Schweiz- Deutschland 0:2

02.06.04

Freundschaftsländerspiel

St. Jakob Park, Basel

Zuschauer: 30.000

 

Anfang Juni 2004 sollte endlich der Länderpunkt Schweiz gemacht werden. Das Freundschaftsspiel von Rudis Jungs bot sich dafür logischerweise hervorragend an und so ging es bereits am frühen Dienstag morgen von Meppen aus Richtung Nachbarland.

In Lingen noch schnell den Schorty aufgegabelt und so war unsere Autobesatzung, bestehend aus Daniel/MEPPEN, Geburtstagskind Schrotti, Schorty und meiner einer, komplett. Da auf den Autobahnen nix los war ging die Hinfahrt auch recht fix wobei zu erwähnen wäre, dass unser Fahrer Daniel auf der Hälfte der Fahrt plötzlich von einem Zeitungsmenschen angerufen wurde, der mit ihm wilde Interviews zwecks Veröffentlichung eines Zeitungsartikels führte.Kurz vor der Grenze deckte man sich noch schnell mit einigen alkoholischen Getränken ein, da die Preise in der Schweiz bekanntermaßen alles andere als günstig sind.Die Fahrt über die Grenze verlief, wie erhofft, reibungslos, wobei unser Fahrer allerdings etwas rasant an der Beamten vorbeifuhr. Jedoch konnten sie wohl noch schnell erkennen, dass unsere Vignette gültig war und so waren wir auch schon in der Schwiiz!!

Nach kurzer Fahrt durch Basel fanden wir auch recht schnell unser Youth Hostel und checkten in unser knastzellenartiges 8 Bett Zimmer ein. Bis auf ein Bett waren noch alle unbelegt und so machten wir uns schnell in den zwei Hochbetten auf der rechten Zimmerseite breit. Jetzt war es natürlich auch langsam Zeit für das erste Bier und man spülte den edeln Gerstensaft seine dürstende Kehle hinunter. Nach etwa einer halben Stunde trudelte dann auch Zimmergenosse Nummer 6 ein. Ein etwa 25jähriger Jüngling aus Wiesbaden mit mittellangem sehr schön gewelltem braunen Haaren und einem merkwürdig, irgendwie mittelalterlich anmutendem, weißen Hemd. Wir kamen auch sofort ins Gespräch und auf die Frage, warum er hier sei antwortete er mit sehr tuntiger Stimme: „Ich muss morgen früh vorsingen! Bin Barocksänger und möchte an der Barockschule hier in Basel angenommen werden!“ Aha!!!!! Nagut, ein von uns angebotenes Bier wollte er dann auch nicht, mit der Begründung, er trinke keinen Alkohol und Fußball interessierte ihn auch nicht im Geringsten (vom Länderspiel wusste er überhaupt nichts). Bei mir erhärtete sich mittlerweile der Verdacht, dass diese Zimmeraufteilung von der Rezeption bewusst gewählt wurde. Krasser ging der Gegensatz nicht. Fussballrowdys und Barocksänger......Komischer Mensch Nummer 1 war also gefunden.

Komischer Mensch Nummer 2 ließ auch nicht lange auf sich warten denn Busfahrer Daniel aus Braunschweig saß plötzlich irgendwie auf unserem Zimmer, trank unser Bier und erzählte uns, dass er öfter im Bus sitzt als zuhause bei Frau und Kind und mit der Treue müsse man es als Busfahrer eh nicht so genau nehmen. Was will man machen, wenn einem die Liebesdamen an die Bustür klopfen??? Nach dem Abendessen und einigen weiteren Bieren ging es dann für uns Richtung Basel City, um das Nachtleben noch etwas zu erleben. Auffällig hier die stark verbreitete Liebe zum amtierenden schweizer Meister FC Basel, denn an vielen Häuserwänden hingen Fahnen dieses Clubs. Das Nachtleben selbst ist zumindest unter der Woche hier nicht sehr prickelnd und so brauchten wir einige Zeit ehe wir überhaupt eine halbwegs vernünftige Kneipe auffinden konnten. Bei den Bierpreisen von umgerechnet etwa 5 Euro für einen halben Liter wird die Lust auch nicht wesentlich größer. Bei uns am Tisch übrigens ein Typ mit 2 Millimeter Frisur, Hip Hopper Hose und einem LA Lakers Muskelshirt!! Er outete sich nach kurzer Zeit als Boris aus Basel (Baselboris sozusagen) und von nun an folgten die kommunikativsten 2 Stunden seit langem. Er laberte uns in aller feinster Manier die Taschen voll und zwar nahezu ohne Unterbrechung. Themen waren: Natürlich Fussball, Politik, Deutschland, Schweiz, Basel, Meppen, Frauen und nochmals Frauen. Besonders war auch hier Boris` Vorliebe für käufliche Liebe zu erkennen und dies ebenfalls trotz fester Freundin. Er konnte uns zudem nach sagen, wo in Basel noch was los ist und welche Ecken sich lohnen und welche nicht. Er selber wollte dann später noch seine Freundinnen im Rotlichtmilieu besuchen, weshalb er dann auch irgendwann aufbrach allerdings nicht ohne uns noch einen coolen Abschiedshändeklatscher beizubringen und sich tausend mal bei uns zu verabschieden (selbst durch das Fenster wunk er von draußen noch zwei Mal rein)!!! Etwas verrückt aber doch ein ganz netter Kerl!! Bei unserem anschließenden Marsch durchs kleine Rotlichtviertel sahen wir ihn dann tatsächlich durch eine offene Eingangstür inmitten leicht bekleideter Damen. Komischer Mensch Nummer 3!!! Irgendwann eierten wir dann auch zurück ins unsere Herberge um etwas zu schlafen. Auch unseren Barocksänger ließen wir ruhig weiterschlafen!! Putzig, wie er sich so eingekuschelt hatte!!

Am nächsten morgen verschliefen wir prompt das Frühstück aber Schrotti hatte noch ein paar Schnitten Brot für uns alle da. Nachdem wir diese verspeist hatten machten wir uns schon mal auf Richtung Stadion um mal die Lage zu checken. Tatsächlich waren hier auch schon rund zehn deutsche Hopper vor Ort um sich die besten Fahnenplätze zu sichern. Der Ordnungsdienst blieb jedoch sturr und weigerte sich die Tore mal kurz zu öffnen, sodass wir nach kurzer Zeit wieder Richtung Innenstadt fuhren um sich noch ein paar Bierchen zu gönnen. Irgendwann landeten wir dann an einer Kneipe im Zentrum, welche heute Treffpunkt der Deutschen sein sollte. Im Laufe der Zeit trudelten hier immer mehr kleine Grüppchen ein, sodass zum späten Nachmittag schätzungsweise 200 Germanen hier anwesend waren. Die Polizei hatte dies auch gemerkt und so sammelte sie sich diskret auf dem Marktplatz. Selbst ein Polizeihubschrauber beobachtete das Treiben. Außer trinken uns singen passierte hier allerdings nichts besonderes. Etwa zwei Stunden vor Anpfiff machten wir uns dann zusammen mit etwa 70 weiteren Leuten mit der Tram, bzw. Straßenbahn auf den Weg zum St.Jakob Park. Man stieg ein paar Haltestationen vorher aus, um den Rest zu Fuß zu gehen uns sorgte somit bei der Staatsmacht für reichlich Verwirrung. Der Ground des FC Basel ist durch seine etwas eigentümliche Außenfassade auf den ersten Blick überhaupt nicht als Stadion zu erkennen sondern erinnert mehr an eine Fabrikhalle oder so was. Von innen ist er aber sehr geil. Ein Allseater mit vier relativ steilen Tribünen, man ist sehr nah am Spielgeschehen wobei die Sicht aufs Feld sehr gut ist. Erinnert von der Bauart her alles sehr an England. Wir bezogen unsere Plätze im Oberrang und konnten zum Anpfiff eine mäßige Papptafelchoreografie der Schweizer beobachten. Von deutscher Seite hingegen gab es nichts fürs Auge geboten. Spiel und Stimmung waren zumindest in der ersten Halbzeit eher mau wobei es sich in der zweiten Hälfte bedingt durch die zwei Treffer von Kurany etwas besserte. Besonders eine ca.80 Mann starke Gruppe im Unterrang sorgte für recht guten Support wobei besonders die „Fußballmafia DFB“ und „Vorfelder raus“ Wechselgesänge sehr geil rüberkamen. Insgesamt waren so schätzungsweise 5000 Deutsche im Stadion, leider natürlich auch viele Neckermänner!! Nach dem Match ging es dann für uns auch recht zügig durch strömenden Regen Richtung Youth Hostel um nach ein paar Bier die Nachtruhe zu finden ehe wir am nächsten morgen um 10 Uhr den Rückweg antraten.

Komischer Mensch Nummer 4 folgte an der Grenze in Form einer BGS Beamtin, die wohl schlecht geschlafen hatte und uns hier auf übelste schikanierte. Persos, Führerschein und Fahrzeugpapiere zeigen, nervige Fragen beantworten, etc.! Selbst unsere dreckige Unterwäsche durchwühlte und beschnupperte sie!!! Naja, wer drauf steht braucht als Grenzbeamter dafür wenigstens kein Geld bezahlen.... Der ganze Unsinn dauerte so etwa 20 Minuten und weil wir alles nette Jungs sind, durften wir dann auch irgendwann weiterfahren ehe wir etwa 7 Stunden später unsere geliebte Heimat erreichten.

 

 

St.Jakob Park von aussen