FK Vardar Skopje – FC Pyunik Yerewan 0:2
19.07.2018
Europaleague-Qualifikation
1. Runde (Rückspiel)
Nationalna Arena Filip II Makedonski
Zuschauer: ca. 1500 (keine Gästefans)
Für den Sommer
2018 hatte ich mir mal Mazedonien auf die Agenda geschrieben. Hier war ich noch
nie (zumindest nicht zum Fußball), den Flug gab es zu einem halbwegs
akzeptablen Preis und bei Buchung einige Wochen zuvor zeigte sich bereits, dass
allein aus der Hauptstadt Skopje drei Vereine ein Heimspiel in der ersten Runde
der Championsleague- bzw. Europaleague-Quali haben sollten.
Gut, dass
das nicht so bleibt, war schnell klar, aber die Chance zumindest ein Spiel zu
sehen und somit den imaginären Haken an Mazedonien zu machen, war ebenso hoch.
Mit ein
bisschen Glück sollte auch noch ein Spiel im angrenzenden Kosovo abfallen,
naja, dazu gehörte dann schon etwas mehr als Glück, denn das mit zur Verfügung
gestellte Zeitfenster war mal wieder extrem klein, aber zur Hochzeit den
„Bengels“ am Folgewochenende wollte man dann schon ganz gerne wieder daheim
sein.
Naja, der
erahnte Tausch einiger Partien fand dann auch statt. Rabotnicki Skopje tauschte
das Heimrecht und spielte dann also auswärts bei Honved Budapest statt wie
ursprünglich verkündet zuhause. Die durchaus reizvolle Partie FK Shkupi Skopje
gegen die Rangers aus Glasgow fand einen Tag vor meiner Anreise statt und am
Ende blieb nur noch der Heimauftritt Vardar Skopjes gegen den Vertreter aus Armenien.
Der kosovarische FC Prishtina kickte
ebenfalls zuhause (bzw. im etwas weiter entfernten Mitrovica), allerdings
zeitgleich mit Vardar Skopje.
Eher nicht
soooo optimal, sodass sich auch natürlich hier auch kein Mitfahrer finden ließ…
Aber kein
Problem. Ein paar Tage kann ich gut alleine unterwegs sein und so hirschelte
ich bereits um 8 Uhr morgens an diesem wunderschönen Mittwoch in Eindhoven am
Airport herum. Aufgrund der Ferienzeit ist hier erwartungsgemäß der Bär von der
Kette, das Personal gewährleistet allerdings dennoch einen zügigen Ablauf,
wenngleich man das Gefühl hat, dass alle „Ich verhalte mich so, also ob ich das
erste Mal im Leben an einem Airport bin“-Patienten der Welt sich hier und heute
versammelt haben.
Junge,
Junge. Da war heute alles dabei: am völlig falschen Gate stehen und es (fast)
zu spät merken, panisch wieder rausrennen, obwohl man die Passkontrolle schon
passiert hatte, weil man irgendwas vergessen hat, Anstellen in der Priority-Schlange,
ohne Priority zu sein und solche Späße mehr. Man musste regelrecht Angst haben,
dass wegen einem dieser Trottel Terroralarm ausgelöst wird...
Damit nicht
genug ging das Schauspiel in ähnlicher Form weiter. Überproportional viele
Schreikinder und ADHS- Klienten an Bord und generell übertrieben es mir recht
viele Eltern mit dem Laisser-faire Erziehungsstil ein wenig.
Aber wie
will man ein Kind erziehen, wenn man nicht mal in der Lage ist, in einem
Flugzeug den richtigen Platz zu finden? Was für Kunden hier, ey.
Daher war
ich auch nicht böse, ach was - ich war regelrecht erleichtert- als die Wizzair
Möhre gegen Mittag am Airport Skopje landete.
Um von hier
in das Zentrum zu kommen, gibt es nun im Wesentlichen die Möglichkeit, das Taxi
zu nutzen, was mit 20 Euro aber für mich nicht in Frage kam, denn genauso gut
geht’s mit dem Bus, welcher mit 180 MKD (ca. 3 Euro) deutlich günstiger ist.
Dumm nur,
wenn dir der Bus so gerade vor der Nase wegfährt und du dann 1,5 Stunden auf
den nächsten warten musst.
Die
vergleichsweise kleine Größe des Airports macht eine kleinere Taktung wohl
nicht notwendig.
Naja, ich
hatte zur Abwechslung mal Zeit und so war’s nicht schlimm.
Irgendwann
im Zentrum angekommen, im sehr zentral gelegenen und für gut befundenen Hotel
Super 8 eingecheckt und nach kurzer Pause mal wieder los.
Skopjes Kern
ist nun nicht sonderlich groß und ich behaupte mal, dass ein bis zwei Tage
ausreichen, um alles Nennenswerte hier gesehen zu haben. Die Stadt unterteilt
sich in Altstadt und Neustadt, welche durch den Fluss Vardar sowie die mehr als
500 Jahre alte Steinbrücke, welche auch das Stadtwappen ziert, voneinander
geteilt sind.
Ich bin mir
bis heute nicht sicher, ob ich Skopje nun cool fand oder eher nicht. Einerseits
wirkt es ein wenig suspekt, dass man scheinbar gerne Geld ausgibt, um
irgendwelche übergroßen Statuen mehr oder weniger wichtiger ehemaliger
Herrscher und Heldenfiguren überall im Zentrum zu platzieren andererseits aber
an vielen Ecken und Enden der Putz ordentlich bröckelt, sodass man meinen
könnte, der Eiserne Vorhang sei erst gestern gefallen und man deutlich
aufpassen muss, sich nicht in irgendeinem Loch im Gehweg den Bänderriss zu
holen.
Andererseits
versprüht gerade die Altstadt mit dem angrenzenden Basar durchaus Charme und es
macht Spaß sich durch die Gassen treiben zu lassen...
Abzuwarten
bleibt, wie sich der ewig dahinziehende Zwist mit Griechenland, dass den Namen
Macedonien als Bezeichnung für einen Teil seines Landes beansprucht, ausgeht
und ob wir in naher Zukunft von der Republik Nord-Mazedonien sprechen werden,
was dann auch mittelfristig den Weg in die EU frei machen würde.
Aber genug
mit Politik, hin zum Fußball, den es am zweiten Tag meines Staatsbesuches geben
sollte.
Das
Nationalstadion ist vom Zentrum bequem zu Fuß zu erreichen und für umgerechnet
fantastische 1,60 Euro gibt es hier die Eintrittskarte, die sich neben wir
vielleicht maximal 1.500 weitere kaufen. In der Liga kommen gerne noch weniger
und so war es meiner Ansicht nach schon ok, wenngleich diese Schüssel hier
gemessen am Zuspruch natürlich völlig überdimensioniert wirkt.
Aber gut,
die, die da waren, waren durchaus leidenschaftlich dabei und ließen sich das
ein oder andere Mal von Support der Ultras mitziehen.
Diese
vereinigen sich unter dem Namen „Komiti“ Skopje und sind in Deutschland
spätestens seit dem Spiel Schalke-PAOK Saloniki für ihre Freundschaft mit den
Schalker Ultras bekannt. Die Jungs und Mädels von Komiti stehen mit 200 Mann/Frau
hinterm Tor und können durchaus mit durchgängigem balkantypischen Support
überzeugen. Allerdings werden die ersten 22 Minuten geschwiegen, denn man
gedenkt somit einem Mitglied aus den eigenen Reihen, welches offenbar einige
Tage zuvor getötet worden ist. Diversen Medien zu Folge stammen die Täter aus
dem Umfeld des Stadtrivalen FK Shkupi…
Ansonsten
sah die sportliche Ausgangslage so aus, dass Skopje einen 0:1 Rückstand aus dem
Hinspiel aufholen musste. Die Truppe agierte dabei durchaus kämpferisch, brachte
den Ball aber gegen eine defensiv ausgerichtete Gästemannschaft nicht ins Tor,
was sich in der 85. Minute rächen sollte, als Yerewans Bacar Balde durch einen sehenswerten
Treffer den Ball in den Winkel drosch und vier Minuten später nochmals zum 2:0
Endstand nachlegte.
Das enttäuschte
Publikum zog nun bereits vor Abpfiff scharenweise von dannen; der kurze
Europapokalauftritt ihrer Mannschaft nimmt ein jähes Ende und was bleibt ist
der öde Ligaalltag, der kaum Highlight zu bieten hat.
Ich wartete zumindest bis zum Abpfiff, ehe auch ich mich auf den Weg machte, meinen Rucksack aus dem Hotel holte und zum Flughafen aufbrach, von wo mich morgens um 6 nach einer kaum erholsamen Nacht der Flieger wieder zurück nach Eindhoven brachte und ich von dort ins schöne Emsland fuhr.
Sightseeing Skopje