Winter ist ein Arschloch, ein riesen Arschloch sogar! Vor allem dann, wenn er
dafür sorgt, dass man fünf Tage vor dem heiß ersehnten Trip
zum Stadtderby in Belgrad das Spiel samt Flug in die Tonne hauen kann. Ist vermutlich
besser, künftig prinzipiell nur noch ab Mitte März Spiele zu besuchen.
Jedenfalls gut angefressen stand man nun vor der Aufgabe, das Karnevalswochenende
halbwegs vernünftig mit Alternativen zu füllen und auch der Jan war
fest entschlossen irgendwas zu fahren.
Mannheim vs. Kassel mit anschließendem Trip nach Frankreich wurde auserwählt,
ehe das eingangs erwähnte Arschloch auch den erstgenannten Kick auf unbestimmte
Zeit nach hinten verschob. So blieb also nur die abgespeckte Variante mit zwei
Spielen der Ligue 1.
Somit gabelte mich der Jan am Samstag Vormittag auf und los ging die Reise nach
Lothringen, die dann plötzlich auch auf der Kippe stand als man bei der
ersten Rast eher zufällig den Nagel bemerkte, der fest und tief im linken
Hinterreifen steckte. Das Risiko einer Reifenpanne mitten im Nirgendwo wollten
wir unbedingt vermeiden und hatten mittels moderner Navigationshilfe das Glück,
am Samstag Nachmittag kurz hinter Köln noch eine Werkstatt zu finden, die
kurzerhand einen neuen Reifen aufzog.
Gut, und weiter gings. Zeitpolster hatte man reichlich und so wurden die restlichen
Kilometer bis zum Ziel abgespult. Das Stadion wurde direkt angesteuert und nachdem
problemlos die Eintrittskarten beschafft worden waren auch betreten.
Optisch könnte dieses auch 1:1 in Holland stehen, überdachter, etwa
20.000 Zuschauer fassender All-seater und wahrlich kein Highlight architektonischer
Stadionbaukunst.
Gast war heute der amtierende französische Meister aus Lyon, welcher von
rund 300 Anhängern, davon schätzungsweise die Hälfte Ultras,
begleitet wurde. Diese lieferten sich kurz vor Spielbeginn eine kleinere Auseinandersetzung
mit den Ordnern im Block, ehe man sich auf die Unterstützung der Mannschaft
besann. Dies gelang während der gesamten Spielzeit ganz ordentlich und
eigentlich war immer Bewegung im Block, ohne jetzt allerdings Bäume auszureißen.
Die heimische Fanszene hingegen enttäuschte mich etwas. Hinter dem einen
Tor findet sich eine Gruppe namens "Red Sharks", die etwa 25 Leute
umfasst, welche sich zwar bemühten aber ansonsten recht dürftig rüberkamen.
Gegenüberliegend findet sich - zumindest dem Banner nach - die "ASNL
Fans Connexion", die aber ganz arm wirkte. Ein Typ mit Megafon versucht
die vor ihm Stehenden zu animieren. Erfolg: äußerst gering beziehungsweise
nicht vorhanden.
Spielerisch wars eher unteres Niveau. Lyon tat nicht mehr als nötig und
kam auch so durch Tore von Chris und Benzema zu einem nie gefährdeten 2:0
Sieg, der ein weiterer Schritt in Richtung achte Meisterschaft in Folge bedeutet.
Glanzpunkt des Besuchs stellte da noch der in der Halbzeit verspeiste Fleischballen
im Teigmantel dar, wobei ich bis heute rätsel, welches Tier hier zu solch
wohlschmeckendem Endprodukt verarbeitet wurde. Rind und Schwein wars nicht.
Ich vermute daher - ganz frankreichtypisch - Frosch!!!!??
Nach dem Spiel kurvte man auf dem Weg zur Übernachtungsstelle
(Hotel Mister Bed, ähnlich spartanisch wie ein Formel 1 Hotel, dafür
aber günstig) noch etwas durchs menschenleere Nancy. Schon komisch, trotz
Samstag Abend kaum Menschen auf den Straßen; ich werde die Eigenarten
des französischen Volkes wohl nie ganz verstehen.
Nach zwei Bierchen wurde sich dann auch schlafen gelegt, viele Alternativen
boten sich in dieser Stadttrotz seiner gut 100.000 Einwohner wohl eh nicht.