HNK Rijeka - HNK Hajduk Split 0:1
26.08.2006
Kantrida Stadion
1.HNL
Zuschauer: 7.000

 

 

Für diesen Bericht ist vielleicht eine kleine Vorgeschichte nötig, denn nur der Spielplangott machte es erst möglich, dass ich bei diesem unvergesslichen Kracher dabei sein durfte.

Der einwöchige und dringend nötige Kroatien Sommerurlaub mit der Freundin war bereits im Frühsommer klargemacht worden und einige Wochen vor Urlaubsbeginn war dann auch der kroatische Verband mit der Erstellung des Spielplans der Saison 2006/2007 voran geschritten und ich musste einfach mal schauen, ob vielleicht im knapp 100 km entfernt liegenden Rijeka der örtliche Club am Wochenende 26./27. August ein Heimspiel hat.

Bingo! Hat er!
Und als ich dann sah, welcher Verein zu Gast sein sollte war klar: Da muss ich hin, so oder so.
Hajduk Split; aktueller sowie neunmaliger kroatischer Meister und auch auf internationaler Ebene kein unbekannter Name.
Viel mehr als auf das Team war ich jedoch auf das Geschehen auf den Tribünen gespannt; auf der Gästeseite die Fan-Vereinigung, die den klangvollen Namen "Torcida" trägt und als eine der ältesten organisierten Fangruppen der Welt gilt (bspw. "Torcida 1950" Fahne im Gästeblock).
Sicherlich alles Jungs, die für gepflegten Support stehen und auch dem ein oder anderen Bengalo nicht abgeneigt sind.

Auf der anderen Seite die "Armada Rijeka", von der man ebenfalls einige nette Aktionen in diversen Zines oder auf verschiedenen Websites betrachten konnte, womit einem interessanten Abend eigentlich nix mehr im Wege stand!

Die Freundin konnte eigentlich auch recht einfach davon überzeugt werden, dass etwas "Kultur" im Urlaub halt sein müsse und ich auf dieses Spiel einfach nicht verzichten könne; da gibt es halt Dinge, die müssen gemacht werden.....

So ging es also gegen Nachmittag im Mietwagen (Audi A2; kein sonderlich gutes Auto, wie ich finde) in die drittgrößte Stadt Kroatiens, wo zumindest die Stadionsuche ausfallen konnte, da wir bereits zwei Tage zuvor bei der Anreise direkt am Stadion Kantrida vorbei gefahren waren und es recht einfach zu finden ist, da es direkt an der langgezogenen Hauptstraße zwischen Bahnhof und Ortsausgang liegt und zudem recht gut ausgeschildert ist.

Bevor jedoch Rijeka selbst erreicht wurde, galt es noch eine kleine Schikane in Form eines kroatischen Cops zu überwinden, der mich plötzlich - und zeitlich recht knapp, wie ich fand - (hätte ihn fast umgefahren) auf einen Parkplatz wunk.

"Was will der jetzt von uns?", fragte ich mich als ich ihn im Rückspiegel herbeikommen sah und die Fensterscheibe runter drehte.
Dass mich heute jedoch ausnahmsweise mal kein Uniformierter schikanieren will, wurde mir recht schnell klar, als in seinem Gesicht ein Lächeln aufkam als er sah, dass wir Touristen sind und sich daraufhin ungefähr folgender Dialog entwickelte:

"Oh sorry, i stopped you because of your car!" (Der Mietwagen hatte ein Split- Kennzeichen, was mir bis dahin gar nicht aufgefallen war).

"Whats wrong with my car?"

"You got a car from Split and we have a football match between Rijeka and Split in the city this evening and the fans don't like each other…..So, where do you want to go"

"Ohhh, a football match. I didn't know. We want to go to Rijeka, watching the City.! (Jaaa neee is klar).

"Ohhh, you better should park at the harbour, away from the stadion. Good luck!"


Meine Freundin fragte mich jetzt zum ersten Mal, zu welchen Spielen ich sie überhaupt mitschleppe aber ich war in erster Linie über die Begegnung mit dem Cop recht froh, denn wie gesagt wusste ich überhaupt nicht, dass ich mit nem Split Auto durch die Stadt des Feindes fahre und eigentlich hatte ich beabsichtigt, die Karre direkt am Stadion zu parken....
Da hätte ich sicherlich große Augen gemacht, während mir die Armada-Jungs das Auto entglasen, mich verprügeln und meine Freundin verschleppen oder so was in der Art.....

Die Verkehrslage verlangte es jetzt dennoch, direkt am Stadion entlang zu fahren, um ins Stadtzentrum zu gelangen aber da es noch etwa drei Stunden bis zum Anpfiff hatte, waren kaum Fußballleute unterwegs; und dennoch, auf der ganzen Strecke standen immer wieder Uniformierte und kontrollierten die Lage.
Ich selbst hatte natürlich wenig Bock weit entfernt am Hafen zu parken und wählte einen strategisch günstig gelegenen Parkplatz etwa 500 Meter vom Stadion, der etwas abfällig der Straße hinter einer Mauer lag und somit von der Straße nicht zu sehen war.

Die restliche Zeit wurde mit recht sinnlosem Umherlaufen vertan, ehe wir etwa eineinhalb Stunden vor Anpfiff für jeweils faire 60 Kuna (knapp 9 Euro) Karten für die Haupttribüne erstanden.
Was soll ich zum Kantrida Stadion groß sagen? Es ist der absolute Traum! Direkt am Mittelmeer gelegen, besteht es aus einer Haupttribüne mit kleiner Überdachung, sowie einer kleinen Gegengerade, welche genau wie eine Hintertortribüne z.T. in den Felsen hineingearbeitet wurde. Eben diese Hintertorseite ist auch gleichzeitig Standort der Armada, wobei besonders der eingearbeitete Armada Schriftzug zu gefallen weiß. Die gegenüberliegende Hintertorseite ist den Gästefans vorbehalten.

Die Zeit bis zum Anstoß um 20:15h (das kroatische Fernsehen übertrug ebenfalls live) verging dann auch recht fix, da man damit beschäftigt war, zu beobachten wie sich Heimkurve und Gästesektor gut füllten und diese mit schönen Zaunfahnen zugepackt wurden.

Dann, beim Einlaufen der Mannschaften, lief es mir zum ersten Mal kalt den Rücken runter.
Die gesamte (und wirklich die gesamte) Heimkurve fing an zu singen, und dies in einer Lautstärke, wie ich es selten gehört habe.
Auch der Split Mob ging gut ab, so etwa 1.500 Gäste dürften es an diesem Abend gewesen sein, wobei ein Teil erst nach einer guten viertel Stunde das Stadion betrat.
Ständig war Bewegung im Gästebereich. Das volle Programm incl. Pogo, Klatscheinlagen, Hüpfen usw. wurde geboten, dazu kamen die Gesänge trotz der Lautstärke im Heimbereich auch das ein oder andere Mal gut bei mir an.

In der 29.Minute erzielte dann Nico Kranjcar das einzige Tor des Tages, was die Torcida gut ausrasten ließ und zugleich mit einigen Bengalos gefeiert wurde.
Die Armada ließ dies kalt und so zog man unbeirrt sein 90minütiges Programm durch.
Irgendwann war es dann Zeit für die geplante Zettelchoreo. Das "Samo Rijeka, Samo Armada" (Nur Rijeka, nur Armada) wurde am Zaun heruntergelassen und nach einem kurzen Kommando des Capos waren blitzschnell und zeitgleich alle Papptafeln oben. Geil!!!

Weiter gings mit diversen Spruchbändern. Eines davon wurde in der 60. Minute anscheinend Richtung Split Anhang gerichtet, worauf dieser mit irgendetwas (habs vergessen und auch nicht fotografiert) konterte und sogleich etliche Bengalos zündete, von denen viele auf dem Platz und einige im benachbarten Polizeibereich entsorgt wurden.

Nur kurze Zeit später ließ sich Rijeka nicht lumpen und zeigte noch mehr Bengalos, von denen ebenfalls etliche auf der Aschebahn und dem Platz landeten. Spiel jetzt für kurze Zeit unterbrochen, ehe es in die letzten 30 Minuten ging, in denen Das Heimteam noch einmal die Brechstange heraus holte, um den Ausgleich zu erzielen, was allerdings nicht gelang, da einmal der Pfosten im Weg stand und ansonsten einfach Unvermögen sein Übriges tat.

Nach dem Abpfiff verließen wir, wie auch das übrige Publikum das Stadion, nur die Gäste mussten noch eine Blocksperre in Kauf nehmen, während es auf den Straßen recht ruhig verlief und seitens der Gastgeber auch keine Anstalten gemacht wurden, an die Gäste heran zu kommen.

Auch unser Auto stand noch dort, wo es abgestellt wurde und konnte sogar unbeschädigt in Empfang genommen werden. Um aus der Stadt zu gelangen musste man ja wieder am Stadion vorbei fahren, was ich auch recht zügig tat und somit wohl auch unbehelligt blieb...
Lief also alles glatt.

Ein großartiger Spielbesuch mit vielen Eindrücken neigte sich also so seinem Ende.