Royal FC de Liege -Club NXT    3:1

15.09.2023

Stade de Rocourt

Eerste Klasse B

Zuschauer: ca. 2.200

 

 

 

 

Denkt man an Fußball im Zusammenhang mit der belgischen Stadt Lüttich, oder Liege, wie sie im wallonischen heißt, so denkt man vermutlich zunächst an Standard Lüttich.

Und ohne Frage ist dieser Verein absoluter Platzhirsch in der viertgrößten Stadt des Landes. Man verweist über eine gestandenen Fanszene, holte 10 Mal die Meisterschaft sowie 8 Mal den Landespokal.

Dabei gibt es allerdings im Schatten des großen „Standard“ noch einen zweiten Verein in der Stadt, der sogar noch 6 Jahre früher (1892) gegründet wurde und ebenfalls über 5 Meistertitel verfügt, gleich wenn der letzte auf das Jahr 1953 datiert. Der Royal FC de Liege.

Die Matrikelnummer 4 bedeutet, dass es sich hierbei um Belgiens viertältesten Fußballverein nach Royal Antwerpen, Daring Club des Bruxelles und FC Brügge handelt.

Streng genommen handelt es sich also bei dieser an einem lauen Freitagabend im Spätsommer ausgetragenen Zweitligapartie um ein Duell mit reichlich Tradition, denn immerhin ist die Zweitvertretung des Rekord-Vizemeisters aus Brügge zu Gast. Diese trägt zwar mit „Club NXT“ einen selten bescheuerten Namen, besteht aber aus einer sehr jungen Rasselbande, in der kaum ein Spieler bereits das 20. Lebensjahr vollendet hat und zum Teil noch deutlich davon entfernt ist.  

Leider versprüht die Spielstätte nicht die Tradition, die dem ganzen einen würdigen Rahmen bieten würde, denn das Stade de Rocourt ist eine ziemlich unspektakuläre Anlage bestehend aus recht viel Stahlrohr sowie Kunstrasen und fungiert seit 2015 als offizielle Heimat des Zweitligaaufsteigers.

Die Jahre zuvor bummelte man durch verschiedene Stadien der Stadt bzw. der Peripherie, wobei ich das legendäre Stade Velodrom de Rocourt gerne mal besucht hätte, ich aber mit meinen Wünschen mehr als 20 Jahre zu spät um die Ecke komme.

Sei es drum, denn auch so wurde es ein ganz netter Fußballabend mit unterhaltsamem Fußball in stimmungsvoller Atmosphäre.

Ich hatte mir vorab wieder einmal kein Bild gemacht, was mich so erwarten würde, umso angetaner war ich, dass sich auf der Hintertor-Stehplatztribüne die zahlenmäßig doch ordentlich aufgestellte Fanszene des RFCL einfindet. Die allermeisten tragen entweder mindestens Schal oder nicht selten auch das Trikot und drücken so auch optisch ihre Verbundenheit mit dem Verein aus, der sich 1990 weigerte seinen Spieler Jean-Marc Bosman nach Vertragsende zu verkaufen, was letztlich zum Bosman-Urteil führte.

Dafür ist die Zaunfahnenkultur hier ziemlicher Mist, denn nur eine Handvoll eher hässlicher Lappen überdeckt die Bandenwerbung. Aber man kann ja nicht alles haben und so wird das Team immerhin nahezu 90 Minuten lautstark unterstützt, wobei der Support sicherlich keinen Innovationspreis gewinnt und insgesamt eher niederländisch/flämisch geprägt ist, wenngleich die generellen Einflüsse in dieser Region Belgiens ja eher französisch/wallonisch sind.

Insgesamt hat es mir hier recht gut gefallen, das Publikum zeigte sich in breiter Masse recht trinkfreudig, es war schließlich Freitagabend und was gibt es besseres als im Flutlichtschein und in Aussicht auf das bevorstehende Wochenende Bier zu trinken, auch wenn diese 0,25 Becher Jupiler natürlich Unsinn sind und ich mir da eher die 0,4 Variante im heimischen Emslandstadion lobe, die es ganz im Gegensatz zu hier nicht ausschließlich mit einer dämlichen Bezahlkarte, sondern noch ganz normal gegen Bargeld zu erwerben gibt.

Der Mob also wie gesagt bestens gelaunt, denn den Hauherren gelang es, einen frühen 0:1 Rückstand in ein solides 3:1 umzuwandeln.

Für mich ging es nach Spielschluss schleunigst raus aus der Stadt, denn ich hatte noch meine Unterkunft zu beziehen. Da im französischsprachigen Teil Belgiens traditionell Mondpreise für einfache Rattenlöcher aufgerufen werden, musste ich noch gut eine halbe Stunde fahren, denn meine Herberge für diese Nacht fand ich im Ibis Hotel Aachen-Raeren und somit nur einen Steinwurf von der deutschen Grenze entfernt, wo man für einen halbwegs fairen Preis unterkam.

Meinen Plan, den Tag mit einem finalen Döschen Pivo auf dem Zimmer ausklingen zu lassen, musste ich leider ad acta legen, denn beim Kauf wenige Stunden zuvor, hatte ich doch glatt übersehen, dass dieses „Bier“ 16% Alkohol enthält. Wer rechnet denn mit sowas? Selbst in Belgien ja schon ne Ansage…..

Ist dann irgendwie zu viel des Guten und letztlich wars praktisch ungenießbar und somit ein Fall für den Abfluss.

Gute Nacht!