SG Sengwarden/Fedderwarden - SV Astederfeld 2:1
20.11.2022
Motodrom Halbemond
2. Kreisklasse
Jade-Weser-Hunte 1
Zuschauer: 874
Reisen wir ein
wenig in die Vergangenheit und zwar ins Jahr 2020, genauer gesagt zum 12.
September 2020.
Damals war ich
doch recht angefressen, dass ich aufgrund beruflicher Verpflichtungen
schlichtweg keine Möglichkeit fand, das Motodrom in Halbemond zu kreuzen.
Ein paar Jungs
(und Mädels?) aus den Reihen des PSV Braunschweig hatten es sich nämlich vor
gut zwei Jahren zum Ziel gesetzt, das riesige Areal, welches bis dato zuletzt
vor 21 Jahren mit der Partie Fehntjer Fußballfreunde Berumerfehn gegen den SV
Leybucht zwei spielende
Fußballmannschaften beheimatete, wieder zum Leben zu erwecken. Später wurde das
Motodrom dann nur noch vom MC Norden als Speedway-Motodrom genutzt, sodass der
grüne Rasen ungenutzt blieb.
So fand also
hier inmitten wilder Coronazeiten die Freundschaftspartie zwischen dem PSV
Braunschweig und dem SV Süderneuland statt, zu der mehr oder minder streng
geheim um die 300 Auserwählte dabei sein durften, solange man nicht Anhänger
des Vereins aus der niedersächsischen Landeshauptstadt war, versteht sich.
Um ehrlich zu
sein, ich wusste bis dahin gar nicht, dass keine 90 Minuten Autofahrt von
meiner Heimat entfernt eine solche Schüssel steht. Aber das Glück sollte mir
hold sein und so waren es diesmal Jungs (und Mädels?) aus den Reihen der SG
Sengwarden/Fedderwarden, die keine Kosten und Mühen scheuten, am Tag des
Beginns der WM in Katar ein Meisterschaftsspiel gegen den Ligarivalen SV Astederfeld
auszurichten.
Es war klar,
dass dieser Sonntag ein wahres Hopperfestival werden sollte, vor dem sogar
Spiele im tschechischen Teplice, Sokolov oder Usti nad Labem zu harten
Pandemiezeiten vor Neid erblassen sollten.
Am Ende waren
874 Zuschauer anwesend, 597 in der allseits bekannten App eingeloggt. Das
dürfte für ein Spiel der 2. Kreisklasse Jade-Weser-Hunte ein nie mehr zu
brechender Rekord sein.
Allein aus dem
Emsland bzw. dem westlichen Münsterland machte sich eine illustre Runde
bestehend aus Dennis als Fahrer eines eleganten Shuttles, Volki, Gerrit, Jan,
meine werte Gattin und ich auf den Weg gen Ostfriesland (vor Ort traf man dann
noch einige weitere Top-Lads, so z. B. aus Emden).
Am
Bestimmungsort des Tages angekommen, parkierte man das Kfz auf einer tiefnassen
Wiese, ehe man die vorab reservierten und mit viel Liebe zum Fußball gestalteten
Eintrittskarten im Empfang nahm, um anschließend die brüchigen Stufen emporzukraxeln,
um endlich den Blick über Rasen und Ränge schweifen zu lassen.
Ja, und was
soll ich sagen? Total geiles Teil! Der Zahn der Zeit nagt deutlich an allem,
vor allem den mächtigen Stehtraversen hat es im Laufe der Jahre deutlich sichtbar zugesetzt, aber genau sowas
liebt der Mob ja. Beim Abschreiten des Geläufs besteht erhöhte Bänderrissgefahr
und man muss stellenweise doch sehr Obacht geben, wohin man den nächsten
Schritt setzt.
Zugegeben, wenn
erwachsene Menschen in den seltsamsten Körperhaltungen vor einer vergammelten,
brüchigen Betonplatte stehen, nur um diese in ihrer ganzen „Schönheit“ und aus
allen denkbaren Winkeln abzulichten, dann fragt sich manch Außenstehender nicht
ganz unberechtigt nach dem Geisteszustand des Protagonisten, aber ey; es ist verdammt
nochmal das Leben, das wir wählten und die Schönheit einer bröckeligen
Betonstufe ist vergleichbar mit der Schönheit einer wundervollen Frauen. Naja,
nunja….so zum Vergleich irgendwie, metaphorisch gesehen…….
So wurde es
hier erwartungsgemäß eine ziemlich nerdige, wenn auch äußert charmante und
liebevoll organisierte Veranstaltung, die ein gelungenes Zeichen gegen den
ganzen versauten Scheiß, der heute gleichzeitig im Wüstenstaat starten sollte,
setzte.
Zugegeben war
ich mehr mit Labern und Ablichten des Stadions beschäftigt, anstatt der mit
mäßigem fußballerischen Geschick, dafür aber mit viel Leidenschaft geführten
Partie aufmerksam beizuwohnen. Nichtsdestotrotz war es ein überaus gelungener
Sonntagnachmittag und ein großes Dankeschön geht raus an all die Organisatoren,
die dieses Spiel hier und heute möglich gemacht haben. Alles gute Menschen seid
ihr!!
Grüße an alle Mitfahrer.