ACF Fiorentina – SS Lazio   0:1

02.03.2014

Stadio Artemio Franchi

Serie A

Zuschauer: 30.000 (ca. 200 Gäste)

 

Nach einstündiger Fahrt durch die Toskana erreichten wir den Bahnhof Firenze Santa Maria Novella, welches der Hauptbahnhof der 366.000- Einwohner-Stadt ist.

Von hier zum vorab gebuchten Hotel gelaufen, kurz Rucksack abgelegt und direkt weiter zum Stadion. Fußweg dauert eine knappe halbe Stunde, alternativ kann auch der Bahnhof Firenze-Campo di Marte angefahren werden, denn direkt dahinter liegt das Stadion. Wir hatten allerdings reichlich Zeitpolster und so ein Fußmarsch schadet ja Geist und Körper auch nicht.
Florenz- Lazio, das klingt ja allein von den Namen her recht edel und der Fußballkundige weiß ebenso, dass hier Mario Gomez und Miro Klose aufeinandertreffen. Schönes Ding, also.

Ein kleines bisschen Ernüchterung aber, als man auf den Aufstellungszettel blickte und sah, dass Miro nicht im Kader     (kurz vorher verletzt) und Gomez wohl erst in der 2. Hälfte kommen sollte ( wurde dann in der 57. Minute eingewechselt).
Naja, mir ist's eh meist wichtiger, was auf den Rängen los ist. Aber auch hier erstmal ein komisches Bild, denn speziell die Kurve hinterm Tor (Ultra-/Fanbereich) war doch eher leer und ein großes Transparent mit der Aufschrift „Se voi sonerete vostre trombe noi suoneremo le nostre campane.“

Frei übersetzt etwa: „Wenn sie ihre Trompeten blasen, werden wir unsere Glocken läuten!“.

Protest war also angesagt. Gottlob nur die ersten 10 Minuten und zwar in der Form, dass die Ränge vorerst leer blieben, um dann pünktlich diese eindrucksvoll zu entern und orkanmäßig mit dem Support loszulegen. Interessant hierbei vielleicht, dass sich alle Teile des Stadions an der Aktion beteiligten. Worum es konkret ging, weiß ich gar nicht genau. Irgendwie ging's wohl darum, gegen mangelnden Respekt des Verbandes und sonstiger Funktionäre gegenüber den Fans ein Zeichen zu setzen. Das Strömen auf die Ränge war eine gelungene Aktion und danach wars stellenweise richtig, richtig laut wie man es lange nicht gehört hatte. Zwar auch einige Pausen, aber alles in allem stark. Die Ultras von Lazio akzeptieren die Tessera nicht und dementsprechend fanden sich vielleicht maximal 200 Normalos im Gästeblick ein. Die Anfeuerung von dort aus dann entsprechend öde, wobei sich der Trip in die Toskana dennoch gelohnt hatte, denn bereits in der 5. Spielminute Schoß Lazios Cana mit einem sehenswerten Seitfallzieher das 1:0. Florenz versuchte insbesondere in der zweiten Hälfte durch Offensivpower noch was zu machen, konnte aber gegen die gut aufgestellte Römer Abwehr kein Durchkommen finden.

Zufrieden mit dem Gesehenen machten wir uns nach Abpfiff wieder auf den Rückweg zum Hotel.
Da der Rückflug am nächsten Tag erst um 16 Uhr abgesetzt war, blieb noch etwas Zeit, das wunderschöne Florenz anzugucken. Insbesondere die Altstadt ist wirklich gut und nicht zu Unrecht UNESCO Weltkulturerbe.
Was bleibt also als Fazit nach diesen drei gesehenen Spielen zur Fankultur in Italien?

Tot ist die sie mit Sicherheit nicht und mit etwas Glück kann man auch hier noch die so oft zitierte Rosine herauspicken, abgesehen davon sind auch die Stadien allesamt sehr individuell und von sterilen Neubauten bleibt man flächendeckend verschont. Auch früher war sicherlich nicht jedes Spiel ein Kracher, wenngleich die Wahrscheinlichkeit Zeuge eines solchen zu werden ungleich höher war, denn Auswärtsfahrverbote, Tessera usw. machen sich schon bemerkbar. Wer allerdings nicht allzu wehleidig den alten Zeiten hinterher trauert und die Erwartungen nicht allzu hoch steckt, wird auch weiterhin hier interessante Eindrücke sammeln können.

Bürger Florenz`

Zum x-ten Mal in unserer Geschichte sind wir unter Belagerung. Waren es einst Armeen von fremden Königen, sind es heute schleimige Personen, die ihre Macht missbrauchen und glauben, uns brechen zu können. 

Nichts von dem wird passieren, denn ein Fiorentiner bricht nicht und wird sich nie verbiegen. Aus diesem Grund glauben wir, dass die stärkste Antwort, die wir diesem kranken System geben können, unsere Farben und unsere Banner sind. 

Daher werden wir nach 10 Minuten Abwesenheit von unserer geliebten Tribüne alle zusammen schreihen, dass wir den Namen Firenze und sein Team lieben. Wie sagte schon Pier Capponi zu den Franzosen, die Firenze belagern wollten: Wenn  sie mit ihren Trompeten blasen, werden wir unsere Glocken läuten! 

Vorwärts Firenze, Vorwärts Ultras!