AO Ayia Napa – Omonia PAC 29is Maiou 2:0

8.10.2022

Dimotiko Stadium

Second Divison

Zuschauer: Ca. 400 (250 Gäste)

 

 

Das Städtchen Ayia Napa im östlichen Teil der Insel ist die teuflische Ausgeburt des Massentourismus.

Hotelburg an Hotelburg prägt die Küstenlinie und das partyhungrige Volk kann aus unzähligen Clubs, Bars, Discos etc. frei wählen. Der Markt ist stark ausgelegt für die zahlreich anwesenden Briten, aber auch deutsch oder russisch erklingt des Öfteren durch unsere Ohren, während wir uns auf einer Stippvisite durch den Ort befinden.

Schon lange nicht mehr unsere Art Urlaub zu machen, aber jeder wie er es mag und natürlich tickt ein 20-Jähriger anders als jemand, der die 40 überschritten hat und nichts liegt mir ferner, sich wie ein alter weißer Mann anzuhören.

So wären wir aber wohl niemals hierhergekommen, wenn Ayia Napa nicht auch einen Zweitligisten beheimaten würde.

Dies allein reicht dabei aber nicht einmal, denn weder kann der AO  Ayia Napa auf nennenswerte sportliche Erfolge verweisen noch ist das Dimotiko-Stadion ein Must-Have eines jeden Stadionsammlers, verfügt es nämlich nur über ein unüberdachtes Stahlrohrkonstrukt auf der Geraden und ist somit maximal unspektakulär.

Nein, der Gast war es, der uns heute hierher kommen ließ. Die Story und Fankultur dahinter ist nämlich ganz interessant, denn nachdem im Jahre 2018 der finanziell klamme „Mutterverein“ Omonia Nicosia an den US-Geschäftsmann Stavros Papastravou verkauft wurde, sahen zahlreiche Mitglieder des stark links/kommunistisch geprägte Fan-Dachverbands „Gate 9“ sämtliche Ideale mit Füßen getreten und gründeten ihren eigenen Verein; den man „Omonia People’s Club 29is Maio“ taufte und in der untersten, sprich der 5. Liga, startete.

Mit der Neugründung folgte man einer gewissen Tradition, denn selbst der Stammverein entstand im Jahre 1948 als sich APOEL Nicosia im Bürgerkrieg in die rechte politische Ecke bewegte und sich alle linksgerichteten Spieler, Mitglieder und Anhänger abwendeten, um ihren eigenen Verein  - dann als Omonia Nicosia – zu gründen.

60 Jahre später folgte man dieser Tradition also erneut und gründete sich aus der Fanseele heraus erneut. Ich finde das persönlich ganz großartig und mittlerweile ist Omonia 29is Maiou (so die Kurzform)  in der zweithöchsten Liga angekommen und reist vom zahlreichen Anhang begleitet über die Insel.

Auch heute machten die rund 250 Grünweißen das Spiel zu einem „Heimspiel“, denn während Ayia Napa über keine nennenswerte Fankultur verfügt, sieht man von zwei Handvoll 10-Jähriger ab, die in höchst nerviger Manier ohne jegliches Taktgefühl auf eine  Trommel hauen, in eine Tröte pusten oder mit Luftschlangen-Kanonen schießen, so wird das Gästeteam mal eben von einer dreistelligen Zahl gestandener Ultras begleitet, der Duft von Marihuana ist ebenso gegenwärtig wie das Konterfei Che Guevaras oder Symbolik der Antifaschisten.

Und so wurde es – dem sehr limitierten Fähigkeiten der 22 Kicker zum Trotz – zu einer kurzweiligen und entspannten Veranstaltung, die wohl in Zeiten aller denkbaren Entgleisungen Fußball und Fankultur in Reinform widerspiegelte.