Inter Club D´Escaldes – UE Santa Coloma   1:1

30.10.2021

Centre d’Entrenament de la FAF1

1a Division

Zuschauer: ca. 50

 

 

 

Kein neuer Länderpunkt im Jahre 2021, von 2020 mal ganz zu schweigen. Irgendwie fühlt sich dies grundlegend falsch an. Auch wenn Reisen in diesen Zeiten etwas erschwert wird, so ist es doch zumindest innerhalb Europas kein Hexenwerk und eigentlich recht easy machbar. Eine Impfung erleichtert dabei vermutlich vieles.

Nach einiger Zeit der Spielplan- Sondierung und Prüfung möglicher Flugverbindungen bekam der Zwergenstaat Andorra den Zuschlag. Der Wunsch eines Besuch aller UEFA-Mitgliedstaaten mit einem Fußballspiel ist kein Geheimnis und soll irgendwie mittelfristig erfüllt werden.

Mit Island, den Faröer, der Ukraine, Moldawien, Belarus, Zypern, Kasachstan  und dem Kosovo fehlen aktuell noch so einige Kandidaten, geht man das ganze allerdings ernsthaft an, sollte es halbwegs gut binnen 2-4 Jahren machbar sein. Problem allerdings: ich gehe es nicht ernsthaft an, wenngleich an diesem Wochenende endlich mal Andorra von der Liste gestrichen werden konnte. Kollege Jan war von der Idee ebenfalls angetan, was ich ganz super fand, so lag unsere letzte Tour ja noch in Zeiten, in denen man Corona allenfalls als mexikanisches  Bier kannte. Dabei ging der Kollege sehr motiviert zu Werke und zauberte nach Ankunft am Kölner Flughafen je zwei Dosen des äußerst lecken Paderborner-Pilger-Bieres aus dem Rucksack. Meine Bedenken „Aber ich muss heute Abend noch fahren“ wischte er mit einem „Ja, heute Abend erst“ bei Seite. Na denn, Prost. Schmeckte halt auch zu lecker.

Der Winzling Andorra ist als Reiseziel dabei sogar eine vergleichsweise hart Nuss, so wird im Ligabetrieb nahezu ausschließlich sonntags gespielt, über einen eigenen Airport verfügt man darüber hinaus auch nicht, sodass man von Spanien oder Frankreich anreisen sollte.  

Da der Montag jedoch zufälligerweise ein Feiertag (Allerheiligen) und der Flug Köln-Barcelona-Köln halbwegs fair taxiert war, konnte man Nägel mit Köpfen machen.

Zur Einreise nach Spanien benötigt der zweifach geimpfte Touri ein vorab ausgefülltes Schreiben, welches sich nach vollständigem Ausfüllprozess quasi in einen QR-Code verwandelt, welcher dann wiederum nach Landung am Aeroporto Barcelona-El Prat von lustig vor sich hinkichernden Arzthelferinnen-Mäuschen eingescannt wird, ehe man den Airport verlassen kann.

Ach halt, nen Leihwagen brauchen wir ja auch noch. Stellte aber kein großes Problem dar, denn diesen hatte man vorab via Check24 reserviert. Nur, dass der AVIS-Schalter in Terminal 2 irgendwie geschlossen war und man daher mit nem Shuttlebus noch die knapp 10 Minuten zum Terminal 1 fahren musste, störte etwas.

Bei Zeitdruck sicherlich extrem nervig, heute hatten wir diesen aber nicht und so konnte man ca. eine Stunde nach Landung einen azurblauen Opel-Corsa neuer Bauart im Empfang nehmen und gen Nordwesten düsen. Der kleine Rüsselsheimer fährt sich dabei äußerst spritzig, liegt gut in den Kurven und mäht sich griffig und bissig durch die Serpentinen, denn weitgehende Mautvermeidung stand auf der Agenda. Ziel des heutigen Abends war das ca. 1,5 Stunden vom Airport entfernt liegende Städtchen Berga. Dies diente als Zwischenstopp auf dem Weg nach Andorra, da man a) nicht mehr so weit fahren wollte und b) Übernachtungen in Andorra nicht gerade günstig sind. Wirklich günstig war unsere Behausung zwar auch hier nicht, aber nun gut.

Ansonsten scheint dies hier ein ziemlich verschlafenes Nest zu sein, was man allerhöchstens auf dem Schirm hat, wenn man Groundhopper (mit Zwischenstopp) oder Wintersportler ist. Auf der Suche nach ein paar Kannen Bier und etwas Essbarem irrte man noch etwas durch die weitgehend menschenleeren Gassen, wurde dann jedoch in einem Kiosk bzw. Bistro fündig, ehe der Abend mit paar Döschen Estrella Damm auf dem Zimmer irgendwann sein Ende fand.

Am nächsten Morgen dann weiter, denn bereits um 11 Uhr sollte in Andorra der Ball rollen. Erst bei Tageslicht sieht man, was die Menschen hier von Spanien halten. Zahlreiche Graffitis und Malereien ähnlich wie die aus Nordirland bekannten Murals grenzen die Region Katalonien deutlich vom Staate Spanien ab und auch die Einwohner Bergas wünschen dem Könighaus allenfalls einen kräftigen Tritt in den Hintern. Zudem sieht man sich deutlich linkspolitisch und beschwört mittels eindeutiger und an den Sozialismus angelehnter Malereien den solidarischen und brüderlichen Unabhängigkeitskampf. Die Geschichte ist offen und wird vielleicht irgendwo irgendwann in der Zukunft zu Ende geschrieben.

Für uns ging es hingegen bei heiterem Wetter durch eine schön anzusehende Gebirgslandschaft der Pyrenäen, ehe die Grenze zu Andorra erreicht wurde. Grenzkontrollen finden hier stichprobenartig statt, wir konnten allerdings unbehelligt passieren. Erst jetzt wurde uns klar, dass Andorra nicht über EU-Roaming abgedeckt wird und google-Maps plötzlich stoppte, die Navigation zu übernehmen. Ans Ziel gelangten wir trotzdem und parken den Wagen zwei Seitenstraßen entfernt vom Stadion. Platz ist in diesen Gefilden ein rares Gut und so lassen sich kostenlose freie Parkflächen meist nur schwer finden. Die Gebühr von einem Euro auf einer Parkfläche war aber insgesamt fair und akzeptabel.

Bei wiederum freiem Eintritt und demzufolge blöderweise auch ohne Eintrittskarte ging es hinein ins Centre d’Entrenament de la FAF1, was insgesamt nicht mehr ist als ein Kunstrasen-Trainingsplatz mit einer kleinen überdachten Sitzplatztribüne ist.

Im Übrigen gilt hier eine Maskenpflicht auch am Platz, was von den eifrig agierenden Ordnern auch peinlichst genau überwacht wird. Außer Kaffee aus einem tristen Automaten ist auch das Catering nicht existent. Ob es jetzt an Corona liegt oder immer schon so war, konnte nicht eruiert werden, ich vermute aber erstes. Kein Vergleich zu einem sonntagmorgendlichen Kick in Tschechien jedenfalls.  

Viel wichtiger als sich den Bauch vollzuschlagen, war allerdings auch, das Passwort für das verfügbare W-Lan zu erbetteln, was mir dann nach Rumgenerve bei zwei, drei Einheimischen auch gelang. Eine Offline-Karte musste schließlich aus der Hilflosigkeit heraus geladen werden, ehe genug Arbeit für den heutigen Sonntagvormittag erledigt war und man dem Spielgeschehen vor einer beeindruckenden Kulisse beiwohnen konnte. Mit Kulisse meine ich dabei nicht das Zuschaueraufkommen, sondern eher das Bergpanorama, denn lediglich ca. 50 weitere Zuseher hatten den gleichen Plan und sahen insgesamt ein flottes Spielchen auf eigentlich ganz ordentlichem Niveau. Auch hier hat man übrigens dieses Hobby nicht für sich exklusiv, denn so tummelten sich hier noch zwei weitere 4er-5er-Grüppchen „Groundhopper“ am Platz. Der App nach zu urteilen eine seltsame Mischung aus Nürnberg, München rot und München blau, welche getreu der Geschichte von Hase und Igel uns auch bei den zwei weiteren Spielen „begleiten“ sollte.  

Der Jan und ich verzichteten allerdings auf Small-Talk und machten uns nach Abpfiff fix auf den Weg zum nächsten Spiel des Tages….