Wisla Plock SA – MKS Pogon Szczecin  2:3

09.02.2020

Stadion im. Kaziemierza Gorkiego

Ekstraklasa

Zuschauer: 4.232 (550 Gäste)



So, Auftakt ins Fußballreisenjahr 2020 und Danke natürlich auch an all diejenigen, die Anfang des Jahres abgestimmt haben. Erwartungsgemäß eine deutliche Mehrheit für den Beibehalt der Homepage und gegen ein eventuelles Printmedium. Somit bleibt (zumindest vorerst) alles beim Alten.

Die Anzahl der bislang im neuen Jahre gesehenen Spiele hält sich arg in Grenzen. Bislang wurden nur die zwei letztlich enttäuschenden SVM-Heimspiele gegen Mannheim und Chemnitz begutachtet und eigentlich müsste hier vom Auswärtssieg beim 1. FC Magdeburg berichtet werden, aber der aufmerksame Leser hat vermutlich in einem der letzten Berichte wahrgenommen, dass mir der recht neue Arbeitgeber zumindest vorerst einen Strich durch die Samstags-Auswärtsspiele macht. Hass pur, kann man da nur sagen, aber mir bleibt derzeit wenig Verhandlungsspielraum.
Eine Ersatzdroge muss aber her, soviel steht fest.
Wenn der Samstag schon nicht geht, muss jedenfalls der Sonntag her und da bietet sich ein feiner Doppler in Polen ganz gut an.
Ja, und als Anreisemittel wurden im neuen Hoppingjahr ebenfalls neue Wege eingeschlagen, denn die Bahn sollte mich zum Europa-Spezial-Preis mit Umstiegen in Hannover und Berlin binnen zehn Stunden in die polnische Hauptstadt „katapultieren“. 
Ich bin bei Bahnreisen mit mehreren Umstiegen ja immer mehr als skeptisch halbwegs pünktlich das Ziel zu erreichen,  aber heute lief tatsächlich alles glatt.
Sollten die Bahn und ich mittelfristig tatsächlich noch Freunde werden? Man wird es sehen…
Im Oldschool-Eurocity der PKP (polnische Staatsbahn), der das Teilstück Berlin-Warschau bedien, gab es dann sogar für jeden Reisenden eine Flasche Wasser gratis. Stark!!

Eine halbe Stunde vor Geisterstunde kam ich also planmäßig am Warszawa-Centralna, dem Hauptbahnhof, an.
Als Unterkunft hatte ich mir vorab zwei Nächte im Art Noveau Center Appartment gebucht. Nur 5 Gehminuten vom Centralna entfernt und preislich relativ ok.

Großen Standard darf man nicht erwarten, eigentlich fand man hier nur ein etwa 7 qm großes und lieblos eingerichtetes Zimmer mit nem Bett vor. Das Scheißhaus und die Dusche muss man sich im Ernstfall mit 5 anderen Zimmern teilen.
Während meines Aufenthaltes war zum Glück den Geräuschen nach zu urteilen nur ein weiteres Zimmer belegt, aber wartet nur bis zum Hauptreisezeit im Sommer, meine Freunde des Gemeinschaftsklos. 

Da heißt es dann den richtigen Slot zu erwischen, ehe Kollege Chinese das ganze Bad zugeschissen oder es als Garküche umfunktioniert hat. Die Extraportion Corona gibt’s womöglich gratis obendrein und da rede ich nicht vom mexikanischen Bier.
Nach erholsamer Nacht sah Tagesordnungspunkt 1 vor, dass ich mich zum nahegelegenen Chopin-Airport begebe, wo ich den Mietwagen abhole, der mich am heutigen Tag von A nach B bringen sollte.
Für schmale 8,60 (!!) inkl. aller notwendigen Versicherungen wurde der Hyundai 20i-Hobel vorab via Check 24 erstanden. Frage mich, wer solche Preise macht und wie man dabei überhaupt etwas verdient. Soll aber nicht meine Sorge sein und so ging es die gut 100 km ins Städtchen mit dem witzigen Namen Plock, wo um 12:30 Uhr Erstligafußball angepfiffen wurde.

Das Ganze übrigens bei 8 Grad und herrlichem Sonnenschein, während man in Deutschland angesichts des nahenden Sturmtiefs Sabine noch schnell die letzten Holzlatten vor die Fenster nagelt.

Das Stadion zu Plock ist ein typischer Oldschool Polenground, allerdings konnte bei besten Willen kein Kielbasa-Grill aufgetrieben werden, was leider zu leichtem Punkteabzug führt. Vielleicht war ich auch nur zu blöd, aber trotzdem ;-)
Während der etwa 100 Kibice starke Heimmob mittig der Gegenseite um Support bemüht ist, machen sich im Gästeblock unerwartet viele Stettiner breit.

550 lautet die offiziell vermeldete Zahl, ich hätte mit weniger gerechnet, beziehe mein gesamtes Polenwissen aber auch ausschließlich aus dem „Fanszene Polen“ und suggeriere damit Pseudo-Expertise, hehe.  
Jedenfalls spielt Pogon ne ganz ordentlich Saison und lauert auf Platz 3 auf Ausrutscher durch den Tabellenführer aus Warschau und das Team von Cracovia Krakau.
Heute muss man jedoch aufpassen, dass man sich selbst nicht einen solchen leistet...
Mit 2:0 führt das Heimteam nach 72 Minuten und ich hatte ehrlich gesagt nicht das Gefühl, dass Stettin hier noch etwas mitnehmen könnte.
Zu fahrig und unglücklich im gesamten Spiel bis hierhin. 

Aber der Fußball wäre halt nicht der Fußball, wäre er nicht immer auch für Überraschungen gut und so drehte Pogon das Spiel binnen der letzten 20 Minuten auf den 2:3 Endstand, sehr zur Freude des Gästemobs, welchem nach 90 Minuten ebenso wie den Heimfans die Supportnote „passabel“ bescheinigt werden kann.
Liedgut hier wie da wenig innovativ und auf sonstige Stilelemente wie Schwenkfahnen etc. wurde konsequent verzichtet. Generell ließe sich auch optisch sicher mehr rausholen, aber es ist halt der typisch polnische Stil und wenn die Gesänge phasenweise gut laut scheppern, ist alles gut.

Passt schon!!
Nach Anpfiff ging es dann direkt den Weg zurück in die Hauptstadt…