KV Mechelen – Royal Antwerp FC  0:2

30.04.2023

Stade Roi Baudouin

Beker von Belgie Finale

Zuschauer: 42.000 (ca. 21.000 “Gäste”)

 

 

Am nächsten Morgen ging es dann weiter ins ca. 40 Autominuten entfernte Brüssel. Der Elektro-Benzin-Hybrid meiner Frau konnte fußläufig zum Spielort des Tages geparkt werden, einem frühen Vor-Ort-Sein sei Dank, denn später war hier recht viel abgesperrt.

Eine naheliegende Bäckerei offerierte leckere Baguettes und einen guten Cafe, woraufhin bei sommerlichen Temperaturen das Frühstück etwas „pennerlike“ auf einer Parkbank eingenommen wurde.

Sehr interessant, nicht wahr? Jedenfalls konnte dabei ohne jeglichen Zeitstress beobachtet werden, wie sich langsam die Zuschauer des heutigen Cupfinals einfinden. Ein rot-weißer Schal hier, ein orange-gelber dort. Beide Fanlager stimmen sich für das Ereignis des Jahres in den jeweiligen eigens für heute eingerichteten Fanzonen in Wurfweite des Atomiums ein. Durch eine Art Park zwar räumlich voneinander getrennt, aber hätte man es darauf angelegt, hätte es hier gut scheppern können, denn die Cops hielten sich dezent im Hintergrund und das Gelände ist als eher unübersichtlich zu beschreiben. Eine große Rivalität scheint aber zwischen beiden Clubs nicht zu existieren, stattdessen stand heute die Feierei im Vordergrund. Musikalisch scheint bei Antwerpen Hardstyle präferiert zu werden, während in Mechelen niederländischer Schlager den Mob erfreut.

Wir schauten mal in beiden Fanzonen vorbei ehe es uns den kurzen Weg zum Heysel zog. Der Name ist vermutlich jedem, der hier liest, aufgrund des Heysel-Katastrophe im Jahre 1985 ein Begriff und daher verzichte ich mal galant darauf, das alles noch einmal wiederzugeben. Lässt sich bei Bedarf ja auch alles tausendfach nachlesen. Heysel sagt eigentlich auch kein Mensch mehr, denn der Austragungsort des jährlichen Pokalfinals trägt eigentlich den Namen Stade Roi-Baudouin oder auf Niederländisch dann eben Koning Boudewijnstadion.

Die Hütte war heute natürlich ausverkauft, wenngleich hier und dort noch ein ganz paar freie Sitzschalen erblickt werden konnten. Beide Fanszenen sind nun eher britisch-traditionell und nicht für ihre wahnsinnig starke Ultrakultur bekannt, sodass beide Intros eher mäßig ausfielen.

Beide Lager waren mit Plastikfähnchen in Vereinsfarben ausgestattet und irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass diese vom Verband „gesponsort“ wurden. So bestanden beide Intros aus eben diesen Fähnchen, während auf Mechelen-Seite noch der Satz „Voor de Club-Voor de Stad“ im Oberrang prangte. Auf Antwerpen-Seite gab es neben dem Satz „Voor Antwerp – Voor Glorie“ noch zwei Blockfahnen. Bemerkenswert und optisch nicht zu übersehen, dass sich auf Antwerpen-Seite der gesamte Asipöbel in schwarzen Klamotten und Fischerhüten in einem eigenen Block sammelte. Selten so einen großen und einheitlich gekleideten Pöbel gesehen und es wurde ganz gut klar, was Royal eigentlich für ein „Potenzial“ hat.

„Antwerp Casuals“ nennt sich offenbar die Gruppierung, die sich maßgeblich für Support(?), Pyrotechnik und – zumindest dem martialischen Auftreten nach zu vermuten – auch für Riots zuständig sieht. Besucht wurde man dazu von Freunden aus Tilburg und dem rumänischen Craiova. Während auf Seiten Mechelens nur gelegentlich mal ein einsamen Bengalo angerissen wurde, dafür der Support aber n Tacken frischer und melodischer war, so gab es eben im Bereich der „Casuals“ mehrere größere Pyroshows. Um genau zu sein eine zum Intro und je eine nach den beiden Toren, welche Royal Antwerpen im Gegensatz zu KV Mechelen heute schoss und am Ende hochverdient den Cup in den spätnachmittäglichen Hauptstadthimmel recken konnte. Herzlichen Glückwunsch dazu! 

Ganz gut gemacht ist ansonsten noch dieser Vlog.

Während der rotweiße Anhang also ausschweifend feiert, begeben wir uns flinken Schrittes zurück zum Auto, denn die letzte kurze Etappe des Tages lag noch vor uns. Klar hätte man auch direkt heim fahren können, aber wozu der Stress? Hotelpreise sind in Brüssel ja eher im oberen Segment anzuordnen und da man hier eh schon ein paar Mal war und ich sogar der Ansicht bin, hier mittlerweile alle halbwegs relevanten Grounds besucht zu haben, ging es eine gute halbe Stunde Leuven. Hier war ich vor ein paar Jahren zwar bereits mal, damals aber nur nach dem Motto „Hin>Spiel>zurück“, was natürlich wie so oft der Stadt nicht gerecht wird. Denn immerhin ist die 100.000er-Stadt (übrigens Hauptsitz der Brauereigruppe Anheuser Busch InBev) ein sehr schönes Fleckchen Erde, Universitätsstadt mit hoher Kneipen- und Restaurantdichte sowie schöner (überwiegend gotischer) Architektur; das alles mit der sehr angenehmen Art belgisch-flämischer Gelassenheit, Gemütlichkeit und Entschleunigung. 

Durchaus volle Empfehlung für einen Ein- oder Zwei-Tage-Trip. 

Nächster Tag dann Heimfahrt.

Impressionen aus Leuven