HSC Hannover – FC Oberneuland 1:3
01.11.2020
Regionalliga Nord Staffel Süd
Sportpark
Zuschauer: 250 (ca. 15 Gäste)
Winter is coming…
…und der Nachtkönig in
einer Personalunion aus Angela Merkel, Markus Söder, Jens Spahn und Christian
Drosten fordert den seit Ende Juni zaghafte Erfolge aufweisenden und seit dato
tapfer kämpfenden Groundhopper zur letzten Schlacht, die er nicht gewinnen kann,
denn Lockdown 2 ist kein Titel eines erfolgreichen Hollywood-Streifens, sondern
die Waffe, die dem kleinen Fußballreisenden (vorerst) den Garaus macht und ihn
in Untätigkeit verharren lässt.
Nein, dieser Sonntag war
der letzte Tag bevor das alltägliche Leben in Deutschland und vielen weiteren
Teilen der Welt wieder heruntergefahren wird, zunächst für vier Wochen, ob es
dabei bleibt, wird man sehen. So polemisch die Einleitung auch war, so viel
Verständnis habe ich in weiten Teilen für diesen Schritt, wenn es darum geht,
Risikopatienten im Bedarfsfall eine entsprechende Intensivversorgung zu
gewährleisten. Sicherlich kann man über gewisse Entscheidungen lange
diskutieren, aber letztlich bringt es auch nichts; die Entscheidungen treffen
andere und in vielleicht einem Jahr wird man sehen, was richtig und was falsch
war.
Naja, jedenfalls ist die
Wahrscheinlichkeit hoch, dass an diesem Sonntag zum letzten Mal im Jahre 2021
der Ball vor Zuschauen rollt und bei diesem denkwürdigen Termin wollten Gerrit
und ich natürlich dabei sein. Die
Auswahl war nicht riesig, denn vieles wurde vorab schon gestrichen. Lust darauf
hunderte von Kilometern durch die Republik zu gondeln, um dann auf einem kargen
Kunstrasenplatz ohne alles einem Kreisligakick zu folgen, hatte man auch nicht.
Glücklicherweise bat die Regionalliga Nord (Staffel Süd) heute nochmal zum Tanz
und mit dem Sportpark vom HSC Hannover konnte sogar ein neues Kreuz gesetzt
werden.
Die Regio Nord wurde ja
pandemiebedingt zu Beginn der aktuellen Spielzeit in zwei Staffeln aufgeteilt,
in denen sich jeweils 11 Mannschaften zunächst in Hin- und Rückspielen
duellieren. Anschließend fechten jeweils die besten Fünft eine Aufstiegsrunde
aus, während die letzten Sechs einer jeder Staffel in einer Abstiegsrunde
antreten. Der Meister der Aufstiegsrunde muss dann erneut Relegation zur
dritten Liga spielen. Ein langer steiniger Weg also für alle Regionalligisten
mit höheren Ambitionen und ich mag mir gar nicht vorstellen, sollte mein
geliebter SVM, für den es getreu dem Motto „Hilfe, mein Verein steigt ab und
ich muss hilflos zusehen“ momentan gar nicht gut aussieht, wieder den Weg in
Liga 4 antreten müssen. Aber das ist ein anderen Kapitel und wird zu gegebener
Zeit extra beleuchtet.
Heute stehen Gerrit und
ich zunächst vorm Einlass des Sportzentrums in Hannover-List und fuchteln mit
einem eigens ausgeruckten Din A4 Dokument herum, welches als Einlassberechtigung
fungiert.
Selbiges ist nämlich
eines von insgesamt 250 zur Verfügung gestellten Exemplaren, welche es ausschließlich
für happige 12 Taler online zu kaufen gab. Für den ein oder anderen Jungspund
kam dies wohl unerwartet und so wurde man am Eingang freundlich aber bestimmt
abgewiesen und konnte diesem denkwürdigen Kick nicht beiwohnen. Corona-Sold out
hieß es nämlich.
Aber zumindest für Gerrit
und mich waren zwei karge Holz-Klappstühle am Spielfeldrand der unspektakulären
Anlage bereitgestellt, auf denen man vermummt die folgenden 90 Spielminuten das
Geschehen verfolgte.
Die Regeln sahen vor,
dass nur sitzend mit ausreichend Abstand zum Nachbarn und mit dauerhaft
getragenem Mund-Nase-Schutz, welcher nur zum Verzehren vom Nahrung oder des
wohlschmeckenden Gilde-Pils abgenommen werden durfte, zugeschaut werden konnte.
Ein eifriges Ordnerteam sorgte penibel für die Einhaltung er Regeln. Für Typen
wie Weener-Manni patroulierte zusätzlich ein Pärchen Cops durchs Rund, um im
Bedarfsfall jeden Aluhutträger zu zeigen, wer hier das Gewaltmonopol inne hat.
Passt schon, man hat
wenig Ansprüche in diesen seltsamen Zeiten und freut sich, wie die vielen weiteren
anwesenden Anhänger dieses Hobbys, über solchen Hafer heute hier.
Dabei war das auf dem
Platz Gebotene durchaus kurzweilig. Kampfbetonter Fußball, zahlreiche
Torraumszenen bzw. Tore, Foulelfmeter und ein Trainer des Heimteams, der von
seiner Art ein wenig an Sympathieträger Pele Wollitz erinnerte, sich das ein
oder andere Wortgefecht mit dem nicht minder „sympathisch“ wirkenden
Schiedsrichter lieferte, um kurz vor Schluss mit der Roten Karte abgestraft zu
werden.
Doch, war gut!
Oberneuland macht in
diesem „6-Punkte-Spiel“ wichtige drei Punkte auf die Aufstiegsrunde gut, für
den HSC wird es wohl schwer, dort ein Wörtchen mitzureden.
Als dann in Form des
Schlusspfiffes für unbestimmte Zeit der Vorhang fiel, hielt sich der Wehmut in
Grenzen.
Klar, es ist mir ein
liebgewordenes Hobby, durch die Gegend zu reisen und Fußball an verschiedenen
Orten, mit allem, was es so ausmacht, zu schauen. Es ist aber auch nicht
lebenswichtig (huch, hab das gerade wirklich geschrieben?) und wir müssen uns
doch immer wieder in den Sinn rufen, dass die Möglichkeit, frei zu sein und
durch die Welt reisen zu können, wie es uns beliebt, ein echtes Privileg ist,
welches vielen Menschen nie im Leben gegeben sein wird und uns nun nur für eine
gewisse Zeit beschnitten wird.
Machen wir also das Beste
daraus, ohne ständig zu jammern, wie schrecklich doch alles ist.
Kommt gut durch die Zeit, bleibt gesund und bis bald!