Einigermaßen ausgeschlafen sprang man am nächsten Morgen aus dem
Bett und nach einem durchaus guten Frühstück sollten die anstehenden
Tagesordnungspunkte abgearbeitet werden.
Nummer 1 bestand darin, am Bahnhof die Fahrkarte für die Rückfahrt
nach Thessaloniki am nächsten Morgen zu kaufen. Dies erwies sich allerdings
schwieriger als gedacht, da diese unerwartet teuer gewesen wäre. 50 Euro
pro Person, nur weil es ein ICE und nur 4 statt 6 Stunden braucht.
Im Vergleich zu Deutschland für ca. 500 km zwar immer noch OK, aber der
Nachtzug kostet halt nur die Hälfte also nach kurzer Beratschlagung für
diesen entschieden und zurück ins Hotel, wo man auch problemlos eine Nacht
eher auschecken konnte.
Danach weiter zur Haltestelle Evangelismos, in dessen Nähe
man den lt. Informer und Stadtplan den Ground des Athener Zweitligisten Ethniko
Asteras vermutete. In diesem Stadtteil nun wie blöd geschlagene eineinhalb
Stunden mit dem Stadtplan vor der Nase rumgelaufen, um anschließend festzustellen,
dass der von uns anvisierte Ground nicht der richtige ist. Der Jan nun mittlerweile
gut in Rage (hatte vorab schon wütend gegen Mülltonnen getreten und
rumgebrüllt usw. weil wir uns etliche Male kurz im Straßenwirrwarr
verlaufen hatten), also in den nächsten Lottoladen (oder was das war) reingestürmt
und Einheimische um Rat gefragt. Alles halb so wild, wir befinden uns gar nicht
in der falschen Richtung und müssen nur noch ca. 2 km die Straße
weiter laufen bis keine Häuser mehr zu sehen sind und schließlich
das Stadion auftaucht.
Am Ziel angekommen, befand man sich nun tatsächlich am äußerten
östlichen Stadtrand von Athen, da hier wirklich nix mehr war. Auch die
Buslinie hatte hier ihre letzte Station und zu sehen waren nur noch Berge. Aber
gut, wir waren wenigstens am Ziel und ließen uns nur noch schnell die
Anstoßzeit für den Abend bestätigen. Mit dem Bus dann ganz locker
zurück zur Metrostation und sich für die folgende Zeit geteilt, da
man unterschiedliche Sehenswürdigkeiten auf dem Plan hatte.
Den Jan als Sportler zog es erneut zurück zum Olympiazentrum, da man dort
am vorherigen Tag kaum alles sehen konnte, während ich mir die Altstadt
und die Markthallen, in denen man praktisch alles, was man essen kann bekommt,
vor allem tonnenweise Fleisch, Fisch und Obst. Hier noch paar Mitbringsel für
die bessere Hälfte zu Hause gekauft, ehe es schon wieder Zeit war, sich
mit dem Jan am vereinbarten Punkt zu treffen. Klappte auch und so fuhr man gemeinsam
mit dem Bus hoch zum Stadion, man wusste ja jetzt den Weg und konnte sich eine
erneute "Stadion nicht gefunden-Aktion", wie die am Vortag sparen.
Dort angekommen und Ticket gekauft, wurde man natürlich
gleich als nichthierhergehörend erkannt und nach dem Grund es Erscheinens
gefragt. Tja, ist halt das einzige Spiel heute, zumindest im Großraum
Athen. Kommt wohl nicht so oft vor, dass sich jemand von "Außerhalb"
hierher verirrt.
Der Ground ist jedenfalls ganz nett und besteht aus drei freistehenden unüberdachten
Sitzplatztribünen mit Sitzschalen in Vereinfarben. Auf der einen Hintertorseite
befindet sich hingegen lediglich ein Felsen.
Fantechnisch hat Ethnikos eher weniger zu bieten, sieht man jetzt mal von den
zwei Figuren ab, die eine "Asteras Mea" Fahne aufhingen, ansonsten
aber unauffällig blieben und einem Typen, der mit riesigem Vereinshut und
winzigem Megafon bewaffnet mal auf dieser, mal auf jeder Tribüne rumschlich
und durch das Megafon ab und an das Spielgeschehen kommentierte oder gegnerische
Spieler beschimpfte. Dies alles jedoch ohne ins Megafon zu brüllen sondern
in ganz normaler Tonlage. Später tauchte er dann mit einer aufgeblasenen
Banane (!?) am Rand der nicht freigegebenen Gegengerade auf. Keine Ahnung, was
für einen Sinn das Ganze haben sollte, auf jeden Fall schwer kultverdächtig!
Dicken Respekt hatten sich jedenfalls die ca. 60 Leute im Heimbereich verdient
undzwar deshalb, weil Kavala und Athen mal eben knappe 600 km sind und für
zweite Liga Griechenland an einem Montag Abend ist das sicherlich extra zu erwähnen.
Waren zwar alles eher "Normalos", die das Spiel bis auf ein paar Zwischenrufe
und kurzen Gesängen eher schweigend verfolgten aber dennoch Respekt!! Und
wenigstens hatte sich die Anreise gelohnt, denn ihr Team holte einen Auswärtsdreier.
Kennt eigentlich noch jemand Alex Alves?
Ja, genau der Kerl, der von 1999-2003 für die Hertha aus Berlin gegen den
Ball trat. Dass die Glanztage seiner Fußballkarriere jedenfalls allmählich
vorbei sein dürften, zeigt die Tatsache, dass er nun für Kavala kickt
und hier scheinbar nichtmal einen Stammplatz hat. Wollten zuerst unseren Augen
nicht glauben, aber er war es wirklich.
Naja, jedenfalls wurde das Spiel in der Schlussphase auch aufgrund einer merkwürdiger
Schiedsrichterentscheidungen nochmal recht hektisch und zerfahren, was sich
auch ein wenig auf die Ränge übertrug, sodass ein paar Cops den Gästeblock
mal vorsichtshalber schützen mussten und auch wohl soetwas, wie eine Blocksperre
verhängten. Sind halt doch alle etwas heißblütiger, die Griechen.
Nach dem Spiel ging es dann für uns irgendwann gemütlich
zurück zum Bahnhof, wo bis zur Ankunft unseres Zuges noch bisschen Bier
für die nötige Bettschwere getrunken wurde, ehe man sich auch schon
wieder auf dem Weg durch die Nacht gen Thessaloniki befand.
Hier um 5:30 Uhr angekommen, galt es noch völlig sinnlos die Zeit bis zum
Rückflug (15:55 Uhr) rumzukriegen, was mit dem Rumgammeln im Bahnhof, beim
Bäcker, am Hafen, in Markthallen und am Flughafen aber ganz gut gelang.
Kult übrigens noch die Beobachtung, dass der Mannschaftsbus vom FC Emmen
(niederländischer Zweitligist) anscheinend nach Thessaloniki verscherbelt
wurde und nun dort ein Dasein als stinknormaler Stadtbus fristet; natürlich
aber noch in Original-Lackierung usw. Die Welt ist halt doch nur ein Dorf.....
Gegen Nachmittag dann jedenfalls Rückflug nach Dortmund
und wohlbehalten wieder in Meppen angekommen.
Gelungene Tour, auch wenn nicht alles im glatt lief.