1. FC Lokomotive Leipzig – Berliner FC Dynamo    3:1

02.03.2019

Bruno-Plache-Stadion

Regionalliga Nordost

Zuschauer: 3.683 (ca. 200 Gäste)

 

Am nächsten Morgen dann nach einer kurzen Besichtigung der durchaus sehenswerten aber wie ausgestorben wirkenden Nordhäuser Altstadt entspannt die knapp 150 Kilometer nach Leipzig. Ins Bruno-Plache-Stadion wollte ich ewig schon, hat aber aus „Gründen“ irgendwie nie geklappt. Ist aber auf jeden Fall ein geiles Teil, besonders die alte Holztribüne mit dem vorgelagerten „Dammsitz“ kann was und weiß enorm zu überzeugen. Steht hier auch schon seit knapp 100 Jahren (Eröffnung im Jahre 1922).

Naja, jedenfalls hat es heute mal wie gesagt mit einem Besuch hier in Probstheida geklappt – und dann gleich direkt gegen den BFC Dynamo. Ganz nebenbei war mir das Glück heute besonders hold, denn kurz vorm Stadion wurde sogar noch ne Eintrittskarte gefunden, welche sogleich schwarzmarktgleich für etwas unter Normalpreis an den Mann gebracht wurde, um die Reisekasse aufzubessern. Wurde dabei nicht mal als Wessihopper enttarnt, hehe. Naja, während man sowas bei umliegenden Vereinen wie Zwickau, Dresden oder Chemie Leipzig direkt vorm Haupteingang vielleicht besser sein lässt, da die dort vorhandenen lebendigen Ultraszenen schnell neugierig werden könnte, kann man sowas bei Lok schonmal machen. Ultras gibt es hier zwar auch, allerdings prägen diese den Verein kaum in nennenswerter Art und Weise, da definiert man sich hier lieber als kerniger Fußballasi oder schlagkräftiger Osthool.  Nun, nach erfolgtem Ticketverkauf anschließend mal selber rein, Lok gegen den BFC steht an.

Schöner Ostklassiker - das riecht ja förmlich nach Adidas ZXlern, Chevignon-Pullis, Latzhosen, Kurzhaarfrisuren und Lederhandschuhen und ist Lichtjahre weg von dem, was der DFB sich als „Produkt“ Fußball wünscht. Zwar eint beide Vereine (bzw. die Vorgängervereine des heutigen 1. FC Lok Leipzig) eine große DDR-Vergangenheit, allerdings ist davon seit längerer Zeit nur Erinnerung geblieben und gerade der BFC kämpft aktuell eher gegen den Sturz in die fünfte Liga als irgendwo Hoffnungen zu haben, sich zeitnah wieder mit Hertha oder Union in einem Punktspiel gegenüber zu stehen.

In jedem Fall zieht der 1. FC Lok schon ein recht krasses Klientel an, kann mich kaum dran erinnern in einem deutschen Stadion jemals zuvor einen solch hohen Anteil an „Problemklientel“ gesehen zu haben.

Naja, außer beim BFC vielleicht – dem heutigen Gastverein.

Dieser wird begleitet von rund 200 Lads, rund 10-15 Prozent davon sehen sich der Ultrakultur angehörig und singen immer mal ein bisschen was - nicht sonderlich durchschlagkräftig und Tendenz zudem stark abnehmend, denn man muss mit ansehen, wie die eigene Mannschaft einen 1:0 Vorsprung in eine 3:1 Niederlage transformiert.

Ganz zur Freude der Hausherren, die ebenfalls – und das ganz ordentlich  - von einem kleinen Stimmungsblock hinterm Tor unterstützt werden. Das ganze Spiel stand heute ein wenig im Zeichen des Protests und zwar gegen die geplante Auflösung der Regionalliga Nordost im Zuge einer Regionalligareform.

Diese würde im Falle der Umsetzung bedeuten, dass einige Vereine im Osten künftig Spiele gegen Vereine aus Bayern austragen müssten. Hat natürlich keiner richtig Bock drauf, zumal dies auf Kosten einiger netter Oldschool-Ostderbys wie diesem gehen würde.

Dementsprechend zeigte der Lok-Fanblock hinter dem Tor einige Spruchbänder, die im Wesentlichen gegen Bayern, das USK und sonstige Ausgeburten der Hölle, die dieses Bundesland repräsentieren, gerichtet waren. Die Zukunft wird zeigen, was kommen wird…

Für mich „kam“ dann irgendwann die Weiterreise nach Prag, wo ich gegen frühen Abend eintraf und mich in einer netten Pension im Norden der Stadt einquartierte. Ein leckeres Essen (Vorspeise, Hauptgericht und zwei Humpen Staropramen) für knapp 12 Euro erinnert an das schöne Preisniveau in Tschechien und lässt den gelungenen Tag würdig ausklingen…