FC Twente Enschede - SV Werder Bremen 1:0
18.02.2010
Grolsch Veste
Europaliga Zwischenrunde
Zuschauer: 22.000 (1.200 Gäste)

 


Mit ca. 80 Kilometern Entfernung bildet Enschede die von Meppen aus absolut am nahesten gelegene Stadt, in der derzeit internationaler Fußball geboten wird und locker auch mal bequem unter der Woche besucht werden kann. Ganz besonders natürlich wenn sich der SVW in der Europa League Zwischenrunde hier die Ehre gibt.
Dabei ist der FC Twente übrigens ein Club, der mir recht sympathisch ist. Das liegt zum einen natürlich an der Nähe zur eigenen Stadt aber zum anderen daran, dass ich die Entwicklung des Vereins schon seit Jahren mehr oder minder aufmerksam verfolge (zumindest wird regelmäßig geschaut, wie man so gespielt hat usw.) und dabei der positiven Entfaltung des Clubs Respekt zollen muss. Nicht Unmengen an Geld sondern ehrliche, harte und solide Arbeit haben den Verein zu einem Topclub der Niederlande gemacht, der derzeit Platz 2 in der Tabelle hinter dem PSV aus Eindhoven einnimmt und einziger ernsthafter Konkurrent um die Meisterschaft ist. Zudem war das Grolsch Veste (damals hieß es noch Arke Stadion) einer meiner ersten Grounds im Nachbarland und das damals gesehene Spiel gegen Groningen bot alles, was man sich so beim Fußball vorstellen kann. Prächtige Stimmung, Randale im und außerhalb des Stadions. Bin damals jedenfalls mit großen Augen und wackligen Knien nach Hause gefahren.
Auch vor dem heutigen Kick zwitscherten die Vögel von den Dächern, was halt bei niederländisch-deutschen Duellen so gezwitschert wird. Gerüchte über ein Innenstadtverbot für Gästefans bis zu Märchen über Horden von Holländern, die ihre Stadt gegen alles verteidigen, was deutsch ist.
Für jeden halbwegs normal Denkenden natürlich alles Blödsinn und so gab es weder ein Innenstadtverbot für Deutsche (auch schwer durchsetzbar in einer grenznahen und bei Deutschen beliebten Einkaufsstadt) und bis auf ein kleines "Hallo-sagen" einiger deutscher Hools am Mittag auf dem Marktplatz auch keine erwähnenswerten Reibereien. Ich machte mich gegen Nachmittag also per Pkw auf den kurzen Weg über die Grenze. Am Grenzübergang Nordhorn wurde dann zu aller Überraschung jedes Fahrzeug von der Polizei über einen Parkplatz geleitet und stichprobenartig diverse Leute einen genaueren Überprüfung unterzogen. Da man selbst aber kein gesichtstättowierter Anabolikamutant ist , wurde man direkt weiter gewunken. Also mal kurz in der Innenstadt vorbeigucken, Wagen strategisch günstig geparkt und die restlichen Meter zu Fuß hinter sich gelassen. Hier allerdings wenig Spektakuläres, einige Infanteristen und Kavalleristen der niederländischen Staatsmacht und viele kleine Gruppen einheimischer Lads, von denen viele das typische Klischee bedienten: Schmierig gegeelte Haare, eine Jacke mit Fellkragen und dazu wahlweise Burberry Cap oder Schal. Bremer Fans dafür absolute Fehlanzeige, also mal langsam Richtung Stadion und in der Nähe des Parkplatzes auf den Jan gewartet, der wenig später aus Magdeburg anreiste. Nun also Richtung Gästebereich aufgemacht, der absolut isoliert vom Bereich der Heimfans lag, sodass man heute außerhalb des Stadions so gut wie keinem Twentefan über den Weg lief. Werders Anhang hatte das Gästekontingent von 1.200 Karten natürlich voll ausgeschöpft und zeigte zu Beginn eine Choreo, die von der Idee recht einfach war, jedoch im Ganzen ein gelungenes Bild abgab. In der Mitte des Blocks das Vereinswappen ergänzt durch das Spruchband "Gib deinem Leben einen Sinn. Gib dich ganz der Raute hin!". Abgerundet dann durch zahlreiche grüne Fähnchen. Auf der gegenüberliegenden Hintertortribüne, welche die Heimat der aktiven Szene ist, wurden ebenfalls nette optische Akzente mithilfe von Papptafeln und einer Blockfahne gezeigt, anschließend enttäuschte man jedoch abgesehen von einigen lauteren Momenten vom Support her. Da ist sicherlich mehr raus zu holen. Support der Gäste war ebenfalls eher durchschnittlich, die vielleicht 40 Ultras immer bemüht und auch mit einigen schönen Gesängen aber das restliche Publikum stimmte nur gelegentlich bei den allen bekannten Schlachtrufen mit ein. Teilweise wurde sogar von der einen Ecke des Blocks etwas anderes angestimmt, als auf der anderen Seite gerade gesungen wurde.
Das Spiel an sich hat ja sicherlich der ein oder andere im TV gesehen, Werder zwar mit optischen Vorteilen, jedoch stand die Defensive der Hausherren sehr stabil und falls trotzdem mal jemand durch kam, zeigte der Keeper seine Klasse. Erwähnenswert vielleicht noch ein völlig unmotivierter und lustloser Mesut Özil, der folgerichtig ausgewechselt wurde. Selten so eine schlimme Einstellung gesehen, da liegen Anspruch und Wirklichkeit doch derzeit meilenweit auseinander.
Naja, ein 1:0 Rückstand ist im Rückspiel sicherlich noch zu drehen, allerdings muss dazu auch mal aufs Tor geschossen werden. Nach Abpfiff konnte man dann wider Erwarten direkt das Stadion verlassen und zum Auto zurückkehren. Die Abfahrt aus der Stadt, eskortiert von diversen Polizeiautos, gelang dann auch recht zügig ohne auch hier nur einen einzigen Niederländer zu Gesicht zu bekommen. Sicherheitskonzept voll aufgegangen, kann man da sicherlich behaupten.