11.09.2022
Mayor Van de Wiele Stadion
First Division B
Das Städtchen Deinze (ca. 44.000 Einwohner) liegt wenige
Kilometer südwestlich von Gent. Da ich knappe zwei Stunden vor Anpfiff bereits
hier rumlungerte, parkte ich meinen Rennford wenige Meter fußläufig vom Eingang
und machte mich auf eine kurze Stippvisite ins nahgelegene Zentrum.
Viel scheint hier generell und besonders an diesem lauen
Spätsommer-Sonntag nicht zu gehen. Eine ganz nette Kirche, ein großer
Marktplatz, das kleine Flüsschen Leie schlängelt sich behaglich durchs Zentrum;
paar Boote liegen am Kai.
Man hat vermutlich alles binnen einer knappen Stunde
abgelaufen.
Der lokale Fußballclub kam in seiner Historie nie über die
zweite Liga hinaus, immerhin gibt es für faire 10 Euro einen Stehplatz,
spätestens zur Mitte der ersten Hälfte interessiert es dann aber auch
niemanden, wenn man sich auf die überdachte Sitzplatz-Gerade schleicht.
Zu Gast war heute der Club aus dem Brüsseler „Problembezirk“
Molenbeek und dieser konnte rund 150-200 Anhänger mobilisieren. Etwas kurios
ist, dass sich hier im Mayor Van de Wiele-Stadion Heim- und Gästesektor quasi nebeneinander
auf der Hintertorseite befinden und da auch Deinze über einen ca. 50 Personen
starken Stimmungsmob verfügt, kommt es hier zu einem für die Verhältnisse
durchaus stimmungsvollem Zweitligaspiel.
Während es bei der Szene von Deinze dann eher um so eine
typisch belgisch/niederländische Spaßszene irgendwo im Grenzgebiet zwischen
albern, spaßig, sich selbst nicht ganz ernst nehmend und Bock auf bisschen
singen handelt, wirkt die von Molenbeek insgesamt reifer, wenngleich natürlich
auch hier nicht das Rad neu erfunden wird und man sich gesangestechnisch
irgendwo im Standardbereich bewegt.
Dafür wird immerhin ein 0:1-Rückstand zu ein 2:1 Auswärtssieg
gedreht, was die Anreise dann wenigstens lohnenswert machte, denn eine
Anstoßzeit von Sonntagabends 20 Uhr ist nun nicht der allseits beliebte
Top-Termin, wie sich anhand der etwas kryptisch daherkommenden Tapete, die im
Auswärtssektor zu Spielbeginn gezeigt wurde, vermuten lässt.
Nach Abpfiff gings für mich zurück in meine Unterkunft, denn
auf eine Heimfahrt vier Stunden durch die Nacht hatten meine alten Knochen
keine Lust und daher wurde dieses Unterfangen auf den kommenden Tag verschoben.
Gute Belgien-Tour.