gdansk oder Danzig würde man mit dem Anpfiff um 20:30 Uhr nicht warten.

Ein Stau oder ähnliches hätte fatale Folgen gehabt, aber im Grunde kam man ganz gut vorwärts und hatte rund 40 Minuten vor Spielbeginn das hell erleuchtete Stadion vor sich. Ursprünglich ganz kurz gemachte Überlegungen, direkt nach dem Spiel wieder nach Hause zu fahren (was sind schon 1.000 Kilometer?) wurden ganz schnell wieder beiseite geschoben. Das wäre ja total krank gewesen und wäre mit Sicherheit auch nicht gut gegangen. Somit paar lohnenswert angelegte Euros investiert und vorab das Hotel Arena gebucht, welches - der Name lässt es vermuten- nur wenige Gehminuten vom Stadion entfernt liegt. Hier aus Zeitgründen nur kurz eingecheckt, ohne aufs Zimmer zu gehen und direkt weiter.
Die PGE Arena (ich nenne sie trotzdem lieber Baltic Arena, denn nichts ist so vergänglich wie gekaufte Stadionnamen) kennt ja sicherlich jeder, der sich ein wenig für Fußball interessiert oder zumindest alle zwei Jahre so tut.

Wurde 2011 fertig gestellt und war bei der EM 2012 Spielort. Unter anderem Jogis Jungs traten hier im Viertelfinale gegen Griechenland an.
Obwohl das alles schon ne Weile zurück liegt, siehts in der unmittelbaren Umgebung des Stadions immer noch nicht komplett fertig aus. Nachdem man über irgendwelche Bahngleise stapfen muss, um aufs Gelände zu kommen, ist auch hier noch stellenweise Vorsicht geboten, um nicht in eine Baugrube zu fallen oder sich sonst wo einen Bänderriss zu holen.
Ansonsten aber alles gut; das Stadion macht so beleuchtet ganz schön was her und auch der im Volksmund benutze Name „Bernsteinstadion“ leuchtet (hihi „leuchtet“)  irgendwie ein. Weiterhin sind Ähnlichkeiten zur Arena in München durchaus vorhanden. Die Übergabe der Tickets klappte auch problemlos und somit saß man 10 Minuten vor Anstoß auf Höhe der Mittellinie.
Trotz Neubaus und Arena finde ich das Stadion soweit ganz nett, denn es ist kein 0815- Bau, sondern hat durch die geschwungene Dachkonstruktion und die Sitze in verschiedenen Grüntönen (Reptilienstyle!!) durchaus individuellen Charme.
Wie überall lockt solch eine Arena aber auch durchaus komisches Publikum ab, welches man auch ohne weiteres 1:1 mit dem in Bundesligastadien austauschen könnte, da es sich genauso peinlich verhält. Hinter uns saßen z. B. zwei ältere aufgetakelte Damen, die ständig kreischten, die Lieder schief, falsch dafür aber sehr laut mitsangen und mir einfach nur gehörig auf den Zeiger gingen.

Kann mir kaum vorstellen, dass diese Leute auch im alten Stadion regelmäßig Gast waren. Wesentlich brauchbarer dann aber das Klientel im Fanblock, welches heute zwar auf optische Besonderheiten verzichtete aber dennoch einen Sahnesupport hinlegte. Durchgängig und mega laut, das nur zu einem Drittel gefüllte Stadion trug sicherlich seinen Teil zur Akustik bei und dennoch; der Vorsänger (auch hier ähnlich wie in Bydgoszcz eine ziemliche Kante) schrie wie ein Geistesgestörter ins Mikro und trieb die Massen immer wieder an. Entweder der ist ne Woche lang heiser, hat sich operativ die Stimmbänder verstärken lassen oder ich weiß es nicht. Krass!
Gästefans waren so geschätzte 1.200 anwesend, inklusive Unterstützung von Arka Gdynia, zeigten einen soliden Auftritt, hatten aber gegen die stimmgewaltigen Gastgeber (auch hier übrigens Unterstützung von Wisla Krakow) kaum eine Chance sich Gehör zu verschaffen. Zudem schien es als fehlten die wichtigen Leute, denn gemessen an dem heutigen Auftritt hat Lech schon locker mehr drauf. So dann doch eher mittlerer Durchschnitt bzw. etwas enttäuschend.
Etwas besser taten sich hingegen die Kicker in den blauweißen Trikots, welche sich von der Führung der Hausherren nicht beeindrucken ließen, schnell ausglichen und letztlich deutlich siegten.
Gdansks Anhang zeigte sich dadurch kaum gehemmt, sondern feierte sein Team auch weit nach Abpfiff als wäre es soeben polnischer Meister geworden frenetisch. Selbst die Kicker standen ungläubig vor dem Heimblock und tankten wohl so neues Selbstbewusstsein. Wie gesagt, unerwartet toller Auftritt Lechias.
Wir also nach dem Spiel zurück ins Hotel, wo man ziemlich fertig aufs bzw. ins Bett fiel, noch kurz die Sportschau schaute, zwei Bierchen wegzog und dann schlief.
Halbwegs ausgeschlafen stand dann am nächsten Tag die Rückfahrt an. Zwar wären auch heute noch locker zwei Spiele drin gewesen, aber zumindest der Jan musste am Montag wieder auf der Arbeit Präsenz zeigen.
Die Rückfahrt, vor der es mir ohnehin schon graute, verlief wie erwartet zäh wie Kaugummi und dauerte ziemlich genau 12 Stunden, was nicht zuletzt an den nervigen polnischen Landstraßen lag, zudem hätten wir fast den Tank leer gefahren, da irgendwie keine Tankstelle erscheinen wollte. Bemerkenswert allerdings, dass Jan die komplette Strecke alleine fuhr, da er sich "fit" fühle und " zum Tatort zuhause sei" wollte. Hat leider nicht ganz geklappt, ne halbe Stunde musste wegen Staus in Hannover verpasst werden.

Trotzdem wieder mal interessanter Trip ins polnische Nachbarland.