Apollon Smyrnis FC – Aigaleo AO Athen 0:0

08.01.2023

Super League 2 Gruppe B

Stadion Nea Smyrni

Zuschauer: Ca. 300 (keine Gäste)

 

 

Am nächsten Tag konnte es entspannt angehen gelassen werden, denn es standen keine „wichtigen“ Punkte auf der Tagesordnung. Somit blieb Zeit, die Stadt Thessaloniki mit ihren gut und gerne 300.000 Einwohnern zu erkunden. Zwar war ich mir dem Jan bereits vor zig Jahren mal zum Fußball hier, viele Erinnerungen sind aber bereits verblasst und zudem begleitete uns heute wie auch an den Folgetagen fantastisches Wetter bei wolkenlosem Himmel und Temperaturen um die 17 Grad, im Januar wohlgemerkt.

Besondere Sehenswürdigkeiten hält die Stadt nun nicht bereit, Wahrzeichen ist der sog. Weiße Turm direkt an der Uferpromenade und vermutlich wäre Thessaloniki eine sehr, sehr unspektakuläre Stadt, wenn man nicht den Vorteil hätte, am Meer zu liegen, sodass sich viel Leben natürlich an der langgezogenen Uferpromenade abspielt und der Sonnenuntergang an dieser einen würdigen Abschluss des letzten Abends hier bildete.

Am Freitag Morgen dann ab mit dem Zug nach Athen. Die Tickets für die 4stündige Fahrt hatten wir uns vorab problemlos auf www.hellenictrain.gr gekauft, der Zug war am Ende doch recht voll, sodass diese Option für Nachahmer sicherlich zu empfehlen ist.

In Athen angekommen dann noch ein paar Stationen mit der Metro, ehe die Haltestation Monasteraki unser vorläufiges Ziel war und wenige Minuten später unsere Unterkunft für die nächsten drei Nächte im sehr lebhaften Viertel Psiri bezogen wurde.

Generell fühle ich mich ja da, wo ich lebe, recht wohl, aber gerade in diesen grässlichen Monaten des Winters liebe ich den Lifestyle der Südeuropäer. Während wir oftmals grimmig und vom Stress geplagt in einem Hamsterrad treten, um noch mehr Geld zu verdienen oder sonst welchen von wem auch immer auferlegten Zielen hinterherzurennen, geht es hier doch um einiges entspannter und gemächlicher zu, man trifft sich auf einen gemütlichen Plausch oder sitzt bei Café, Bier oder kleinen Happen zusammen. Geld, Karriere und Materielles sind allenfalls sekundär, was mir doch irgendwie sehr gefällt.

So merkt man deutlich, dass es die Leute nach alle den Corona-Jahren, die das Land in vielerlei Hinsicht gebeutelt haben, auch hier wieder nach draußen zieht auch wenn die Maske das Alltagsbild doch noch mehr prägt als vorher angenommen.

Insgesamt aber natürlich sehr schön, so dem grauen deutschen Alltag etwas entfliehen zu können.

So bildete der Sonnenuntergang am Fuße der Akropolis dann auch einen würdigen Rahmen, ehe auch schon der Sonntag angebrochen war, der nun zwei Spiele parat hielt…

 

Auftakt machte der Zweitligakick im Viertel Nea Smyrni, also Neu-Izmir, was unschwer naheliegen lässt, dass es sich herbei um ein Viertel handelt, das ursprünglich stark von türkischen Einwanderern geprägt war.

Das Stadion Neo Smyrni ist eigentliche Heimat des Vereins Panionos Athen, den vielleicht insbesondere die Älteren unter den Leser noch kennen könnten, so kickte der Verein doch lange Jahre in der ersten griechischen Liga und konnte zumindest 1971 die Vizemeisterschaft für sich verbuchen. Nach der Saison 2019/2020 ging es nach finanziellen Ungereimtheiten allerdings in die Insolvenz und hinab in die dritte Liga, wo man aktuell in akuten Abstiegsnöten gegen den Ball tritt.

Zahlreiche Graffiti im Stadion zeugen von einer (einst) lebendigen Fankultur rund um die Gruppe Panthers, sodass das ganze Ambiente gepaart mit einem teils deutlich verfallenem Gammelground inmitten von Wohnhäuser und eben vielen Malereien ein recht feines ist.

„Zettel“-Ewald Lienen, die alte Sozialist, war mal von 2006 bis 2008 Trainer hier beim Club mit seiner deutliche antifaschistischen Fanszene, ein etwas lieblos an die Wand geklatschtes Foto am Blockaufgang zeugt heute noch von diesen Zeiten.

 

Heute ist aber freilich alles etwas weniger spektakulär und nostalgisch, denn auch Zweitligist Apollon Smyrni nutzt dieses Stadion und da nur ein paar hundert Zuschauer regelmäßig zu den Heimspielen kommen, spart man sich heute  die Mühe, die mächtige Gegenseite zu öffnen und verfrachtet hingegen alle Zuschauer gegen eine Gebühr von 15 Euro auf die überdachte Haupttribüne.

Eine lebendige Fankultur gibt es hier ohnehin nicht, wenngleich ja auch der 60-jährige und im Privatleben vermutlich absolut ausgeglichene Grieche beim Fußball mal völlig aus der Haut fährt und wild pöbelnd gegen Schirigespann oder gegnerisches Team agiert.

Die erneut fußballerisch limitierte Partie endete dann natürlich auch mit 0:0 und so zog es uns nach Abpfiff mit der Metro einmal vom Süden in den Norden der Stadt…..