FC Slovan Liberec – FC Astra Giurgiu 2:3
07.08.2014
Stadion u Nisy
3. Runde
Europaleague-Quali (Rückspiel)
Zuschauer: 2.500 (ca.
20 Gäste)
Nach langem Hin und
Her, aufgestellten und wieder verworfenen Touren, engen Zeitfenstern und
sonstigem Planungswahn ging es für den Jan und mich mal wieder in das Land, in
dem die Vokuhila-Frisur, die Flecktarnhose und das Muskelshirt (meist ohne
Muskeln) noch en vogue sind -Tschechien.
Zwar kein neues Land
und auch nicht wirklich exotisch, aber halt für beide von uns noch jede Menge
weiße Punkte auf der imaginären Tschechien-Fußballlandkarte. Prag zum Beispiel gehört
eh zu meinen Lieblingsstädten, also mal los jetzt hier!
Für mich ging's an
diesem Donnerstag zunächst nach Magdeburg, wo ich den Jan direkt von der Arbeit
einsammelte und wir in seinem Auto gemeinsam die noch rund 3,5 Stunden nach
Liberec oder auch Reichenberg gondelten. In diesem Zusammenhang kam dann auch
die Frage auf, weshalb Google Maps viele Städte jenseits der östlichen
Bundesgrenze noch mit ihrer ehemals deutschen Bezeichnung benennt. Seltsames
Nostalgie-Getue irgendwie.…
Naja, nach Erreichung der Zielstadt und kurzer Suche des Hotels, wurde nach dem
Finden dieses hier nur kurz das Gepäck abgelegt und sofort zu Fuß weiter zum
Stadion, welches in ca. 15 Minuten vom Stadtzentrum aus zu erreichen sein
sollte. So groß ist Liberec mit seinen rund 100.000 Einwohnern nun nicht, als
dass man sich hier verlaufen müsste. Gastfreundlich sind die Menschen hier aber
in jedem Fall, denn am Kassenhäuschen drückte uns ein junger Tscheche dann
sogleich zwei Karten für lau in die Hand. "Dêkuji" hierfür!
Die Ausgangslage im heutigen Rückspiel ist folgende: Liberec hatte im Hinspiel
vor einer Woche auf rumänischen Boden wohl eher wenig zu lachen und bekam mit
einer 3:0 Niederlage deutlich die Grenzen aufgezeigt. Dementsprechend mochte
wohl so keiner recht an ein Weiterkommen glauben und letztlich war es trotz
zweimaliger Führung während des gesamten Spielverlaufs ziemlich eindeutig, dass
es nichts mehr wird. Durchaus kämpferisch, in der spielerischen Qualität aber
insgesamt zu limitiert, gab es dann auch heute eine 3:2 Niederlage gegen das
Team, welches aktuell rumänischer Vizemeister und Pokalsieger ist, bis 2012 noch unter dem Namen Astra Ploiesti
am Spielbetrieb teilnahm, dann aber umbenannt wurde und seinen Spielbetrieb ins
nahegelegene Giurgiu verlegte. Finanziert wird der Verein von einem Mäzen
namens Ion Niculae, welcher lt. Forbes als reichster Mann Rumäniens gilt. Wie
so oft steht viel Geld nicht unbedingt für solide Arbeit und zumindest in der
Wahl seiner Trainer verhält man sich ähnlich "konstant" wie der
Hamburger SV. So saßen alleine seit 2009 ganze zwölf verschiedene Cheftrainer
auf dem Stuhl, teilweise nur für wenige Monate. Jaaaa, sowas will man ja als
Fan seines Vereins unbedingt erleben.
Apropos Fans, während sich der heimische Fanblock in der einen Stadionecke befindet,
die dort vielleicht 50-60 Anwesenden zu Spielbeginn eine Blockfahne hochzogen
und im weiteren Verlauf konstant aber nicht wirklich überzeugend zu hören
waren, findet sich zu allem Überfluss schräg gegenüber noch ne kleine
Fangruppierung namens „Chaotix Supporters“, die hier irgendwie ihr eigenes
Süppchen kocht. Finde ich ja immer n bisschen komisch bei ohnehin kleinen
Fanszenen und soooo unüberbrückbare Differenzen kann es doch nun hier gar nicht
geben, als dass man sich nicht mal auf was Eigenes einigen kann. Letztlich soll
es doch immer noch in erster Linie um den Verein gehen und nicht um
irgendwelche Profilneurosen. Naja, kenne hier jetzt auch die Beweggründe nicht.
Kurz zu den Gästen: in der ersten Hälften feierten wir noch übelst den Typen
ab, der alleine im ansonsten vollkommen verwaisten Gästesektor saß.
Zur 51. Minute enterten dann doch tatsächlich noch rund 15 weitere Rumänen mit
Fahnen und zwei riesigen Trommeln den Away-Sektor und legten sogleich los.
Statt Gesang droschen zwei älteren Herren auf die Trommeln ein wie Besessene,
einer war besonders cool und spielte irgendwann blitzschnell auf beiden
Trommeln abwechselnd. Die Jungs verstanden auf jeden Fall ihr (Trommel-) Handwerk,
doch hatte dies mir Fußballsupport eher weniger zu tun, sondern vielleicht mehr
mit rumänischem Nationalzirkus oder so etwas in der Art.
Aber egal, jedem dieser Jungs gebührt großer Respekt, so schien es doch als
seien sie die rund 1.500 km mit dem Bus angereist, und dann auch noch über 45
Minuten zu spät......
Für uns ging es nach
dem Spiel noch ins Stadtzentrum, um noch ein paar Happen zu essen. Die Auswahl
hält sich zumindest hier arg in Grenzen, sodass eine Lokalität direkt auf dem
Marktplatz unseren Zuschlag bekam. Hier tauchten wenig später dann auch noch
einige Verantwortliche des Gästeteams auf, nochmals wenig später einige
Spieler, die jedoch beim Erblicken ihrer "Chefs" direkt wieder das
Weite ergriffen. Klar, wer sitzt schon gern beim Essen neben seinem Chef?
Nunja, wir wurden zumindest gut unterhalten ehe der Abend auf dem Hotelzimmer
mit einigen Pivo irgendwann sein Ende fand.