Malmö FF – Helsingborgs IF
27.06.2022
Stadion Malmö
Allsvenskan
Zuschauer: 20.231 (ca. 1.500 Gäste)
Sommerzeit - Reisezeit!
Beim Durchstöbern der
Spielpläne fiel mir vor geraumer Zeit die Ansetzung für das Heimspiel von Malmö
FF ins Auge und da ich damals fest darauf pokerte, dass das breit angekündigte 9-Euro-Ticket
ab 1. Juni 2022 Realität werden sollte, wurde nach Anreiseoptionen ab Hamburg
geschaut, da spätestens ab der schönen Hansestadt die Stadt am Örsesund ganz
gut erreichbar ist. Der Rest der Strecke sollte dann mit dem 9-Euro-Ticket
erledigt werden. Ein bisschen den alten Geist des Schüler-Ferien-Tickets wieder
aufleben lassen und so….Herrlich!
Nun ist Meppen allerdings
bahntechnisch alles andere als der Knotenpunkt Deutschlands und so musste das
erste Etappenstück an diesem Montag bis Oldenburg tatsächlich mit dem Auto
zurückgelegt werden, wollte man nicht mitten in der Nacht los und dann auch
noch riskieren, bereits in Leer zu stranden und dort schlimmstenfalls auf
Manfred G. zu treffen.
Also früh um 6 ab ins
Auto und gen Huntestadt. Das Zeitpolster ließ nun keine großen Experimente zu,
dennoch verhinderte die Reisebegleitung in Form von Starkregen ein Vorankommen
in gewünschter Geschwindigkeit in störender Weise. Zudem hatte ich drauf gesetzt,
meinen Rennford irgendwo in sagen wir mal 10-15 Gehminuten vom Bahnhof kostenneutral
abzustellen. Aber Pustekuchen, arbeitet man an der Hunte doch offenbar liebend
gerne mit Halteverbotsschildern, Parkausweisen und Parkscheinautomaten mitten
in Wohngebieten. Hass stieg in mir empor!
So sah man sich 10
Minuten vor Abfahrt des Zuges noch im Oldenburger Bahnhofsdistrict herumfahren,
ehe man direkt am Bahnhof ein gammliges und mutmaßlich einsturzgefährdetes
Parkhaus fand, in dem den Schranke irgendwie kaputt war und man erstmal
reinfuhr. Zeit für großartige Investigationen blieb nun nicht und so eilte man
ungewiss der Konsequenzen ans Gleis. (Am Ende war alles easy und mit nem 10er
für zwei Tage sogar halbwegs fair).
3 Minuten vor Abfahrt.
Puuuh, alter Schwede.
Umstieg in Bremen,
Umstieg in Hamburg und Zack gings via Kopenhagen nach Malmö. Irgendwie wollte
ich schon ewig mal ein Heimspiel von Malmö FF sehen, am liebsten gegen Hammarby
oder AIK, aber den sog. „Slaget om Skane“ (zu deutsch: „Kampf um Scania“; benannt
nach der Provinz „Skane län“, in der beide Clubs beheimatet sind) gegen
Helsingborg nehme ich auch gerne.
Diesen gibt es nämlich
diese Saison wieder, nachdem Helsingborg nach einem Jahr Zweitklassigkeit
zurück in die Allsvenskan gekehrt ist und dann heute auf dem amtierenden
Meister und Pokalsieger trifft. Die Favoritenrolle ist damit also auch geklärt,
denn Helsingborg belegt nach 11 Spiele mit nur mickrigen 5 Punkten das
Tabellenende, während Malmö erwartungsgemäß in der engen Spitzengruppe rund um
BK Häcken und die drei Stockholmer Clubs mitmischt. Die Karte fürs fast
ausverkaufte Spiel gab es übrigens bequem online zu umgerechnet 25 Euro.
Nachahmern sei übrigens
empfohlen, sich die günstigeren Karten hinterm Tor zu kaufen und sich dann
spätestens in der Halbzeit auf die Geraden zu schleichen, was problemlos
möglich ist. Selbst in den Bereich für offenbar „Besserbetuchte“ ließ man mich
ungestört einwandern und so gab es zumindest noch einen Kaffee für lau.
Trotzdem verbrachte ich die erste Hälfte hinterm Tor, wo man bereits vor
Spielbeginn mit einem Einheimischen ins Gespräch kam und sich gut über
deutschen und schwedischen Fußball unterhielt.
Zwar mit guten Blick auf
den proppenvollen Heimbereich, dafür aber kaum Sicht auf die rund 1.500 Gäste,
die zum Intro eine ordentliche dreifarbige Rauchschau zeigten, wovon mir
allerdings ein passables Foto leider verwehrt blieb.
Aber auch der Heimbereich
bot etwas fürs Auge, spielte in einer „Fahnenchoreo“ auf die bisherigen Erfolge
in Form von 22 Meisterschaften und 15 Pokalsiegen auf die Spitzenstellung im
schwedischen Fußball an und untermalte dies durch den Satz „Större kan nie
aldrig bli“ (Größer kann es nicht werden) wobei das Publikum die Vereinshymne
lautstark mit sang. Gänsehaut!
Im weiteren Verlauf
brannte ständig eine oder mehrere Fackeln, der Support brauchte sich hinter dem
der Stockholmer Clubs nicht verstecken und kann am Ende mit den Prädikat „sackstark“
bewertet werden.
Was ich von den Gästen zu
erwarten hatte, war mir im Voraus gar nicht so ganz klar. Ich hatte Helsingborg
mal vor vielen Jahren auswärts gegen Djurgardens im alten Olympiastadion zu
Stockholm gesehen, da standen die mit ein paar Leuten verteilt im Block und
gaben irgendwie keinen Mucks von sich…. Nagut, war auch ein Montag und das Ziel
war Stockholm, also wenig aussagekräftig.
Insgesamt aber heute ein
grundsolider Auftritt, wenngleich objektiv betrachtet die Szene von Malmö ein
ganzes Stück gewachsener und auch ultratechnisch weiter zu sein scheint. Aber
gut, wie vergleichen hier die drittgrößte schwedische Stadt (ca. 350.000) mit
einer 120.000er-Stadt.
Spielerisch hielt der
Underdog gut mit, musste zwar reichlich Defensivarbeit verrichten, kam aber in
der 37. Minute zum 1:1-Ausgleich, was vom Anhang sogleich mit einigen Bengalos
zelebriert wurde.
Der Punktgewinn war quasi
bis zum Schluss zum Greifen nah, doch es kam, wie so oft. 90 Minute und Malmös
Sejdiu drückt (nachdem er erst drei Minuten zuvor eingewechselt wurde) den Ball
über die Linie. Da helfen auch die 6. Minuten Nachspielzeit nichts, am Ende
steht der Gast nach tollem Kampf wieder mit leeren Händen da.
Ich machte mich hingegen sehr zufrieden mit dem Erlebten nach dem Abpfiff durch den lauen Sommerabend zurück zum Hostel (Hostel N im Zentrum; empfehlenswert, da sauber und vergleichsweise wenig Zottelvolk; zumindest heute), ehe es am nächsten Vormittag heimwärts ging und ich trotz dreier Umstiege „in time“ am Ziel ankam.