Goslarer SC - SV Meppen 2:2
29.04.2011
S-Arena
Oberliga Niedersachsen
Zuschauer: 600 (ca. 100)
Für diese Auswärtsfahrt wurde bereits frühzeitig
intern die Werbetrommel gerührt . Ursprünglich war der Kick als
„Tanz-in-den-Mai-Tour“ deklariert, so sollte er doch am Samstag, den 30. April
stattfinden. Der sinnlose Verband legt jedoch gerne mal aus unerklärlichen
Gründen Spiele um und so wurde der Spaß mal kurzerhand einen Tag vorgezogen,
also auf einen arbeitnehmerfeindlichen Freitag; Anstoßzeit 18 Uhr. Da aber hier
sowieso niemand Arbeit hat (hö hö) machten sich dennoch zwei Busse auf den Weg.
Der erste bestand hauptsächlich aus Amisia Ultra, Banausen und
Imperium Meppia (bzw. was davon übrig ist) sowie dem jeweiligen Umfeld, im
zweiten saß eher das gemäßigtere Publikum. Dass man jedoch so langsam älter
wird, merkte man z. B. an einem Jungschen, der zuerst ganz schüchtern und still
neben mir saß, behauptete er wolle kaum etwas trinken, da er ja „was vom Spiel
sehen“ wolle und spätestens kurz vor Goslar so besoffen war, dass er ständig im
Bus rumsprung, sich mehrmals fast eine einfing und auch sonst nix mehr merkte. Da
hat man ja fast erzieherische Verantwortung.
In Goslar selbst wurde noch ein eigens angemieteter
Irish Pub angesteuert, in dem unter den wachsamen Augen zahlreicher SKBs noch
ein Guinness genossen wurde, ehe es Richtung Stadion ging. Was hier im Vorfeld
wieder für Horrorgeschichten a la „menschenfressende Mutanten“ ob der Besatzung
des ersten Busses geflossen sein mussten, konnte nur erahnt werden, als einem
die erste Reiterstaffel über den Weg ritt und ein paar Meter weiter eine halbe
Hundertschaft in voller Kampfmontur stand. Der nette Empfang setzte sich auch
am Eingang fort, wo man von reichlich dummen Ordnern dazu aufgefordert wurde,
auf einer nassen Matte seine Schuhe auszuziehen. Völlig überzogen, da bislang
rein gar nichts vorgefallen war. Auch die 8 Euro für nen Stehplatz ohne jede
Ermäßigung boten reichlich Diskussionsstoff und zeigten, wie willkommen man als
Gast in Goslar ist.
Das Stadion ist zwar für die beschissene
Stadienlandschaft in dieser Liga ganz ok, verfügt zumindest über einen ganz
netten Gästeblock hinterm Tor und eine kleine überdachte Sitzplatztribüne auf
der Geraden, interessiert aber auch sonst keinen so großartig. Zumindest gibt’s
ne Handvoll Aktiver, die aber vom Durchschnittsalter gerade mal 15 sein dürften
und zumindest eine zeitlang „ultratypischen“ Support zeigen. Finds ja immer
bisschen lächerlich wenn einer mit nem Megafon vor seinen vier Freunden
rumspringt, andererseits zolle ich solchen Jungs auch immer etwas Respekt, da
man zumindest die Farben seines Heimatclubs im Herzen trägt und nicht blind zum
nächstgelegenen Bundesligisten rennt.
Nachhilfe gabs heute in Sachen Support im Gästeblock
, denn die Unterstützung durch rund 40 Meppener von den mitgereisten 100 war
phasenweise wirklich gut und laut, untermalt mit etwas Pyro. Zweite Halbzeit
wirkte es aber nicht mehr so kompakt, da der eine mal hier stand und der andere
mal da rumlief. Sicherlich ein Manko, das es öfters festzustellen gilt.
Die Mannschaft hatte den Gastgeber ebenfalls voll im
Griff, ging 1:0 in Führung und schien
auch hier drei Punkte mitzunehmen, ehe Goslar zweimal im ganzen Spiel vors Tor
kam und zwei Tore machte. Wenigstens gelang kurz vor Abpfiff noch der
Ausgleich, auch dieser Punkt kann am Ende gaaanz wichtig sein.
An den Bussen erwartete dann einen schon das
Empfangskommando mit seinen kläffenden vierbeinigen Kollegen. Freitag Abend,
relativ lange Anfahrt mit entsprechendem Alkoholkonsum: klar, dass auf diese
Provokation einige anspringen und so kommt es letztlich zu ein wenig Schubserei
mit den Cops, die nicht mit Pfeffer geizen. Letztendlich nix Wildes und nachdem
alle Augen wieder ausgespült sind geht’s auf die Heimfahrt, die sich mal eben
über mehr als 5 Stunden hinzieht.
Gut im Eimer die letzten Meter mit dem Rad nach
Hause und gute Nacht.
Damit sollte es doch eigentlich gut sein, aber was
ließ mir sechs Tage später (!!) beim morgendlichen Durchblättern der Meppener
Tagespost fast mein Brötchen im Halse stecken? Ein halbseitiger Artikel mit der
sensationellen Überschrift „So etwas kann einen ganzen Verein kaputt machen!“.
Dazu ein Foto, auf dem ca. 30 Mitgereiste abgebildet sind und ein Bengalo
brennt, mit dem Text. Meppener „Fans“ zünden bengalische Feuer. Damit natürlich
nicht genug wird das Ganze noch durch einen Artikel ergänzt, der dem Fass nun
endgültig den Boden rausschlägt. Wenn das ernstzunehmender Journalismus sein
soll, kann ich sofort bei der FAZ anfangen. Da wird ein hanebüchender Artikel
verfasst, der weitestgehend ungeprüft aus der Goslarer Presse übernommen (oder
geklaut?) wurde, dazu wird irgendein Meppener Polizeimensch zitiert, von dem
bezweifelt werden darf, dass er an besagten Abend überhaupt da war (oder war er
als Polizeihund getarnt?) und generell schon einmal wirkliche Ausschreitungen
erlebt hat, und so wird von (50!!) Althools gesprochen, die die Einsatzkräfte
mit abgebrochenen Flaschen und Eisenstangen angreifen.
Was denkt ein normaler Zeitungsleser, wenn er sowas
liest? Da kommt ja beinahe der Eindruck auf, ein Besuch eines SVM Spiels böte
ein Risiko für Leib und Leben. Dass so eine journalistische Schmiererei Leuten,
die auf den passenden Fotos zu sehen sind, ernsthafte Probleme in Job, Familie
etc. einbringen können, scheint dabei vergessen worden zu sein (oder war es gar
beabsichtigt?).
Das Einzige, was „einen Verein kaputt machen“ kann,
ist so ein sensationsgeiles Gelüge!!!
Gut, dass die Zeiten, in denen sowas nahezu
kommentar- und wehrlos hingenommen wurde, vorbei zu sein scheinen, denn sowohl
von Amisia Ultra als auch durch nen Leserbrief in der MT gab es Kontra.
In diesem Sinne: Immer weiter, keinen Schritt
zurück!