Tampere United - FC Lahti 0:0
04.06.2010
Veikkausliiga
Ratinan Stadion
Zuschauer: 2.041 (30)

 

"Germany: 12 points", hieß es vor gut einer Woche beim Grand Prix auch von unseren Freunden aus dem Land, in dem ein Wort schon mal mit drei y, vier ä und sechs i schreibt - Finnland. So war es also höchste Zeit, als inoffizieller Abgesandter Deutschlands den Dank mit einem Besuch auszudrücken. Als Opfer dafür klingelte morgens um 3:00 mein Wecker, denn der Ryanair-Flieger um 6:30h ab Bremen wartet sicherlich nicht auf mich. Den Bremer Flughafen finde ich irgendwie cool. Nicht nur, dass er von Meppen aus bequem zu erreichen ist, er bietet auch noch jede Menge kostenloser Parkmöglichkeiten in der Airbus-Allee, zumindest wenn man früh morgens ankommt. Von hier vielleicht knappe zehn Fußminuten zum kleinen Ryanair Gate und kurze Zeit später hob auch schon der Flieger ab. Flug dabei eigentlich ganz nett, denn bei wolkenlosem Himmel hatte man permanent tolle Sicht auf die schöne Natur Schwedens und Finnlands. Nach knapp zwei Stunden Flug landete man dann auch schon wieder am winzigen Flughafen Tampere-Pirkkala, von wo aus man per Bus in rund 25 Minuten und um sechs Euro ärmer zum Bahnhof in Tampere gefahren wird. Hier erstmal gratis ne Citymap erhalten und kurz orientiert. Obwohl die Stadt angeblich gut 200.000 Einwohner haben soll, erschien sie mir nach kurzer Zeit irgendwie total übersichtlich und es wurde sich den ganzen Tag über ausnahmslos per Fuß bewegt. Dabei wurde alles Sehenswerte gesehen, obwohl Tampere davon auch relativ wenig besitzt. Erwähnenswert vielleicht noch, dass die Stadt von zwei Seen umschlossen ist (dem Näsijärvi und dem Pyhäjärvi), die beide durch eine Stromschnelle, die quer durchs Stadtzentrum fließt, miteinander verbunden sind. So kommt auch in einer Binnenstadt so etwas wie maritimes Flair auf. Sehr schön!

Als Übernachtungsmöglichkeit hatte ich das "Hotelli Ville" auserkoren, welches allein von den Einlassmodalitäten etwas eigenartig ist. Einchecken ist grundsätzlich erst ab 15 Uhr möglich und dafür muss man sich vorab im Pub melden, welches im Gebäude integriert ist. Rund drei Stunden vorher hier mal auf Verdacht aufgeschlagen, aber wie zu erwarten kein Mensch anzutreffen und keine offene Tür. Also die verbleibende Zeit damit verbracht, am See oder auf dem Marktplatz rumzusitzen, und Leute zu beobachten. Pünktlich um 15 Uhr dann zurück zum Hotel bzw. zum Eingang des Pubs, wo aber noch alles verschlossen war. Wenig später tauchte dann noch ein älterer Engländer auf, der auch hier pennen wollte und ständig nur "strange place, strange place" sagte. Nach einigen Minuten des gemeinsamen Wartens tauchte dann auch der Hotelmokel auf, Typ Punkrocker mit tattoowierten Armen, Hals etc. und öffnete den Pub, wo es dann den Keycode fürs Zimmer gab, allerdings nicht, ohne vorher noch lauten New York-Hardcore um die Ohren gehauen zu kriegen. Denke, der Engländer neben mir stand kurz vor der Flucht von diesem "strange place"……

Zimmer für eine Nacht kostet übrigens 40 Euro, was auch gleichzeitig das günstigste war, was ich in Tampere finden konnte. Nicht wirklich günstig, dafür war das Zimmer ganz ok und gemütlich. Hier noch ein Weilchen geruht und irgendwann die paar Minuten Fußweg zum Stadion zurück gelegt (der Punk saß mittlerweile vorm Pub und trank mit zwei weiteren Freaks Bier).

Das Ratinan Stadion des finnischen Meisters von 2001 und 2006 weiß aufgrund seiner ausgefallenen Bauweise auf jeden Fall irgendwie zu gefallen, wenn auch heute nur bei gut 2.000 Zuschauern. Fußball ist in Finnland ja nur allenfalls Randsportart, während der Eishockeysport klar dominiert.

Wider erwarten besitzt Tampere United sogar eine kleine Szene aktiver Fans von vielleicht 30 Leuten, die sich mit zwei Zaunfahnen am Rande der Haupttribüne einfanden und von hier mal gelegentlich ein Liedchen trällerten. Nix Dolles aber ich hatte gar nichts erwartet, also positiv überrascht. Weiterhin verwundert war ich darüber, dass auch aus Lahti so ca. 30 Leute mitgereist waren, die ich mir in der Halbzeit mal genauer anschaute. War jetzt gar nicht mal soooo der schlechte Haufen, teilweise britisch gekleidet und dem Alkohol scheinbar nicht abgeneigt. Die Unterstützung bestand aber auch nur aus ganz vereinzelten Schlachtrufen und etwas Pöbelei gegen den Gegner.

Spielerisch war das Dargebotene ebenfalls ganz ok, zwar im Endeffekt keine Tore, dafür aber ganz flotter Fußball mit vielen Strafraumszenen. Konnte man sich angucken.

Nach dem Spiel dann direkt wieder zurück ins Hotel und auf den neuen Länderpunkt noch zwei Döschen vernichtet, ehe sich der wohlverdiente Schlaf gegönnt wurde. Halbwegs ausgeschlafen dann am nächsten Tag zurück gen Deutschland und bereits gegen Mittag wieder in Meppen.

Fazit: Netter kleiner Kurzausflug.