RWD Molenbeek – KV Waasland Beveren 2:1

09.04.2022

Stade Edmond Machtens

Eerste Klasse B

Zuschauer: ca. 2.500

Osterzeit, Reisezeit. Die zwei Wochen Auszeit von der „Maloche“ waren bitter nötig, dringend musste man mal raus aus diesem fucking „Hamsterrad“.

Der knappen Woche Erholung an der niederländischen Nordsee wurden zwei Tage in Brüssel vorgelagert, fußballtechnisch nach London und Prag sicherlich eine äußerst interessante europäische Hauptstadt, für einen Freund des schmackhaften Bieres erst recht.

Kick 1 von 2 stand an diesem Samstag im Nordwesten der Stadt an, und zwar im Stadtteil Molenbeek.

Wessen Erinnerungsvermögen etwas weiter zurückreicht, der denkt vermutlich bei diesem Namen an die Hochzeit des IS vor einigen Jahren und die Terroranschläge in Paris und Brüssel 2015. Einige Spuren der Attentäter führten in diesen Stadtteil und durch die Medien geisterten Bilder von Sonderkommandos, die einzelne Wohnungen stürmen.

Zweifellos, überquert man die Brücke über den kleinen Kanal aus dem Zentrum kommend, befindet man sich urplötzlich in einer deutlich muslimisch geprägten Welt. Geschäftiges Treiben herrscht auf den fast ausschließlich von nordafrikanischen Einwanderern bevölkerten Straßen, junge Typen cruisen mit ihren BMWs durch die verstopften Straßen und das Straßenbild ist hauptsächlich männlich geprägt. Sicherlich nicht die wohlhabendste Ecke der belgischen Hauptstadt, aber natürlich denkt man auch hier zu kurz, wenn man das Viertel ausschließlich auf islamischen Extremismus reduziert.

Vor knapp drei Jahren hatte ich mal die Gelegenheit beruflich an einer Führung durch die Gegend teilzunehmen und etwas stärker hinter die Kulissen zu blicken. Seit 2015 hat die belgische Regierung viel unternommen und den Stadtteil deutlich aufgewertet. Soziale Einrichtungen sind entstanden, die den Jugendlichen eine Perspektive geben sollen, Kulturzentren und Gemeinschaftstreffs wurden eröffnet. Mittlerweile finden sich gar Kunstgalerien neben Gemüseläden, Friseuren und Handyshops und wer weiß – vielleicht ist in ein paar Jahren der Stadtteil Molenbeek ein hipper Kiez.

So, nun aber genug der sozio-kulturellen Abhandlungen, schließlich sind wir (meine Frau und ich) zum Fußball hier.

Der RWD (Racing White Daren) Molenbeek ist ein aus mehreren Fusionen entstandener Zweitligist, der allerdings vor dem offiziell letzten Spieltag hinter Meister Westerlo in der Tabelle rangiert und über die Play-Offs gegen Seraing noch die Möglichkeit hat, in der kommenden  Spielzeit wieder erstklassig zu kicken. Überaus interessant dann auch, wer sich so im Kader des Heimteams tummelt. Kylian Hazard zum Beispiel, Bruder von Eden und Thorgan steuerte beide Treffer zum 2:1-Sieg bei und auch der mittlerweile 38-jährige Igor de Camargo darf hier zum Ende seiner Karriere noch etwas gegen den Ball treten.

Wie dem auch sei; zu gönnen ist den Brüsselern die Rückkehr ins Oberhaus, denn der Besuch hier machte heute Abend durchaus Spaß, auch wenn die äußeren Bedingungen bei 5 Grad über Null und einer vom Himmel fallenden Regen-Graupel-Mischung nicht gerade hübsch waren. Zumindest bieten die beiden überdachten Tribünen auf den Geraden Schutz, hinter der einen Torseite befindet sich weiterhin ein schöner Stehplatzbereich, welcher jedoch vermutlich seit längerer Zeit schon gesperrt ist.

Fototechnisch etwas doof vielleicht, dass Heim- und Auswärtssektor auf unterschiedlichen Tribünen beheimatet sind, weswegen ich zu dem Gästemob aus Beveren kaum etwas sagen kann, außer dass dieser aus dem Oberrang ein paar Mal zu hören war. Tippe so auf 150-200 Auswärtsfahrer......

Durchaus ordentlich, weil ausdauernd und weitgehend abwechslungsreich  war hingegen der Support der rund 150-200 Heimfans, die das Spiel mit einer kleinen Choreo einleiteten und kurze Zeit später mit etwas Pyrotechnik abrundeten. Hat Spaß gemacht. 

Haken dran und mit der Tram zurück ins Hotel.