Liverpool FC - Manchester City FC 2:2
21.11.2009
Anfield Road
Premierleague
Zuschauer: 44.164 (2.000)


Wieder einmal war der Spielplangott auf meiner Seite und legte für diesen Samstag die Partien Liverpool gegen ManCity auf 12:45 Uhr und ManUnited gegen Everton auf 17:30 Uhr, und da beide Städte nur ca. 40 km voneinander entfernt liegen, geriet dieser Samstag etwas enger in die Planung.
Der Jan konnte ebenfalls recht schnell überzeugt werden, Hin-und Rückflug nach bzw. von Liverpool war ebenfalls noch relativ günstig zu buchen und so machte man die Sache schnell klar. In den Folgewochen wurden dann diverse Zug- und Busverbindungen herausgesucht, eine Unterkunft reserviert und vor allem das größte Problem, die Ticketfrage, gelöst.

Diese ist ja bei beiden Clubs nicht gerade einfach, aber wenn man sich ein wenig bemüht ist man auch nicht gezwungen bei den diversen Ticketagenturen zuzuschlagen, die teilweise bis zu 300 Euro je Ticket nehmen. Bei Liverpool ist es jedenfalls von Vorteil, ein Mitglied zu kennen, das dann für einen die Tickets bestellt¸ ansonsten ist da auf regulärem Wege wohl kaum was machbar. Wer nähere Infos braucht, soll mich einfach fragen bzw. anschreiben. Bei ManUnited war ich über den Gastverein erfolgreich, der sich sehr nett und hilfsbereit zeigte und mir kurzerhand zwei Tickets (41 Pfund je Stück) nach Deutschland schickte. Somit alles gut und früh am Morgen gen Amsterdam-Schiphol aufgebrochen, wo man etwa zwei Stunden später auch problemlos ankam. Da noch etwas Zeit blieb, wurde das traditionelle Auftaktbier herunter gespült , ehe das Sicherheitsgate auch flink durchgangen wurde. Hatte ich mir irgendwie aufwändiger vorgestellt; gerade wenns auf die Insel geht, wird ja immer ganz penibel kontrolliert, aber heute mussten nicht einmal die Schuhe ausgezogen werden. Beim anschließenden Toilettengang sorgte ich dann noch unfreiwillig für Aufmerksamkeit bei der Damenwelt, als ich ohne drauf zu achten ins Damenklo lief, um meine Notdurft zu verrichten und mich beim Verlassen einige weibliche Augenpaare verwirrt anstarrten. Und ich hatte mich schon gewundert, warum hier die Pissoirs fehlen, hehe.

Nun aber schnell weg hier. Am Gate fanden sich noch einige weitere Herren ein, die wohl eines der beiden Spiele besuchen wollten. Beispielsweise ein Vater mit Sohn inkl. Liverpoolschal sowie ein halbes Dutzend Niederländer, die wohl aufgrund ihrer Poloshirts irgend nem ManUnited-Supportersclub angehörten. Während des Fluges fragte dann sogar der Steward noch via Bordmikrofon, ob für diesen Trupp noch jemand ein Ticket übrig hätte. Meldungen blieben allerdings Fehlanzeige. Nach etwas über eine Stunde setzte man dann auch schon am John-Lennon-Airport in Liverpool auf, begab sich mit dem Shuttlebus binnen 30 Minuten zur Bahnstation Lime Street, welcher soetwas wie der zentrale Verkehrspunkt in Liverpool ist. Hier kurz Überblick verschafft und mal die Weiterfahrmöglichkeiten zur Anfield Road geprüft. Ziemlich übel jedenfalls hier an gescheite Infos zu kommen; ne Metro scheint es nicht zu geben, Busse fuhren zumindest von hier irgendwie nicht in Richtung Stadion, also musste es kurzerhand den anderen Tommys nachgemacht und ein Taxi geordert werden. Dieses Prozedere verläuft hier etwas anders als bei uns in Deutschland, wo beim Warten auf ein Taxi meist wüst gepöbelt wird und sich letztendlich derjenige mit den durchsetzungsstärksten Ellenbogen als Erster setzen darf. Doch nicht so hier: Hier ist man schließlich Gentlemen und hat Stil und Benehmen. Man stellt sich artig in eine Schlange am Bürgersteig und besetzt dann der Reihe nach die vorfahrenden Taxis. So hatten auch wir bald unsere Fortbewegungsmöglichkeit gefunden und um 6 Pfund ärmer standen wir nach etwa zehnminütiger Fahrt vorm Stadion. Laufen wäre vielleicht auch möglich gewesen, allerdings hatten wir mangels Stadtplan keine Orientierung, das Stadion ist kaum ausgeschildert und außerdem nieselte es fies von oben, was mich bei sich anbahnender Erkältung wenig erfreute. Nun standen wir also im Menschengewusel vor dem Stadion, welches zu den ganz großen seine Gattung gehört, zumindest was den Mythos angeht. Ja, es gibt sicherlich Stadien, die stehen, warum auch immer, über den anderen. Das San Siro gehört sicherlich dazu, das Camp Nuo ebenso und Anfield natürlich auch. Diesen Ort wollte ich schon immer mal besuchen und nun war ich tatsächlich hier. Sicherlich ein magischer Ort und ich fühlte mich zeitweise wie der fünfte Beatle. War schon cool. Ein Schwarzmarkt war übrigens auch vorhanden, zumindest konnte ich wenigstens einen Typen erspähen, der Karten vertickte. Also sicherlich auch hier ne Alternative an Karten zu kommen, wobei bestimmt nicht die Günstigste. Sollte uns heute jedenfalls nicht jucken, also mal herein in die Stube. Karten hatten wir für "The Kop", also die legendäre Hintertortribüne, die gemeinhin als das Herz der Anfield Road bezeichnet wird, da von hier die Stimmung (wenn man in England überhaupt groß von Stimmung sprechen kann) ausgeht. Also mal ein paar Fotos geschossen und die restlichen Minuten zum Kick Off abgewartet. Ganz englandtypisch füllte sich das Stadion erst kurz vor Anstoß komplett, was auch nicht weiter verwundert. Alkohol und sogar Zigaretten sind auf den Tribünen gänzlich verboten, sodass alle Abhängigen ihre Droge so lange wie eben möglich genießen wollen. Geil auf jeden Fall, dass im "Kop" das Spiel trotz Sitzplätzen noch überwiegend stehend verfolgt wird und auch das allseits bekannte "You`ll never walk alone" kurz nach Spielbeginn kam von hier schon gut rüber und erzeugte leichte Gänsehaut. Das Folgende kann nun aber schwer bewertet werden. Regelmäßig wurden im "Kop" Gesänge angestimmt, die zum Teil auch sehr geil textlastig waren und laut rüberkamen. Letzteres muss aber allenfalls subjektiv gesehen werden, da man selber im Kern stand und von dort halt die Gesänge grundsätzlich laut wirken, auch wenn tatsächlich gegenüber kaum was ankommt.

Ebenso bestand die Auswahl auch allenfalls aus fünf bis sechs verschiedenen Songs und spätestens nachdem das " When the reds go marching in" zum zehnten Mal erklang, war ich leicht genervt.
Wie gesagt, kann das Alles jetzt irgendwie gar nicht bewerten. Es war nicht schlecht, aber auch nicht richtig gut. Die Gäste aus dem blauen Manchester habe ich ja als Abo gebucht, wenn es um Gästefans geht, da ich sie nach dem Auftritt in Fulham und bei West Ham nun schon zum dritten Mal sah. Und auch heute war man zahlenmäßig ganz gut vertreten (ca. 2000), legte rein akustisch aber wieder mal den so berühmten Griff ins Klo hin. Paar Mal war ein "Come one, City!" zu vernehmen (was dann sogleich mit einem "Fuck you, City!" von der Heimseite beantwortet wurde), zwei, drei kurze Gesänge, das wars dann aber auch schon mit der Herrlichkeit. Also neee, durchgeknallte Fanatiker sehen anders aus. Spielerisch wars obendrein zumindest in der torlosen ersten Halbzeit auch ganz arm. Viele Fehlpässe und ständig lag einer auf dem Boden rum, wodurch überhaupt kein Spielfluss aufkam. Die insgesamt vier Treffer in der zweiten Hälfte entschädigten dann aber wieder. Der Punkt sicherlich zu wenig für Liverpool, das derzeit sowohl national als auch international den Topteams nicht das Wasser reichen kann und auch wohl kein Wort in Sachen Meisterschaft mitreden wird. Diese wird wohl erneut unter Chelsea, Arsenal und ManUnited ausgespielt, wobei mir alle drei Clubs absolut unsympathisch sind; aber das nur am Rande.

Wenige Minuten vor Schlusspfiff dann den Ort den Geschehens verlassen und das nächstbeste Taxi gestürmt, man musste schließlich rechtzeitig am Bahnhof sein, um den Zug gen Manchester zu erreichen. Was das Bahnfahren auf der Insel angeht, so war es heute für uns beide Premiere. Ist eigentlich ganz cool geregelt aber man ist gut beraten sich die gewünschte Reisetrecke vorab im Internet herauszusuchen und so den günstigsten Tarif abzugreifen. Die Bahn ist in England nämlich privatisiert und so bedienen zahlreiche verschiedene Anbieter die selben Strecken zu unterschiedlichen Preisen. Unsere Strecke von Liverpool nach Manchester (Fahrtzeit ca. 50 Minuten) lag darum auch in einer Preisspanne von 4-11 Pfund pro Person. Erfreulicherweise konnte man sich vorab das Teil für 4 Pfund sichern, welches dann mithilfe der Kreditkarte an nem Selbstbedienungsautomaten nur noch ausgedruckt werden musste. Der kleine Zug mit seinen vielleicht fünf Abteilen fuhr dann pünktlich ab und ein alter ManCity Lad mit schön tättoowierten Unterarmen (wer in England seine Unterarme nicht bemalt hat, ist schon ein Exot. Als Motiv wählt man am besten eine nackte Frau, einen sinnlosen Hammer oder sonstiges undefinierbares Gekritzel) wies uns die beiden reservierten Plätze zu, da es hier von der Anordnung der Plätze doch etwas verwirrend war. Eine Bierlänge später war das Ziel dann auch schon erreicht……