17.12.2021
Stade du Pairay
Eerste Klasse A
Go eeeeeeaaaaaaasy
on me, baby
I was still a child
Didn't get the chance to
Feeeeeeeeeeel the world around me
I had no time to choose
What I chose to do
So go easy on me
Hatte ich vor ein etwa
sechs Jahren schon darüber geklagt, dass man bei der Autofahrt quasi in
Dauerschleife vom Welthit „Hello“ von der damaligen, aber heute doch sichtbar
erschlankten Wuchtbrumme namens Adele zugedröhnt wurde, ist die Dame nun
zurück. Selbes Geleier, anderer Song, selbe Häufigkeit, was die Abspielquote
angeht. Nervig!
Aber wer beim Autofahren
Radio hört, ist selbst schuld.
Dabei war der
ursprüngliche Plan gar nicht der, dass ich mich alleine im roten Rennford
entlang der A31 auf den Weg zum Pendlerparkplatz Abfahrt Gescher/Coesfeld lümmele,
denn ursprünglich sollte der Gerrit meinen Luxuskörper dorthin verfrachten,
während ich mir zur Begrüßung des Wochenendes die ein oder andere Flasche
Hopfen-Gebräu einverleiben wollte.
Der Gute wurde aber von
seiner Booster-Impfung kurzzeitig ausgeknockt wie russische Ackerkämpfer und so reduzierte sich die
Projektgruppe „Belgienüberfall“ auf Dennis und mich.
Auch länger nicht mehr
gesehen, den Bochumer Top-Lad und so hatte man nach Wechsel des Fahrzeugs
allerhand Gesprächsbedarf, ehe das südlich von Lüttich gelegene Städtchen
Seraing auch schon erreicht war.
Der RFC Seraing ist ein
durch ein wahres Feierwerk an Fusionen und Insolvenzen entstandenes Vereinskonstrukt
und ist quasi der Nachfolgeverein des 1900 gegründeten FC Seraing. Seit Beginn
dieser Spielzeit kickt man in der höchsten belgischen Liga. Statt sich aber
genauer mit der Vereinshistorie zu beschäftigen suchen wir zwei zunächst eine Art
Frituur unmittelbar am Stadion auf, die neben den belgientypischen frittierten
Leckereien auch mit einer stattlichen Bierauswahl glänzen kann. Dumm allerdings
nur, dass beide heute noch ein Fahrzeug lenken müssen, so bleibt es dann
vorerst bei frittiertem Schmierfraß, der gut zu sättigen wusste. Pikant wie
Sauce Samurai vielleicht noch, dass die hier ja alle französisch sprechen,
meine Kenntnisse darin aber in etwa so gut sind wie mein Chinesisch. So scheiterte
es ja beinahe schon an der Bestellung des Essens, ehe Dennis hinzukam und im
Stile eines echten Monsieurs den Fraß orderte. Mercy!
Der Verein haute alle
Tickets heute für 10 Euro raus, um an diesem tristen Freitag zumindest ein paar
Zuschauer ins Stadion zu locken. Coronabedingt herrscht dauerhaft Maskenpflicht
und weil vor zwei Wochen in anderen Stadien des Landes bisschen Trouble war, müssen
alle drunter leiden und daher sind plötzlich auch flächendeckend temporär
Gästefans verboten. Wenigstens kann das Stadion samt seiner Lage gefallen. Das
ganze Ambiente erinnert deutlich an England, der recht verbaute Ground ist von
Wohnhäusern völlig umschlossen und das Flutlicht hüllt an diesem Abend die
ganze Szenerie in dieses milchig-goldene Licht, welches uns immer und immer
wieder anzieht wie das Licht die Motten.
1.500 Interessierte
werden am Ende vor Ort und Zeuge eines niveauarmen Spiels gewesen sein. Ein
kleiner aktiver Haufen von vielleicht 30-40 Jungs und Mädels versammelt sich
dabei mittig der Haupttribüne und wird von einem Vorsänger mittels Megafon (!)
zum Singen animiert, während dabei immer mal wieder drei kleinere Schwenker aus
dem Fanshop gewedelt werden. Nach der Pause, in der sich der gesamte Mob zum
Biertrinken hinter der Tribüne versammelt und somit die Coronaregeln wiedermals
ad absurdum führt, wird’s dann aber auch hier recht schnell sehr ruhig, da der
Gast aus Kortrijk nach einem Doppelschlag 2:0 führt und auch in Folge nichts
mehr anbrennen lässt.
So sind wir nicht böse,
dass irgendwann um kurz nach 22:30 Uhr der Schlusspfiff zu hören ist,
schließlich stehen noch rund 3,5 Stunden Heimweg an. Also Abfahrt! Aber was ist
das? Ekelhafter Geruch durchströmt meine zarte Nase, Hundescheiße par excellance.
Wie ekelhaft, also mal schnell rechts ran und Schuhkontrolle. Ich bin’s
glücklicherweise nicht, also bleiben nicht viele übrig. Mit feuchten
Reinigungstüchern (wohl dem, der zwei kleine Jungs zu Hause hat, in meinem
Wagen sucht man sowas vergeblich) wird akribisch der Schuh gereinigt, während
anschließend unter nahezu akrobatischen Verrenkungen das Gas- und Bremspedal an
der Reihe sind. Gute 10 Minuten werden in die Reinigung investiert ehe es mit
frischer Luft in der Nase weiter durch die belgische, niederländische und deutsche
Nacht geht. Irgendwann machte sich die durch frühes Aufstehen bedingte
Müdigkeit breit und ich hatte einige Male das Gefühl kurz mitten im Satz weggenickt
zu sein. Das letzte Stück von Gescher nach Meppen war ich dann aber wieder fit.
Besser isses, denn da war ich schließlich Fahrer.
So, und das wars dann mit
dem Jahr 2021. Was Corona angeht erleben wir ja alle gerade ein ziemliches Deja
Vu zu 2020 und insgeheim hatten wir alle darauf spekuliert, zwischen den Tagen
noch irgendwo ein, zwei, drei Spiele sehen zu können. Der Gerrit und ich hatte
bspw. noch zwei Kicks in Italiens Serie B auf dem Zettel, die aber just heute
einer Komplettverschiebung des Spieltags zum Opfer fielen. „Hasse das so sehr“
würde jetzt ein berühmter segelohriger Virologe und Philosoph aus Ostfriesland
sagen, aber es hilft ja alles nix. Irgendwann im Jahre 2022 wird es
weitergehen, es bleibt die Hoffnung, dass wir nicht wieder bis Mitte des Jahres
warten müssen.
Bis dahin wünsche ich allen Lesern ein schönes Weihnachtsfest und ein gesundes und zufriedenes Jahr 2022.
Bleibt stabil!