VfR Mannheim - FC Olympia Kirrlach 6:1
20.05.2023
Rhein-Neckar-Stadion
Verbandsliga
Baden
Zuschauer: 476
In der
Quadratstadt angekommen parke ich den Wagen unmittelbare am Rande des
Carl-Benz-Stadions und schaue von außen wehmütig auf die leeren Ränge.
Erinnerungen an die „Schlacht im Glutofen Carl-Benz-Stadion“ vom 28.05.2017
kommen hoch. Genau an dem Tag bestritt der große SVM das Relegationshinspiel
zur 3. Liga gegen den SV Waldhof und erkämpfte sich über weite Zeit in
Unterzahl spielend ein 0:0. Das Spiel gehört eindeutig zu den emotionalsten
meiner SVM-Karriere und wurde nur noch durch das drei Tage später stattfindende
Rückspiel getoppt. Der Rest ist Geschichte.
Nach einem
kurzen Tagtraum falle ich zurück in die Realität, denn nicht der Waldhof ist
heute Thema, eine Relegation schon gar nicht. Nein, neben dem Drittligastadion
steht ein weiteres mindestens ebenso charmantes reines Fußballstadion, welches
auf den Namen Rhein-Neckar-Stadion getauft ist und dem VfR Mannheim seit 1971 eine
Heimat bietet.
Der Verein ist
immerhin Deutscher Meister von 1949 und überraschenderweise gab es hier heute etwas
zu feiern, was einigermaßen viele Zuschauer anlockte. Die Heimelf hatte die
gesamte Saison über die Liga krass dominiert, tatsächlich nicht ein einziges
der Ligaspiele verloren und auch heute den Gegner hart auseinander genommen.
Meisterfeier hieß das heutige Motto, welches mit passenden T-Shirt zum
Sparpreis und „Freibier nach Abpfiff“ (Zitat Ticketverkäufer) redlich
zelebriert werden sollte. Vor Anpfiff und in der Halbzeit wurden dann auch noch
eine ganze Reihe an Jugendmannschaften für diverse Erfolge geehrt.
Tatsächlich
verwundert war ich dann zudem, als ich bemerkte, wer denn da so die Abwehr des
Verbandsliga-Meisters organisiert und ich musste tatsächlich zweimal
hinschauen, um sicher zu sein. Hassan Amin, Ex-Meppener stand im Emsland unter
Vertrag von 2018-2021 und lieferte hier immer grundsolide, ehrliche Arbeit ab. Ironischerweise
stand er in den oben genannten Relegationsspielen auf der gegnerischen Seite im
Trikot der Waldhöfer auf dem Platz, sodass ich gerade beim Schreiben merke,
dass hier ganz viele Handlungsstränge zusammenlaufen.
Hatte den
Werdegang des lieben Hassan gar nicht weiter verfolgt, aber auf jeden Fall
schön zu sehen, dass man nun noch im gehobenen Amateurbereich ganz erfolgreich
kickt. Oberliga Baden-Württemberg dann ja in der kommenden Saison,
mittelfristig soll es gar in die Regionalliga gehen. Das Umfeld passt hier jedenfalls
schonmal, denn das Stadion kommt als feine Oldschool-Hütte rüber. Ein paar Ü50
oder gar Ü60-Typen hängen n paar Zaunfahnen auf, ansonsten verfolgt man das
Spiel weitgehend biertrinkend oder schaut alternativ den zahlreichen übers
Stadion segelnden Störchen zu. Sehr anmutig, diese Tiere.
Mit Abpfiff
verlassen wir aber dann auch das Terrain, denn bei den anschließenden
Feierlichkeiten muss man als neutraler Besucher ja nun wirklich nicht noch
rumturnen, zumal ich mit dem heimischen Eichbaum-Bier eh nicht so richtig warm werde.
Stattdessen wurde nach kurzer Fahrt das Motel One im Stadtzentrum bezogen und sogleich mal etwas die Gegend erkundet.
Vor zig Jahren fiel mir als wissenshungriger Student
mal eine Arbeit mit dem Titel „Sprachvariationen und sozialer Stil am Beispiel
jugendlicher Migrantinnen türkischer Herkunft in Mannheim“ in die Hände.
Warum gerade am
Beispiel Mannheim, dachte ich mir damals, aber die Begründung folgte natürlich
schnell. 42 % aller Bewohner haben hier Migrationshintergrund, in den Bezirken
Innenstadt und Jungbusch liegt der Anteil sogar knapp über 60%. Entsprechend multikulti
ist das Stadtbild dann auch und auf dem Marktplatz dominieren entsprechende
Restaurants, Shisha-Bars und Barber-Shops die Szenerie. Soll jetzt ganz und gar
nicht despektierlich klingen, fiel aber auf jeden Fall krass auf und habe ich
so noch in keiner deutschen Stadt erlebt. Ansonsten verbrachte man den Abend
mit lecker Weinschorle am Citybeach und später noch bei Bier auf einem ganz
netten leicht alternativen Straßenfest auf der anderen Neckarseite bei etwas
Livemusik.
Neuentdeckung des Abends: Titanic Swim Team aus Mannheim. Energievolle Rockmusik. Muss man mal weiter beobachten, durchaus talentierte Jungs.