Hapoel Ramat Gan FC – Hapoel Katamon Jerusalem FC 2:2
05.04.2018
Liga Leumit
Ramat Gan National Stadium
Zuschauer: ca. 500 (ca. 30 Gäste)
Am
vorletzten Tag des Trips frohlockte dann noch erfreulicherweise ein
Zweitligakick.
Donnerstag
15 Uhr ist eine Uhrzeit, die in unseren Gefilden nun vermutlich keine
Begeisterungsstürme auslösen würde, hier aber durchaus mal üblich.
Geilerweise
kickt der Vorortclub Ramat Gan im ehemaligen Nationalstadion, welches bis 2014
offiziell dem Fußballverband Israels als solches diente, jedoch nun merklich
der Natur überlassen wird. Aber für ein wenig Zweitligagerumpel zu 50 Schekel
Einlassgebühr wird’s hier schon reichen.
Angenehm
überrascht war ich dann zu sehen, dass auch hier ein kleiner aber feiner
Stimmungsmob anwesend war, der pausenlos angetrieben durch einen oberkörperfreihen
Vorsänger durchaus gefallen konnte.
Insgesamt
alles sehr entspannt hier. Viele Familien mit Kindern und insgesamt ein bunt
gemischtes Publikum. Dabei muss ich meine im vorletzten Bericht aufgestellte kühne
Behauptung, dass Hapoel Tel Avivs Szene eine der wenigen linkspolitischen des
Landes sei, etwas revidieren, denn auch hier waren Hammer und Sichel
verbreitete Symboliken sowie zierte der Rastafari eine Schwenkfahne.
Dem kleinen
Verein aus Jerusalem waren auch ca. 50 Leute gefolgt, die sich allerdings nur
bei den Toren kurz hören ließen. Davon fielen heute in einem unterhaltsamen
Spiel immerhin ganze vier. Insgesamt aber doch recht kurzweilig.
Nach Abpfiff
dann die paar Meter zurück zur Bushaltestation, von wo mich eigentlich ein
Gefährt ins Zentrum Tel Avivs fahren sollte. Nachdem zunächst vereinzelt Busse
vorfuhren, die jedoch allesamt andere Stecken bedienten, erlosch plötzlich die
digitale Busfahrplantafel über mir und lediglich zwei Zeilen Hebräisch
informierten über irgendetwas.
Auch die
wenigen anderen Wartenden trotteten zu Fuß von dannen und irgendwann war klar,
dass heute keine Busse mehr fahren sollten.
Grund dafür
war das Ende des Pessahfestes, welches mittlerweile eine Woche andauerte. Mit
dem Pessahfest feiert das Judentum den Auszug aus Ägypten ins gelobte Land.
Insgesamt geht dies über eine Woche, wobei eigentlich nur der erste und letzte
Tag deutlich runtergefahren wird und kaum noch jemand arbeitet. Selbst der
öffentliche Nahverkehr kommt zum Erliegen, was mich jetzt gerade treffen
sollte.
Taxis waren
ebenso Fehlanzeige und ich war ehrlich gesagt auch zu geizig, irgendeinem
Taximokel einen völlig überteuerten Preis für deine Dienste zu zahlen.
Also mal
losgelaufen, sind ja schließlich nur 7 Kilometer, ha ha.
Hinzu kam
noch, dass mein Handyakku mittlerweile leer war und ich meiner Holden Gemahlin
lediglich noch ein kurzes SOS funken konnte, mit dem Hinweis, dass es wohl
etwas später werden könnte.
So in etwa
hatte ich die grobe Strecke noch im Kopf, trotzdem mussten ganz oldschool wie
früher noch tatsächlich drei verschiedene Leute nach dem Weg gefragt werden,
nur um sicher zu sein, dass man nicht versehentlich plötzlich am Gazastreifen
steht.
Letztlich
war ich dann irgendwann ziemlich genau 135 Minuten nach Abpfiff zurück im
Hotel, wo der Haussegen gar nicht soooo schief hing, wie zu erwarten gewesen
wäre. Man hat sich wohl mit dem Schicksal abgefunden, vor keiner bösen Überraschung
sicher zu sein, hehe.
Aufgrund
dieser ganzen Feierei der jüdischen Bevölkerung fuhren nun am nächsten Morgen
natürlich auch keine Öfis mehr, mit denen wir am Vormittag zum Flughafen
wollten. Also das ohnehin schon große Finanzloch nochmal bisschen vergrößern
und per Taxi zum Airport, was nochmal gute 40 Euro verschlang.
Am Airport
selbst soll man ja mindestens drei Stunden vor Abflug antanzen, um genug Zeit
für die angeblich strengen Sicherheitschecks zu haben. Aber auch hier verlief
zumindest in unserem Fall alles völlig relaxt. Ein paar kurze Fragen zum
Gepäck, das war es dann aber neben den üblichen Dingen auch.
Gut, wir
sehen nun beide alles andere als arabisch aus, wurden auf unserer Reise mal für
Schweden und mal für Polen (?!) gehalten, aber nie für Araber.
Rückflug und
Heimfahrt dann auch sehr easy und früher als erwartet war man wieder im schönen
Meppen.
Wie lautet nun
das Fazit der Reise in ein Land, bei dem nach wie vor bei vielen die Stirn
gerunzelt und mit der Frage „Ist es denn dort nicht gefährlich?“ reagiert wird.
Klar steht
Israel irgendwie im Fadenkreuz, aber weder in Tel Aviv noch in Jerusalems
Altstadt, quasi dem Hotspot der drei monotheistischen Weltreligionen und somit
auch mit ein bisschen Zündstoff behaftet, haben wir uns zu keiner Zeit unsicher
gefühlt.
Auch als es
am Karfreitag im Gazastreifen anlässlich des palästinensischen „Marsch auf die
Heimat“ nach 2014 wieder etwas stärker hochkochte und tote sowie verletzte
Palästinenser zur Folge hatte, bekam man dies allenfalls im TV etwas mit.
Dass etwa
100 km von uns Leute erschossen werden, während man selbst mit ner Dose Bier am
Strand liegt, erzeugt ein bedrückendes Gefühl und man muss sich ernsthaft
fragen, weshalb Israels Armee scharf schießt, während die Palästinenser mit
primitivsten Waffen wie Zwillen oder brennenden Autoreifen ausgestattet sind
und der Grenzzaun so oder so unüberwindbar ist.
Naja, ich
will hier nicht politisch werden, zumal
die Lage eh leider völlig verworren bzw. zerfahren ist.
Letztlich sind
uns zu 99% alle Einheimischen gastfreundlich und interessiert begegnet und man
hat den Eindruck, dass man trotz aller politischer Konflikte nur in Frieden
leben will.
Daumen hoch also auch für diesen Trip, wobei aber aufgrund des doch eher hohen Preisniveaus eine Wiederholung erstmal nicht eingeplant ist….