FSV Zwickau - 1. FC Lokomotive Leipzig 0:3
28.03.2009
Westsachsenstadion
Oberliga Nordost - Süd
Zuschauer: 4.012 (1.000)


Wie bereits am Wochenende zuvor ging es auch am heutigen Samstag mit dem Lidl-Ticket on Tour und da dies das letzte Wochenende war, an dem dieses Ticket nutzbar ist, konnte man jenes auch vergleichsweise günstig bei Ebay erstehen. Bevor der Bahnreisespaß allerdings beginnen konnte, musste via eigenem Pkw der Bahnhof in Rheine angesteuert werden, da die Strecke Meppen - Zwickau - Meppen so an einem Tag nicht machbar gewesen wäre und Kick off bereits um 13:30 Uhr sein sollte.
Also um 5:00 Uhr in der Frühe Rheine erreicht und während die letzten Nachtschwärmer nach Hause gehen, breche ich endlich mal wieder auf in Richtung "wilder Osten".
Der Schaffner schaut etwas irritiert auf mein ausgefülltes Ticket und fragt: "Sie fahren heute nach Zwickau und zurück??? Na dann viel Spaß!".
Danke, Chef! Werd ich haben. Nach Umstiegen in der verbotenen Stadt und Hannover, wo mir auf der Rolltreppe übrigens Schiedsrichterschönheit Bibiana Steinhaus (die aus der Nähe betrachtet doch gar nicht sooooo hübsch ist) entgegen kam, war gegen frühen Mittag schon Leipzig erreicht. Hier wurds nun endlich lustig, denn auch rund 150 Leipziger (hauptsächlich ultraorientiertes Klientel) nahmen diesen Zug Richtung Zwickau, natürlich begleitet von etlichen Cops in voller Kampfmontur. Allerdings wurde der Zug aufgeteilt; in den hinteren Abteilen die Lokisten und im vorderen Bereich die "normalen Reisenden", unter denen insbesondere einige Frauen reichlich Respekt - um nicht zu sagen Angst- vor den an jedem Halt zusteigenden Leipzigern hatten. Sehr lustig!

Nach fast zweistündiger Fahrt (Zug hielt dauernd sinnlos an, da mal wieder eine Tür nicht richtig schloss usw., kennt man ja von der Bahn auch nicht anders) war dann endlich Zwickau erreicht und man sprintete noch vor allen Leipzigern zu den Schließfächern, um den Rucksack einzuschließen und auf den Bahnhofsvorplatz zu gelangen. Hier stand das uniformierte Empfangskomitee schon bereit den Gästemob zu empfangen und per Fußmarsch zum Stadion zu geleiten. Ich selbst setzte mich etwas ab um ggf. mit dem Bus zum Stadion zu fahren, als mir zwei ganz offensichtlich ebenfalls dem hoppenden Volk angehörende Jungs auffielen und ich sie einfach mal ansprach.
Ja, sie wollen ebenfalls zum Stadion und ein Taxi mit drei Personen sollte erschwinglich sein (wars dann mit knapp 2 Euro für jeden auch). Während der Fahrt fragte man mal nach, von wo man denn herkomme und siehe da: Die Welt ist halt doch nur ein Dorf! Aus Nordhorn!
Sachen gibt's! Am Stadion gabs dann natürlich noch Tickets jeder Kategorie und nachdem für 7 Euro ein Sitzplatz erstanden war ging es auch direkt rein ins gute alte Westsachsenstadion.
Eigentlich meide ich es ja grundsätzlich, besonders in östlichen Regionen, in einer Gruppe (und Gruppe ist für mich alles über zwei) herumzulaufen. Zu hoch ist einfach das Risiko aufzufallen und dann Probleme zu kriegen, zumal ich mal irgendwo gelesen habe, dass gerade die Zwickauer Meister sind im Enttarnen von unliebsamen Wessihoppern. Tja, und mehr Wessihopper als die Connection Nordhorn/Meppen geht zumindest aus geografischen Gesichtspunkten kaum noch, hehe.
Und siehe da, es dauerte keine Minute da laberte einen auch schon ein Einheimischer an und fragte, woher wir seien. Äääääöööhm, die westdeutsche Herkunft zu leugnen war schon alleine aufgrund des fehlenden sächsischen Dialektes nicht so ganz von Erfolg gekrönt, sodass es auch schnell sinngemäß hieß: "5 Euro oder es gibt aufs Maul!"
Wie bitte? Bin ja grundsätzlich immer bereit ein paar Münzen für die heimische Ultraszene zu geben, aber so?? Sicher nicht!! Also beharrlich geweigert und an für sich auch wenig beeindruckt gewesen, war der Kerl doch jünger und kleiner als man selbst und hätte im Falle des Falles bei einem 1 vs. 1 auch vor mir den Boden geküsst, wenn auch nur vermutlich so lange, bis 20 weitere Jungs hinzugekommen wären.
Während man sich also von diesem Wegelagerer etwas absetzten konnte, hatte jetzt einer der Grafschafter den Kerl am Hals und gab um des Friedens Willen nach und spendierte ein Bier.
Wie sich nachher herausstellte war der Bursche später sogar relativ nett und schenkte sogar noch eine "Azione Kaos".
Nungut, ist halt im Osten verbreitete Methode und auch aus Sicht der heimischen Szene durchaus verständlich, in irgendeiner Form gegen Groundhopper vorzugehen, zumindest dann, wenn diese sich im fremden Stadion nicht unauffällig verhalten können. Gehört also irgendwie zum "Berufsrisiko".
Auf der Tribüne fand das Grafschaft/Emsland Trio dann wieder zusammen und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Das Westsachsenstadion wollte ich eigentlich schon vor langer Zeit gemacht haben, aber irgendwie fand sich nie die Gelegenheit hierzu. Heute waren die Bedingungen dafür mehr als gut. Von der Tabellenkonstellation her spielte hier der Erste (Zwickau) gegen den Dritten, welcher von insgesamt ca. 1.000 Anhängern begleitet wurde. Diese verteilten sich zum Großteil auf das Stahlrohkonstrukt auf der Geraden, wobei der beachtliche Hoolhaufen im Bereich hinterm Tor stand. Krass, welch Potential bei Lok mal wieder dabei war, von Alt bis Jung war alles vertreten.
Der kleine Ultrahaufen (Lok ist halt nach wie vor keine Ultraszene) zeigte zu Spielbeginn eine beachtliche Blockfahne und passend dazu das Spruchband mit der Aufschrift: "Auf geht's Jungs aus Leipzig. Jetzt siegt für uns!" Ergab ein gutes Bild.
Ebenso in der "Curva Kaos", wo man den Block mithilfe von weißen Folienbahnen verkleinert hatte und so ein gutes und kompaktes Bild abgab. Dazu prangte ein "Can`t stop Ultras" vorne am Zaun. Zur optischen Unterstützung wurden ansonsten noch verschiedengroße Fahnen und hin und wieder mal Konfetti eingesetzt.
Supporttechnisch kamen des öfteren ganz gute Melodien, Hüpf- und Klatscheinlagen aus dem Heimblock, wenn auch hier und da mal eine Pause gemacht wurde. Insgesamt aber ein guter Auftritt; für Liga 5 eh allemal.
Bei Lok waren bis auf die üblichen Klassiker eigentlich nur die Jungs und Mädels der Blue Side und des Insane Squad dauerhaft aktiv. Das sogar recht gut, aber es geht halt etwas unter, wenn die restlichen 80 % nicht ordentlich mitziehen.
In der zweiten Hälfte gabs dann von Red Kaos noch eine Spruchbandaktion gegen die derzeitige Medienhetze gegen alles, was mit Pyro beim Fußball zu tun hat, ehe es auch wenige Sekunden später im Gästebereich verschiedenfarbig zu rauchen begann und einige Leuchtspurgeschosse den Himmel erhellten.
Dümmlicherweise gabs als Zugabe noch ein paar Böller der Marke "extralaut", von denen unverständlicherweise auch einige auf dem Platz landeten und teilweise neben den eigenen Spielern detonierten. Der Schiri nahm dies zum Anlass und unterbrach das Spiel für einige Minuten, im Gästeblock gabs dann untereinander paar kurze Handgreiflichkeiten, da wohl einige Herrschaften mehr diese Aktion unpassend fanden. ,
Cool übrigens wie sich Zwickau so gut wie gar nicht provozieren ließ und weiter das Team nach vorne supportete. Tausend mal niveauvoller als wie ein geistesgestörter Affe in 50 Metern Entfernung am Zaun rumzuposen.....
Leipzig eroberte ganz nebenbei durch einen 3:0 Auswärtssieg die Tabellenspitze, gut möglich also, dass es bald wieder in die vierte Liga geht. Nett wärs allemal.
Nach dem Spiel schnell das Stadion verlassen um zurück zum Bahnhof zu laufen und somit auch verpasst, wie die Lokisten versuchten die Heimkurve zu stürmen, was ihnen aber nicht gelang. Nach dem Spiel knallte es dann wohl nochmals an diversen Ecken, bis dann nach und nach Ruhe einkehrte. Am Bahnhof gabs ebenfalls noch kleinere Reiberein unter den Lok-Hools (ganz üble Hauer dabei) und der Polizei, ehe der Zug mit über einer halben Stunde Verspätung gen Leipzig abfuhr.
Ich verabschiedete mich derweil von den beiden anderen und da mein Anschlusszug in Leipzig nicht mehr zu erreichen war, musste wohl oder übel "Route assi" als Rückreisealternative herhalten. 4 Stunden Regionalbahn mit Halt an jedem Kaff bis Göttingen, von dort hoch bis Hamburg-Harburg, dort wiederum runter bis Münster und von dort das letzte Teilstück bis Rheine. Total langweilig, besonders wenn man alleine unterwegs ist. Glaube ich bin zu alt für son Scheiß!
Aber mit lesen, essen, schlafen und Musik hören ging die 9-stündige Rückfahrt auch irgendwann mal vorbei. In Rheine dann auch noch n Knöllchen am Auto gehabt; hatte mich schon gewundert, dass man quasi direkt vor der Bahnhofshalle kostenlos parken konnte, hehe.
Wie dem auch sei, Zeitumstellung miteingerechnet war man fast genau 24 Stunden nach dem Aufstehen wieder zuhause im Bett. Das Alles für ein Spiel in Liga 5; ich liebe es!