09.02.2020
Stadion im. Kaziemierza
Gorkiego
Ekstraklasa
So, Auftakt
ins Fußballreisenjahr 2020 und Danke natürlich auch an all diejenigen, die Anfang
des Jahres abgestimmt haben. Erwartungsgemäß eine deutliche Mehrheit für den
Beibehalt der Homepage und gegen ein eventuelles Printmedium. Somit bleibt (zumindest
vorerst) alles beim Alten.
Die Anzahl
der bislang im neuen Jahre gesehenen Spiele hält sich arg in Grenzen. Bislang
wurden nur die zwei letztlich enttäuschenden SVM-Heimspiele gegen Mannheim und
Chemnitz begutachtet und eigentlich müsste hier vom Auswärtssieg beim 1. FC
Magdeburg berichtet werden, aber der aufmerksame Leser hat vermutlich in einem
der letzten Berichte wahrgenommen, dass mir der recht neue Arbeitgeber
zumindest vorerst einen Strich durch die Samstags-Auswärtsspiele macht. Hass
pur, kann man da nur sagen, aber mir bleibt derzeit wenig Verhandlungsspielraum.
Eine Ersatzdroge muss aber her, soviel steht fest.
Wenn der Samstag schon nicht geht, muss jedenfalls der Sonntag her und da
bietet sich ein feiner Doppler in Polen ganz gut an.
Ja, und als Anreisemittel wurden im neuen Hoppingjahr ebenfalls neue Wege eingeschlagen,
denn die Bahn sollte mich zum Europa-Spezial-Preis mit Umstiegen in Hannover
und Berlin binnen zehn Stunden in die polnische Hauptstadt „katapultieren“.
Ich bin bei Bahnreisen mit mehreren Umstiegen ja immer mehr als skeptisch
halbwegs pünktlich das Ziel zu erreichen, aber heute lief tatsächlich alles glatt.
Sollten die Bahn und ich mittelfristig tatsächlich noch Freunde werden? Man
wird es sehen…
Im Oldschool-Eurocity der PKP (polnische Staatsbahn), der das Teilstück
Berlin-Warschau bedien, gab es dann sogar für jeden Reisenden eine Flasche
Wasser gratis. Stark!!
Eine halbe
Stunde vor Geisterstunde kam ich also planmäßig am Warszawa-Centralna, dem
Hauptbahnhof, an.
Als Unterkunft hatte ich mir vorab zwei Nächte im Art Noveau Center Appartment
gebucht. Nur 5 Gehminuten vom Centralna entfernt und preislich relativ ok.
Großen
Standard darf man nicht erwarten, eigentlich fand man hier nur ein etwa 7 qm großes
und lieblos eingerichtetes Zimmer mit nem Bett vor. Das Scheißhaus und die Dusche
muss man sich im Ernstfall mit 5 anderen Zimmern teilen.
Während meines Aufenthaltes war zum Glück den Geräuschen nach zu urteilen nur
ein weiteres Zimmer belegt, aber wartet nur bis zum Hauptreisezeit im Sommer,
meine Freunde des Gemeinschaftsklos.
Da heißt es dann den richtigen Slot zu
erwischen, ehe Kollege Chinese das ganze Bad zugeschissen oder es als Garküche
umfunktioniert hat. Die Extraportion Corona gibt’s womöglich gratis obendrein
und da rede ich nicht vom mexikanischen Bier.
Nach erholsamer Nacht sah Tagesordnungspunkt 1 vor, dass ich mich zum
nahegelegenen Chopin-Airport begebe, wo ich den Mietwagen abhole, der mich am
heutigen Tag von A nach B bringen sollte.
Für schmale 8,60 (!!) inkl. aller notwendigen Versicherungen wurde der Hyundai
20i-Hobel vorab via Check 24 erstanden. Frage mich, wer solche Preise macht und
wie man dabei überhaupt etwas verdient. Soll aber nicht meine Sorge sein und so
ging es die gut 100 km ins Städtchen mit dem witzigen Namen Plock, wo um 12:30
Uhr Erstligafußball angepfiffen wurde.
Das Ganze
übrigens bei 8 Grad und herrlichem Sonnenschein, während man in Deutschland
angesichts des nahenden Sturmtiefs Sabine noch schnell die letzten Holzlatten
vor die Fenster nagelt.
Das Stadion
zu Plock ist ein typischer Oldschool Polenground, allerdings konnte bei besten
Willen kein Kielbasa-Grill aufgetrieben werden, was leider zu leichtem
Punkteabzug führt. Vielleicht war ich auch nur zu blöd, aber trotzdem ;-)
Während der etwa 100 Kibice starke Heimmob mittig der Gegenseite um Support
bemüht ist, machen sich im Gästeblock unerwartet viele Stettiner breit.
550 lautet
die offiziell vermeldete Zahl, ich hätte mit weniger gerechnet, beziehe mein
gesamtes Polenwissen aber auch ausschließlich aus dem „Fanszene Polen“ und
suggeriere damit Pseudo-Expertise, hehe.
Jedenfalls spielt Pogon ne ganz ordentlich Saison und lauert auf Platz 3 auf
Ausrutscher durch den Tabellenführer aus Warschau und das Team von Cracovia Krakau.
Heute muss man jedoch aufpassen, dass man sich selbst nicht einen solchen leistet...
Mit 2:0 führt das Heimteam nach 72 Minuten und ich hatte ehrlich gesagt nicht
das Gefühl, dass Stettin hier noch etwas mitnehmen könnte.
Zu fahrig und unglücklich im gesamten Spiel bis hierhin.
Aber der Fußball wäre halt nicht der Fußball, wäre er nicht immer auch für
Überraschungen gut und so drehte Pogon das Spiel binnen der letzten 20 Minuten
auf den 2:3 Endstand, sehr zur Freude des Gästemobs, welchem nach 90 Minuten
ebenso wie den Heimfans die Supportnote „passabel“ bescheinigt werden kann.
Liedgut hier wie da wenig innovativ und auf sonstige Stilelemente wie
Schwenkfahnen etc. wurde konsequent verzichtet. Generell ließe sich auch
optisch sicher mehr rausholen, aber es ist halt der typisch polnische Stil und
wenn die Gesänge phasenweise gut laut scheppern, ist alles gut.
Passt
schon!!
Nach Anpfiff ging es dann direkt den Weg zurück in die Hauptstadt…