MKS Pogon Szczecin – KS Gornik Zabrze   1:4

05.10.2013

Stadion im. Floriana Krygiera

Ekstraklasa

Zuschauer: 9.161 (ca. 200 Gäste)

 

 

…hierbei war man so wagemutig, den Ausschilderungen zu widerstehen und stattdessen den vom Navi vorgeschlagenen Alternativweg (kürzeste Route?)  zu nehmen. Dies sollte sich allerdings als wenig klug herausstellen, da man sich wenig spähet auf einer endlos erscheinenden Kopfsteinpflasterstraße wiederfand, auf der man nicht schneller als in Schrittgeschwindigkeit voran kam.

Ganze 10 Minuten verlor man auf diesen tatsächlich „nur“ 5 Kilometern und fühlte sich danach, als ob man soeben eine Treppe hinuntergefallen sei. Wenig später war dann aber auch die polnische Grenze überquert und sofort  lag dieser für Polen so typische Geruch aus verbranntem Torf und Kohle in der Luft, der auf ein reges Beheizen der Wohnungen und Häuser schließen lässt. Ich mag diesen Geruch irgendwie sehr.

Egal, der Weg zum Ground war schnell gefunden und der Bulli wurde in einem Wohngebiet unweit des Spielortes abgestellt. Sah alles nach einer besseren Gegend aus, da großzügige Einfamilienhäuser und zum Teil schicke Autos vor der Tür. Hier war die Wahrscheinlichkeit hoch, den Wagen nach Spielende genauso vorzufinden, wie man ihn abgestellt hatte. Um auch hier nicht sonderlich aufzufallen wieder aufgeteilt die restliche 200 Meter zum Stadion zurückgelegt, um sich dort eh wieder gemeinsam in der Schlange vorm Kassenhäuschen anzustellen.

Karta Kibica, also die personalisierte Fankarte, die erst zum Kauf einer Eintrittskarte berechtigt, ist auch hier verpflichtend, was wiederum heißt etwas Zeit mitzubringen.

Also mal artig in die rund 15 Meter lange Schlange gestellt (es war ca. 17:15 Uhr bei Anstoß 18:00 Uhr)  in der es sehr, sehr langsam voran ging. Bleibt Zeit zum Leutebeobachten. Viel normales Volk unterwegs, aber auch ein guter Anteil solcher Leute, wie man sich vielleicht den typischen polnischen Fußballasi vorstellt. Äußerst kurze Haare, Jogger, stabil gebaut, übelst besoffen und dabei noch den Flachmann in der Hand. Wenn ich so in Deutschland irgendwo am Stadiontor auftauche, komm ich doch gar nicht erst rein.

Naja, hier ticken die Uhren dann zum Teil doch etwas anders. In vielerlei Hinsicht jedoch, denn bereits erwähnte Karta Kibica ist doch der größte Müll ever. Zu 18:00 Uhr stand man immer noch wie Hein Blöd in der Schlange und kam langsam ins Grübeln. Warum kümmern sich nicht zumindest die Einheimischen vorab um ihrer Karten? Warum laufen hier so viele Einheimische rum, die scheinbar zum ersten Mal in dieser Saison zum Heimspiel wollen? (ansonsten müssten sie ja keine KK mehr kaufen) und warum bleibt der Pole so ruhig, obwohl sich andeutet, erst zur zweiten Halbzeit im Stadion zu sein? Bei uns könnte man den Leuten so etwas 100 Pro nicht andrehen, denn entweder würden sie so gar nicht mehr zum Fußball gehen oder völlig ausrasten. Naja, nach einer gefühlten Ewigkeit des Beine-in-den- Bauch-Stehens war man dann irgendwann an der Reihe. Perso vorgelegt und in eine kleine Webcam gegrinst, wird einem schnell von einer süßen Polin die Fankarte ausgestellt (10 Zloty) und das eigentliche Ticket in DIN A4 Größe (30 Zloty) direkt hinterher. Wir hatten später reichlich Spaß dabei unsere Fotos auf der Karta Kibica zu vergleichen. Oder wie seht ihr so aus, wenn ihr ne Webcam 10 cm vor euer Gesicht haltet und ein Foto macht?

Jetzt nur noch eine halbe Runde ums Stadion, durchs elektronische Drehkreuz, abtasten lassen und um fast 18:30 Uhr auf dem Platz gesessen. Ich könnte mich jetzt noch seitenlang über die KK auskotzen, lasse es aber einfach mal, weil es eh nix bringt.

Als ich dann endlich saß, stands auch schon 1:0 für Bergmann Zabrze (ja, Gornik heißt auf Deutsch sinngemäß Bergmann, was insofern Sinn macht, da der Gastklub aus dem polnischen Kohlenpott kommt und hier halt eine enge Verbindung zum Bergbau besteht; siehe auch das Vereinswappen).

Es handelte sich heute übrigens um ein echtes Spitzenspiel, d.h. Dritter gegen Zweiter, was auch das erhöhte Zuschauerinteresse erklären dürfte. Ansonsten hat Pogon nämlich einen Zuschauerschnitt zwischen 4.000-6.000, wo es dann auch beim Ausstellen der Karta Kibica flotter gehen sollte.  
Allen vorherigen Schikanen zum Trotz konnte das Stadion vieles entschädigen.

Schöner, deutlich in die Jahre gekommener Polenground in Hufeisenform, welcher rund 18.000 Zuschauern Platz bietet, mit lediglich einer kleinen Überdachung aus Holz. Gefiel mir sehr gut. Der Heimanhang war ebenfalls gut drauf, d. h. 2.000-3.000 Leute konstant am Mitmachen mit guter Lautstärke, Daumen hoch dafür. Aus Zabrze hatten so 200 Kibice dem Weg nach Pommern gefunden. Nicht gerade viel, aber immerhin sind's rund 600 Kilometer und wer die polnische Infrastruktur kennt, kann erahnen, dass 600 km in Polen nicht so schnell zu bewältigen sind wie oftmals bei uns und zudem noch der Feind mit einer Axt hinter jeder Autobahnbrücke lauern kann, oder so….

Support dann hier auch sehr durchwachsen, lediglich zum Ende der Partie kam mal ein bisschen Schwung rein. Aufgrund des in der zweiten Halbzeit einsetzenden Regens verzog ich mich unters Tribünendach bzw. testete mit Vossi die angebotene Kielbasa, wie es sich für einen Polenbesuch halt so gehört. Auch hier sehr schmackhaft und insbesondere Vossi mundete es wohl so sehr, dass er gleich zwei davon verspeiste und somit wohl den Kalorienbedarf eines ganzen Tages deckte, hehe. Schlecht war ihm danach auch etwas….
Während also der Gast aus Zabrze die Hausherren mit 1:4 gut vermöbelte, tat das dem Heimsupport keinen Abdruck. Im Gegenteil; im starken Regen entledigten sich die heimischen Ultras ihrer Oberbekleidung und feierten angetrieben von einem recht fanatischen Vorsänger gut ab.
Wir feierten ebenfalls gut ab. Entweder auf den neuen Länderpunkt  oder auf den neuen Ground, um schließlich zurück zum Bulli zu traben. Gute 700 km Heimweg lagen jetzt noch vor uns, wobei Bassi, Gerrit und ich uns mit dem Fahren abwechselten. Nachdem ich das erste Drittel runtergespult hatte, fand ich mich plötzlich auf der letzten Bank neben Manni wieder. Dieser erzählte zunächst wie üblich irgendetwas von hochgradig perversen Frauen, um mir dann mitzuteilen, dass er bei normaler Musik nichts empfinde, jedoch bei kirchlichen Lobpreisliedern die Erleuchtung bekomme. Aha!
Bei mir war allerdings nicht viel mit Erleuchtung, war ich doch irgendwann ziemlich im Arsch, ohne schlafen zu können. Irgendwann gegen 2 Uhr nachts war man dann aber auch wieder in Leer und ne knappe Stunde später wieder im schönen Meppen.

Cooler Tagestrip! Gruß an alle Mitfahrer!