RAAL La Louviere - Young Reds Antwerp FC 2:0
29.04.2023
Eerste Nationale
Stade du Tivoli
Zuschauer: Ca.
1.500 (keine Gäste erkennbar)
Kleiner Ausritt
ins belgische Nachbarland über das verlängerte Maiwochenende, denn im Jahre
2023 fällt der Tag der Arbeit passenderweise auf einen Montag.
Hauptspiel war
das Pokalfinale zwischen KV Mechelen und Royal Antwerpen, allerdings wollte ich
am Vorabend natürlich noch ein weiteres Spiel schauen. Also ging es am
Samstagmittag, nachdem noch ein paar Stunden auf der Maloche abgehangen worden
waren, erneut zusammen mit meiner besseren Hälfte ins Land von Frituur und
Starkbier.
Ziel des Tages
war die 80.000 Einwohner-Stadt La Louviere in Wallonien, also dem hauptsächlich
französischsprachigen Teil des Landes. La Louviere ist sicherlich auch so ein
Fleckchen Erde, was ich ohne diese Hobby vermutlich nie besucht hätte. Warum
auch, denn den Besucher erwartet eine deutlich heruntergerockte Industriestadt,
deren Schönheit sich vielleicht erst auf den zweiten oder dritten Blick zeigt
oder – und das liegt am nahesten - dem Betrachter gänzlich verborgen bleibt.
Sei es drum,
das Hotel La Louve mitten im kleinen Zentrum wartete mit einem großzügigen Zimmer
zum fairen Tarif auf uns; Zeit für einen kleinen Snack und einen kurzen
Abstecher in ein uriges Bierlokal blieb auch noch, denn Kick-Off des
anvisierten Drittligakicks sollte erst um 20 Uhr sein.
Die Royale
Association Athlétique Louviéroise, kurz RAA La Louviere, ist offenbar der Stolz
der Stadt. Bis 2006 spielte der Verein gar erstklassig, ehe die Einbindung in
einen Wettskandal größeren Ausmaßes mit der chinesischen Wettmafia den Gang in
die Drittklassigkeit zur Folge hatte, aus der man bis heute und nach diversen seltsamen
Fusionen mit anderen Clubs nicht wieder herauskam.
Dabei sind die
infrastrukturellen Voraussetzungen durchaus noch für höherklassigen Fußball
ausgelegt.
Mit dem Stade du
Tivoli verfügt man über einen ganz netten 13.500er-Ground mit Vollüberdachung,
sogar eine aktive Fanszene findet sich hier. Das Ticket zum Preis von 15 Euro
wird übrigens ganz oldschool-mäßig aus einer sich ca. 50 cm über den Boden
befindlichen 30x30 cm Öffnung im Mauerwerk, hinter der dann eine kaum zu
erkennende Person sitzt, verkauft.
Dreht man eine
Runde ums Stadion so könnte man für einen Moment meinen, man wäre in Italien
und würde gleich eine Ultragruppe im höheren dreistelligen Bereich zu Gesicht
bekommen, denn in Punkto Wandmalereien kann man hier recht gut überzeugen. Letztlich
finden sich dann vielleicht dreißig Figuren hinter ein paar umgedrehten
Zaunfahnen ein und liefern für einen belgischen Drittligisten ganz ordentliche akustische
wie optische Unterstützung der Mannschaft. Französische Fangesänge hören sich
ja im Vergleich zu niederländischen allein phonetisch schon um Längen besser an
und so geht das hier in Relation zum sportlichen Wert des ganzen hier schon
voll in Ordnung.
Über den Grund
für die umgedrehten Zaunfahnen kann man nur spekulieren, aber so ein bisschen
scheint man hier im Clinch mit der Vereinsführung oder der Polizei zu liegen.
Die vergangenen zwei Heimspiele fanden gar unter Ausschluss der Zuschauer
statt, der Grund liegt wohl in irgendwelchen unschönen Szenen nach dem
Auswärtsspiel beim KVK Ninove, als „normale“ Anhänger RAALs offenbar von den
eigenen Ultras (Green Boys) angegriffen wurden. Während der Verein natürlich
verkünden ließ, solche Auswüchse nicht zu dulden und mit aller Konsequenz gegen
die Verantwortlichen vorzugehen, weisen die Ultras die Schuld von sich und
verweisen auf Einzeltäter, die außerhalb der Gruppe stünden.
Es rumort also
etwas zwischen Verein und Fans und es bleibt zu wünschen, dass man sich zeitnah
wieder in Harmonie zueinander begegnet, denn ein Besuch im Stade du Tivoli kann
durchaus empfohlen werden, macht natürlich alles etwas mehr Spaß, wenn die
heimische Fanszene am Start ist.
Was bleibt
sonst noch zu sagen? Irgendwie cool fand ich, dass bei Toren und zu Beginn der
Halbzeiten hier Wolfsgeheul durch die Boxen dröhnt, weniger cool ist hingegen,
dass man zum Erwerb eines mäßig wohlschmeckenden Jupiler-Pils eine Bezahlkarte
für einen Euro erwerben muss, die man dann wiederum mit minimal 10 Euro
aufladen muss. Normalerweise boykottiere ich so einen Mist ja grundsätzlich,
hier hatte ich das Ding – nicht zuletzt aufgrund der leichten Sprachbarrieren –
ruckzuck „versehentlich“ gekauft. Als Oberfrechheit kostet dann ein Pils
natürlich nicht 2,50 Euro, sodass man bei vier Einheiten glatt rauskäme, nein,
es kostet natürlich 2,30 Euro.
Wer also demnächst mal bei RAAL vorstellig sein möchte und noch so eine Karte inklusive 80 Cent Guthaben haben möchte, kann mich gerne kontaktieren; da zeige ich mich gönnerhaft.