UC
Sampdoria Genua - AC Mailand 1899 2:1
18.09.2005
Stadio Luigi Ferraris
Serie A
Zuschauer: 29.844
Während an diesem Sonntag das deutsche Volk in die Wahllokale
stürmt, um vorgezogen eine neue Regierung zu wählen, verlassen um
7h in der Frühe drei, die Option der Briefwahl genutzt habende, kernige
Burschen ihre Mailänder Hotelbetten.
Das Frühstück zumindest würde bei der Wahl zum Goldenen Löffel
oder so etwas sicherlich die 5% Klausel nicht überwinden, denn so ist es
in der Auswahl recht beschränkt und weiß letztendlich nur durch lecker
warme Croissants zu gefallen.
Aber bei dem günstigen Übernachtungspreis wollen wir nicht meckern, sondern uns unverzüglich einige U-Bahnstationen westlich begeben, wo schließlich schon der Michi auf uns wartet, um zwei weitere Projekte an diesem heutigen Tage in Angriff zu nehmen.
Das Verlassen der Stadt geht flott vonstatten, so sind doch
die Straßen an diesem Sonntag Morgen noch schön leer und schon befinden
wir uns auf der Autobahn Richtung ligurische Hafenstadt.
Die Fahrt selber erschien aufgrund netter und interessanter Gespräche ziemlich
kurzweilig und besonders das Gebiet vor Genua wusste zudem durch die schöne
gebirgige Landschaft zusätzlich mein verwöhntes Auge zu erfreuen.
Dank Michis Italienischkenntnissen wurde der Ground auch ohne Probleme gefunden
und der Wagen mit weiser Voraussicht etwas Abseits geparkt, um nach dem Spiel
schnell die Stadt verlassen zu können.
Zeit bis zum Anpfiff hatten wir noch knappe 4 Stunden, also
mehr als genug und so schlenderte man ein wenig umher. Zuerst am Stadion vorbei,
wo schon vereinzelt Sampdoria Leute rumliefen, die Kassenhäuschen auch
irgendwann öffneten und man problemlos ein Ticket für heutiges Spiel
erwarb (Jedoch auch unter Vorlage des Persos).
Während man also so umherlief, viel einem mehr und mehr auf, wie sehr diese
Stadt den Fußball zu leben scheint.
In ungefähr zu gleichen Teilen auf die beiden Vereine der Stadt verteilt,
scheinen die Sympathien zu liegen, so erblickt man an zahlreichen Häuserwänden,
Balkonen usw. entweder die Farben Sampdorias oder aber des FC Genua, der ja
kürzlich nach einem Bestechungsskandal den Gang in die Serie C antreten
musste.
Wie dem auch sei, im Lidl wurden dann anschließend preiswert
die Bier- und Nahrungsvorräte aufgestockt und darauf erst einmal in einem
Restaurant der Magen italy-like mit etwas Pasta gefüllt.
Die restlichen zwei Stunden vor Anpfiff gammelten wir am Stadion rum, wo dann
auch irgendwann die ca. 8 Busse aus Milan unter starkem Polizeischutz ankamen.
Zum bersten gefüllt und fast nur mit Ultras besetzt, rollten die Fahrzeuge
hinter den Gästebereich.
Zeit für uns, ebenfalls im Stadion Stellung zu beziehen und ich kann nur
sagen, welch ein geiler Tempel! Reines Fußballstadion mit vier überdachten
Tribünen und geschlossenes Ecken. Für mich neben dem in Mailand der
schönste von mir bis dato besuchte Ground. Genial, so etwas wünscht
sich wohl jeder Fan für sein eigenes Team.
Der Kasten füllte sich auch zunehmend, die Gästefans,
schätzungsweise 2000 im Block und nochmal so 500 im Stadion verteilt, machten
bereits vor Anpfiff gut Lärm und die Hintertortribüne auf der die
Sampdoria Ultras, rund um die Gruppen "Ultras Tito", "Hells Angels",
"Fedelissimi" und zahlreichen kleineren Gruppen sich niedergelassen
haben, stand dem in nichts nach.
Zum Intro gabs dann auf Heimseite zahlreiche Schwenker sowie Doppelhalter von
Heim- und Gästeanhang geboten.
Dazu war der Support der Heimfans einfach unglaublich geil. Sehr schöne
Melodien, viel Abwechslung und wenn des öfteren das ganze Stadion mitzog,
wurde es verdammt laut.
Dazu gabs obendrauf noch ein hochklassiges und schnelles Spiel geboten, in dem
Sampdoria einen 0:1 Rückstand in einen 2:1 Sieg umwandeln konnte und somit
dem ebenfalls anwesenden Silvio Berlusconi den Tag sicherlich reichlich verdarb.
Fußballbesuch wie aus dem Bilderbuch also, geiles Spiel, geiles Stadion
und zwei gut aufgelegte Fangruppen. Da bleibt eigentlich kein Wunsch offen.
Kurz vor Abpfiff dann sogar noch ein wenig Action im Gästeblock, weil es
wohl einigen Heimleuten trotz Sicherheitsnetz gelungen war, etwas Pyro im Gästeblock
zu entsorgen, was die Cops auf den Plan rief und sie etwas planlos durch die
Ecktürme rennen ließ.
Wir rannten dann kurze Zeit später auch, und zwar zu unserem fahrbaren Untersatz, wobei der Jan und Michi das Tempo auf der rund 700 Meter langen Strecke vorgaben und ich mich für den Kai verantwortlich fühlte, der nach eigener Aussage noch nie richtig Sport getrieben hat, was das angestrengte Keuchen und die knallrote Birne vermutlich bestätigten.
Trotzdem gelang es uns, die Stadt noch vor dem Rest des Publikums
zu verlassen und konnte sich die nächsten zweieinhalb Stunden dem hemmungslosen
Genuss von Bier hingeben werden......
Währenddessen kam im Übrigen auch die SMS meines Bruders aufs Handy.
Mein SV Meppen verliert nach 0:1 Führung mit 3:1 bei den Amateuren von
Hannover 96.....
Dilettanten, elendige!
Ein Sieg wäre wohl des schönen Tages endgültig zu viel gewesen......