Ujpest FC – Ferencvarosi TC   1:1

09.02.2019

Szusza-Ferenc Stadion

NB I

Zuschauer: 8.719 (ca. 2.000 Gäste)

 

 

Google Maps ist schon ne geile Sache, muss man echt mal zugeben. Trotz Ersatzverkehr durch Busse aufgrund von irgendwelchen Bauarbeiten an ner Metrolinie zeigte es exakt die Verbindung an und so würde man nach zwei umstiegen und ca. 45 Minuten Fahrt per Tram und Bus halb durch Budapest quasi direkt vorm Ujpest-Ground ausgespuckt.

Karten hatte man vorab reservieren lassen. Sicher ist sicher, denn mir schien ein ausverkauftes Haus nicht unwahrscheinlich. Letztlich gab es am Stadion noch problemlos Tickets zu kaufen, wobei die Dinger zum Teil echt gut aussahen, denn nicht viele Vereine drucken ein Bild einer Choreo auf ihre Karte, auf der ein finster dreinblickender vermummter Typ zu sehen ist.

Sportlich war die Spannung allerdings ein bisschen raus. Ferencváros eilt mit großen Schritten Richtung Meisterschaft und Ujpest gurkt jenseits von Gut und Böse auf Platz 6 in einer 12er Liga herum.

Aber egal, beim Derby gehts ja immer um mehr und so waren beide Seiten gut motiviert.

Auf Gastgeberseite bereitete man mittels eines ansprechenden Intros dem ganzen einen würdigen Rahmen. Gezeigt wurde mittig des Blocks ein Transparent, auf dem der (lila) Sensenmann dem Ferencváros Wappen den Garaus macht, was durch das Transparent mit der Aufschrift „Pokolba veletek“ (Zur Hölle mit dir) entsprechend ergänzt wurde. Dazu wurde links und rechts davon ordentlich mit Pyrotechnik hantiert, was insgesamt ein schickes Bild abgab.

Auch der Fradi-Anhang (Ferencváros wird im Volksmund einfach Fradi genannt) ließ sich nicht lumpen und untermalte den Derbyauftakt optisch. Grundlage bildeten Luftballons in den Vereinsfarben dazu wurde mit drei goldenen Sternen „gearbeitet“. Sinn ergibt dies allerdings nur, wenn man das dazu am Zaun prangende Transparent mit der Aufschrift „Iden a harmadik csillagnak jönnie kell!“ berücksichtigt. Hier heißt es sinngemäß „In diesem Jahr muss der dritte Stern her!“, was durchaus sinnig ist, da Fradi wie gesagt auf dem Weg zum 30. Meistertitel ist und da es im Vereinsfussball für zehn Meisterschaften einen Stern gibt, sollte der Wunsch der Fans im Frühjahr aller Voraussicht nach erhört werden.

Im weiteren Verlauf entwickelte sich auf dem grünen Rasen ein recht unansehnlicher Kick, gottlob bot das Treiben auf den Tribünen das wesentlich spannendere Alternativprogramm, sodass ich wieder einmal nur 20-30 Prozent meiner Aufmerksamkeit dem Spiel widmete. Nein, so ein richtiger Taktikanalytiker wird in diesem Leben wohl nicht mehr aus mir.

Stimmungstechnisch war es von beiden Seiten ok, wenngleich noch einige Dezibel herauszuholen gewesen wären, ansonsten machte insbesondere der Gästeanhang rund um die Gruppen „Green Monsters“ und Co. reichlich vom Pyro Gebrauch, insbesondere zum Auftakt zu Hälfte Zwo gab es nochmal um die 25 Bengalos zu gucken.

Der Fradi-Anhang feierte sich derweil zum Ende hin bereits als Derbysieger und auch ich sah aufgrund des eher schwachen Spiels keine wirklichen Überraschungen mehr, da gelingt Ujpests Krisztian Simon tatsächlich noch in der Nachspielzeit der 1:1-Ausgleich, woraufhin der Schiri auf einen Wiederanpfiff gänzlich verzichtet.

Großer Jubel auf Heimseite, tendenziell Ernüchterung bei den Grünweißen.

Uns war es letztlich egal, obwohl ich generell wenig mit Vereinen anfangen kann, deren Vereinsfarbe lila ist und mir diese Farbe tatsächlich Unwohlsein bereitet.

Insgesamt waren wir aber durchaus zufrieden mit dem soeben geendeten Derby, sodass wir gut gelaunt per Fußmarsch und dann via Bus zurück Richtung Unterkunft aufbrachen.

Im Bus dann nochmal ne leicht komische Szene, als wir ne Gruppe aus 5-6 jungen Deutschen bemerkten, von denen einer - warum auch immer  - für alle offensichtlich einen Dortmund-Schal bei sich hatte und diesen quasi wie verliebt in seinen eigenen Schal lang auf seinem Schoß ausbreitete und ihn sich verträumt ansah. Leider war kein Fradi-Mob anwesend, der diesem skurrilen Schauspiel ein Ende bereiten könnte, so ist es nur meinem besonnenen und empathischen Wesen (hust, hust) zu verdanken, dass Dennis (erst später fiel mir auf, dass er ein „Anti DO-Shirt“ trug) diesen Milchbubi nicht um seinen Schal erleichterte.

Dessen Kumpel hatte übrigens - weiß der Teufel warum - nen Zenit St. Petersburg Schal dabei und gab sich dabei ähnlich seltsam.

Bin mir dabei gar nicht sicher, ob diese Vögel überhaupt beim Spiel waren, tippe eher auf so Medizinstudenten, erstes Semester, denen Papi das Studium finanziert, welches man in Deutschland aufgrund des vermutlich knapp verfehlten Numerus clausus frühestens in fünf Jahren hätte beginnen dürfen.

Naja, wir bleiben dann lieber Fußballasis, statt Medizinstudenten und so findet der Tag nach Schmierdöner und ner Kanne Pivo noch vor Mitternacht sein Ende.

Rückflug dann gegen Mittag des nächsten Tages!

Guter Ausflug wars!  👍