OSV Hannover  - HSC BW Tündern   2:0

11.06.2023

Oststadtstadion

Landesliga Hannover

Zuschauer: ca. 200

 

 

 

Die Entscheidung diesem Kick beizuwohnen, fiel relativ kurzfristig, denn am Abend zuvor weilte ich bei wunderschönem Wetter in der wunderschönen Nachbarstadt Lingen beim Bierkarussell.

Hat jetzt weniger mit Jahrmarktsattraktionen zu tun und ist vom Prinzip ganz einfach. Eingeladen werden vier kleine Craftbier-Brauereien, welche ihre Köstlichkeiten dem interessierten Bier-Enthusiasten (also mir) anbieten.

Dieses Jahr am Start. Kuehn Kunz Rosen aus Mainz, Singh-Bräu aus Weilheim/Teck, Cool Cats in Town aus Hamburg und The fabulous Birdy Beer aus Stadthagen.

Jeder Besucher bekommt zu Beginn eine Murmel, die man nach ausgiebiger Testung der Brauererzeugnisse seiner Lieblingsbrauerei des Tages in ein Glas wirft und so quasi bepunktet. Der Gewinner darf dann neben 6,7 anderen Brauereien im September an der Lingener Bierkultur, was ebenfalls eine sehr empfehlenswerte Veranstaltung ist, teilnehmen.

Mein Favorit war dann Kuehn Kunz Rosen, da a) das Bier lecker war und b) die Jungs sympathisch.

Bei Cool Cats zum Beispiel wurde man zum Beispiel von irgendwelchen Atzen, die wohl zur „Crew“ gehörten recht unangenehm angelabert. So was lieb ich ja. Nicht!

Ja, und da 7-8 Craftbiere erfahrungsgemäß zumindest bei mir härter anschlagen, als wenn ich locker 8 Beck’s oder so wegtrinke, war mein Zustand am Sonntagmorgen nicht präzise zu prognostizieren.

Aber zur persönlichen Freude war ich topfit und somit festen Willens, den Rennford gen niedersächsische Landeshauptstadt zu lenken. Also mal los….

Am Ziel angekommen müssen zunächst für Landesligaverhältnisse recht üppige 7 Euro Einlassgebühr gezahlt werden, ehe man die wirklich schöne Anlage in seiner vollen Pracht begutachten darf.

Befinden sich hinter dem Toren kein Ausbau sowie auf der Geraden ein paar Stufen, so ist absoluter Blickfang natürlich die schöne Haupttribüne, auf der mit viel Holz gearbeitet wurde, was dem Ganzen einen ganz eigenen Charme verleiht. Vergilbte Sitzschalen und knarzendes Holz, stellenweise hat man Angst beim nächsten Schritt einzubrechen und sich unterhalb der Bretter wiederzufinden.

Interessant dabei ist, dass das Ding offenbar einmal im Dortmunder Stadion „Rote Erde“ stand, dort als Behelfstribüne fungierte, doch nach dem Umzug ins Westfalenstadion in den 1970er-Jahren dort keine Verwendung mehr fand und somit im Hannoveraner Osten eine neue Heimat bezog, zwischenzeitlich mal ziemlich lichterloh brannte und 2010 etwas stärker saniert wurde. Wobei, das Dach kam dann irgendwie bei Arminia Hannover unter. Sharing is caring.

Wäre das alles nicht schon die Anreise wert, so versammelt sich auf der Tribüne allerlei interessantes Klientel.

Paar Suffkis, die hin und wieder mal „OSV, OSV“ ins Rund brüllen, ehe weiter am Bier genippt wird. Paar Jugendspieler, paar Typen in H96-Shirts und paar Typen in „szenetypischer“ Kleidung, wohl ebenfalls aus dem H96-Umfeld. Dazu werden solide Pommes mit Wurst und frisch gezapftes Gilde-Pivo kredenzt. Fußball pur.

Und wäre das alles nicht schon die Anreise wert, so versammelt sich gegenüber von mir ein ca. 40-köpfiger (sehr junger) Jugendmob hinter einer „Ultras“-Fahne.

Geil! Damit hatte ich nun gar nicht gerechnet und ich vermag kaum zu sagen, ob man sich hier bei jedem Heimspiel versammelt, bezweifle es nahezu. Man scheint sich jedenfalls zum 100-jährigen Geburtstag des Vereins hier zu einer kleinen Party eingefunden zu haben und hier insgesamt einen willkommenen Ausgleich zum Bundesligaglanzprodukt (hust, hust) Hannover 96 gefunden zu haben und vermutlich stehen eben diese Jungs in 5 Jahren oder so als führende Köpfe in der Nordkurve des Niedersachsenstadions.

Über 90 Minuten wird hier bei 30 Grad und praller Sonne konstant supportet, ohne sich dabei völlig ernst zu nehmen. Angenehm zwanglos.

Damit nicht genug, zum Einlaufen des Teams und zur Beginn der zwoten Hälfte wird solide einer weggefackelt stilecht mit Sturmhauben auf und natürlich werden die Dinger sofort wieder abgesetzt, sobald das letzte Stäbchen erloschen ist.

Willkommenes Alternativprogamm zum landesligatypischen Gebolze, was nicht fein anzusehen war, aber immerhin mit 8  gelben, einer gelbroter Karte, klassischer Rudelbildung und zwei Toren für die Gastgeber einiges zu bieten hatte.

Ich war jedenfalls vollends zufrieden aufgrund dieses unerwartet schönen Fußballnachmittags im Hannoveraner Osten.

Abpfiff und wieder die knapp 2,5 Stunden heimwärts, wo der vorgewärmte Grill schon auf mich wartete.