Newcastle United FC – Everton
FC
28.12.2019
St. James’ Park
Premier League
Zuschauer: 52.211 (ca. 4.000 Gäste)
Wird mal wieder Zeit über den fußballerischen Tellerrand zu
blicken, denn in letzter Zeit wurde ja ausschließlich über den SVM berichtet,
wobei es sich hier natürlich nicht zu einer reinen SV Meppen-Berichtepage
wandeln soll.
Also ging es zwischen den Feiertagen nochmal ins Mekka der
Hoppingszene - nach England.
Aber was war das denn für eine Planung? Mehr davon und ich hänge mein Hobby an
den Nagel und geh nur noch auf Konzerte, Angeln oder in Kneipen. Ist alles
tausendmal entspannter.
Recht früh wurden die Flüge Düsseldorf Manchester und return
bei Eurowings zum fairen Kurs gebucht, allerdings waren bis dato nur die Rahmenterminierungen
klar. Die Genossen Gerrit und Dennis waren angedachte Mitfahrer.
Kaum waren die Terminierungen fix, da fing letzter an zu klagen, dass alles
„maximal scheiße“‘sei, da man ja keine drei Spiele machen könne (was im Nachhinein
allerdings ging).
Die Aussicht auf ein Spiel im geilen St. James‘ Park zu
Newcastle upon Tyne und das Glasgower Stadtderby am Folgetag beruhigten die
Gemüter aber recht schnell wieder und für ein paar Wochen war Ruhe im Karton.
Mit voranschreitender Zeit kam dann in der Reisegruppe mehr und mehr die
Erkenntnis auf, dass es vielleicht ein doch etwas gewagtes Unterfangen sein
könnte, einfach mal zu dritt beim Old Firm in Glasgow aufzulaufen und dort
darauf zu hoffen, dass irgendwie irgendwo noch ne Karte für jeden abfällt (was
zahlreichen Berichten zu Folge auch tatsächlich doch geklappt hätte).
Natürlich ist das Ding beim Derby immer restlos ausverkauft
und sofern nicht wirklich sehr gute Kontakte zu entweder Celtic oder Rangers
bestehen, ist auf offiziellem Wege nix möglich. Sündhaft teure Ticketagenturen
kommen natürlich nicht in Frage und so wurde weiter in Untätigkeit und Agonie
verharrt.
Zumindest sind Karten für Newcastle vs. Everton easy verfügbar, denn die Magpies
(dt. Elstern) spielen eine eher durchwachsene Saison und zahlreiche Fans stehen
mit dem Klubbesitzer auf Kriegsfuß, weswegen bei einigen vom Stadionbesuch temporär
abgesehen wird, sodass nicht wenige Plätze frei bleiben, was eher nicht die
Ansprüche des Clubs zu sein scheinen.
Gut jedoch für so richtige Grrrrrrroundhoppers, um an Karten zu kommen.
Denkste, denn was machen die Affen, um mehr Zuschauer ins Stadion zu kriegen? Rufen
eine Art Dauerkarten-Aktion aus, die so aussieht, dass Dauerkarteninhaber für
zehn Spiele der Rückrunde eine kostenlose weitere DK erwerben können und so eine
weitere Person für lau mit ins Stadion schleppen können. Da schleppt also jetzt
Willy Wright seine hässliche Frau mit ins Stadion, die vorher noch nie in selbigem
war….
Beginn der ganzen Aktion das erste Spiel der Rückrunde, also genau unser
gewünschtes Spiel. Na, herzlichen Glückwunsch. Auch der Versuch in einer kurzen
General-Sale-Phase noch drei Tickets zu ergattern, scheiterte grandios, ehe das
Ding auch schon „sold out“ meldete.
Jetzt war Polen offen und in Meppen und ganz besonders in Gescher (gesprochen
mit kurzen „e“) lagen die Nerven blank.
Mehr und mehr sah man sich einer Tour entgegen, die wohl hauptsächlich aus der
Kategorie Bummsspiele bestehen sollte, wollte man vermeiden, irgendwo ohne
Ticket vor verschlossenen Türen zu stehen. Klar gibt es Spiele bzw. Stadien,
die im Vergleich zu anderen besser bzw. besonderer sind, das alles hat für mich
aber nicht die soooo hohe Priorität und ich wäre auch mit nem Kick vor
5.000 Visitors in Liga 3 oder 4 zufrieden, solange ein saftiger Schmierburger
zwischen meinen Zähnen zerquetscht wird und mit einem frischen Ale
heruntergespült werden kann.
Aber es kam, wie es sich andeutete. Mitstreiter Nummer 3 sagte die Tour wenige
Tage vor Start ab, wobei letztlich noch nachvollziehbare familiäre Gründe
ausschlaggebend waren.
Auch wenn ich mich von so etwas bei künftigen Trips nicht freisprechen kann und
Familie auch bei mir immer an erster Stelle steht, nervt sowas natürlich und
sorgt dafür, dass ich zwei Tage vor Start alles umkrempeln muss und
insbesondere der nun von mir zu buchende Leihwagen doch recht happig preislich
zu Buche schlägt.
Die Zuggesellschaften riefen dann noch höhere Preise auf, sodass tatsächlich
noch das „rental car“ die „günstigere“ Alternative war. Gottohgott!
Als wäre das nicht Nervenstrapaze mitten in der eigentlich doch zur Besinnlichkeit
animierenden Weihnachtszeit genug, kam die Ankündigung der Fluggesellschaft
UFO, noch vor Silvester streiken zu wollen, man wolle am 27.12. um 17 h (und
somit ca. 14 Stunden vor geplanten Abflug) auf dem gewerkschaftseigenen YouTube-Kanal
verkünden, wann und wie umfangreich.
Da ich eh zuhause saß, also mal reingeschaut und da sitzt da ein Knilch in
irgend nem Großraumbüro und liest vor einer in allenfalls mittelmäßiger
Qualität übertragenen Webcam sitzend einen Text vor.
Interessant war aber nicht das Ambiente, sondern die Message und die war so
weit erstmal beruhigend, denn vorerst wolle man nur die etwa 30 Maschinen der
Germanwings bestreiken und somit hauptsächlich innerdeutsche Verbindungen,
sodass der Reise und insbesondere dem Rückflug kein Arbeitskampf im Wege stand.
Spulen wir daher etwas vor und schauen wir den verbliebenen zwei Protagonisten
dieses Berichtes dabei zu, wie sie im kleinen aber knallroten Hyundai i10-Renngefährt
vom Airport Manchester die rund 2,5 Stunden gen Nordosten nach Newcastle upon
Tyne ballern. Zwei Karten konnte ich auf Grund von „Kontakten“ dann im Voraus
doch noch zum Originalpreis (38 Pfund) sichern.
Schon bei Einfahrt in die Stadt ragen die gewaltigen Stands
des St. James‘ Park über Wohnhäuser und Bürogebäude und erzeugen in der Hose
des passionierten Fußballtouristen eine leichte Erektion.
Seit 1892 steht diese Fußballarena hier mitten in der Stadt,
den ganz stark prägenden optischen Charakter erhielt der Ground aber erst im
Jahre 2002 als im Zuge einer Kapazitätserweiterung (von ca. 35.000 auf ca.
52.000) zwei Tribünen erweitert wurden, sodass nun diese zwei die beiden anderen
um fast das Doppelte überragen. Sehr, sehr geil.
Nicht so geil sind die jüngsten Erfolge der Magpies der jüngeren Vergangenheit.
Rein sportlich hat man irgendwie irgendwann den Anschluss an die großen Clubs
der Premierleague verloren und dümpelt irgendwo im Mittelfeld der Liga herum.
Nennenswerte Erfolge (4 Mal Meisterschaft, zuletzt 1925 und 6 Mal FA Cup-Sieger,
zuletzt 1955) liegen lange Jahre zurück und außer ein paar
Europapokalteilnahmen (letztmalig 2013) spielt man auch auf internationaler
Bühne keine Rolle mehr.
Sehr schade, denn der NUFC ist der einzige Verein in England zu dem ich seit
Kindheit an irgendeine nicht genauer definierbare Verbindung habe. Irgendwie
fand ich den Club immer ganz cool, auf irgendeinem Fußballspiel auf der
Nintendo-Konsole war Newcastle - weiß der
Teufel warum - oftmals mein Team und Spieler
wie Michael Owen, Alan Shearer, Paul Gascoigne oder auch Andy Cole waren Idole
meiner (frühen) Jugend. Unbestreitbar hat dieser Club etwas, das ich bei
anderen englischen Clubs oft vermisse. Irgendein Gefühl von Mythos und
britischer Fußballgeschichte….schwer zu beschreiben irgendwie und deswegen war
ich froh, hier heute endlich mal ein Spiel zu sehen.
Der Gast aus Liverpool wird dabei von einer großen Anzahl Anhängern begleitet.
Schwer zu schätzen, ich suche immer noch nach der offiziellen Gästefanzahl,
aber etwa 4.000 dürften sicherlich den Weg hierher gefunden haben und so findet
sich ein schöner Pöbel im Oberrang der Hintertorseite, der immer mal wieder
gesanglich einsteigt und ein paar Mal ganz ordentliche Lautstärken erreicht. In
Sachen Support geht daher der Sieg heute klar an die Anhänger der „Toffees“,
denn die Heimseite bleibt - wir leider allzu oft auf der Insel -
stimmungstechnisch schwach.
Auch sportlich reicht es am Ende zu einem verdienten Auswärtssieg, Neutrainer
Carlo Ancelotti ist seit wenigen Tagen im Amt und scheint den Gesängen nach zu
urteilen bei den Anhängern recht beliebt zu sein. Bleibt abzuwarten, was der
alte Carlo noch aus dem Team im Laufe der Saison herauskitzeln kann und ob es
vom derzeitigen Tabellenplatz 10 noch höher in Richtung internationaler Plätze
geht.
Für uns ging es nach dem Spiel zunächst allerdings wieder „tiefer“, also zurück in den Stadtrand Manchesters, wo mit Blick auf die Planung des Folgetages strategisch günstig im preislich fairen „Victoria Hotel Manchester“ abgestiegen wurde und ich mir das kühle „Newcastle Brown Ale“ (Geschmacks-Schulnote 2-) nach einem langen Tag doch mehr als redlich verdient hatte. Cheers!!