Wydad AC – FUS de Rabat 1:0

01.04.2013

Complex Sportif Mohammed V

Botola I

Zuschauer: ca. 8.000 (Gäste: 0)

 

Nach kargem Frühstück war man am nächsten Morgen froh, hier endlich auschecken zu können. So fuhren wir also zurück nach Fes, wo wir uns die nächsten zwei Tage aufhalten sollten. Dabei war kurz angedacht, am heutigen Samstag hoch nach Tetuan in den Norden zu fahren, da sich dort Raja Casablanca die Ehre gab.

Von der Strecke her aber irgendwie etwas abseits vom Schuss und im Nachhinein sah's auf Bildern auch hier sehr, sehr voll aus, von daher auch Kartenfrage ungewiss. Darüber machte ich mir aber eher weniger Sorgen, rein wäre man schon irgendwie gekommen, zumal es auch sowas wie einen Schwarzmarkt zu geben scheint. War zumindest in Kenitra so.
Nachteil wäre dann aber gewesen, dass man kaum etwas von Fes gesehen hätte, was ja auch irgendwie blöd gewesen wäre, denn ein jeder rät einem sich für diese Stadt zwei Tage Minimum Zeit zu nehmen, denn alleine für die im vorherigen Bericht erwähnte Medina lässt sich ein Tag einkalkulieren. Um in diesem von ca. 600.000 Menschen bewohnten Gewirr aus engen 
Gassen klarzukommen, sollte man sich unbedingt einen Guide buchen, welche von den meisten Hotels usw. vermittelt werden, da es sonst schlichtweg unmöglich ist, sich alleine zu orientieren und dennoch die wichtigsten Punkte gesehen zu haben. Kostenmäßig liegen solche Guides bei ca. 250 Dirham für eine halbtägige Tour, was ja im Falle von uns vieren etwa sechs Euro pro Person sind. Geht also. Dabei ist solch eine Tour durchaus lohnenswert und sehr interessant; teilweise hat man das Gefühl, die Zeit sei hier vor sechshundert Jahren stehengeblieben. Für uns relativ wohlhabende Deutsche völlig undenkbar heute noch so zu leben bzw. zu arbeiten.
Auch lohnenswert ist die Ville Nouvelle, also der neuere Teil der Stadt, mit seinen beiden prächtigen Boulevards Mohammed V und Hassan II (ehemalige Könige). Hier befinden sich zahlreiche Bars, Restaurants, Cafés usw. und obwohl Marokko eines der wenigen islamischen Länder ist, in denen die Frau völlig gleichberechtigt ist, sitzen in den Cafés fast ausschließlich Männer; die ganz wenigen Frauen sind dann fast ausschließlich Touris.
Fand ich irgendwie krass.
Naja, jedenfalls hatte man an diesem Ostersamstag und -sonntag jede Menge Zeit, die Stadt anzusehen, denn auch der eigentlich angepeilte Kick bei CODM Meknes fiel weg, da hier unter Ausschluss der Öffentlichkeit gespielt wurde
. Da hatte sich die heimische Szene wohl etwas daneben benommen.

Ja, man sieht, auch in diesem Land machen Repressionen und Einschränkungen nicht halt. Insbesondere Zuschauerausschlüsse werden vom Verband mal ganz gerne verhängt. Ziemlicher Mist!
Ok, am Ostermontag ging's dann mit dem Zug über Meknes, Kenitra und Rabat nach Casablanca (Fahrtzeit fast 4 Stunden, Preis je Ticket ca. 15 Euro, erste Klasse), welches uns mit herrlichem Sonnenschein empfing.

Da wirkt die Stadt gleich sehr freundlich. Im direkt am Bahnhof Casa Voyagers gelegenen Ibis Hotel wurde Quartier bezogen, wobei aber nur die Klamotten aufs Bett geworfen wurden, ehe es direkt im Taxi weiterging.
Die quasi einzig wirkliche Sehenswürdigkeit der größten marokkanischen Stadt (ca. sechs Millionen), die Moschee Hassan II., welche nach der in M
ekka die zweitgrößte Moschee der Welt sein soll, wurde besucht.
Der Taxifahrer war allerdings ein wenig psycho, fuhr er uns erst zu einem Platz am Atlantik, von wo man einen zugegebenermaßen netten Blick auf die Moschee hatten. Unsere darauf folgende Bitte, uns doch jetzt einfach einige 100 Meter vor der Moschee an der Uferpromende abzusetzen, damit wir den restlichen Weg wandern könnten, ignorierte er und wollte uns noch irgendwo anders hinfahren. Erst nach dreimaliger Ablehnung unsererseits hielt er an und ließ uns leicht beleidigt raus. Ob jetzt reine Gastfreundschaft oder doch ein bisschen irre, mag jetzt mal dahingestellt sein, aber nach wie vor entscheide ich ganz gerne selber, wann im Taxi die Fahrt endet und wohin sie geht.
Angesprochene Moschee war jedenfalls recht imposant. Wuchtiges Bauwerk, welches halb in den Atlantik hinein gebaut wurde und ca. 25.000 Menschen beherbergen kann. Der Vorplatz fasst dann nochmal lächerliche 80.000 Gläubige. Schon krass.
Dann aber zum wirklich Wichtigen, dem Stadion. Zur Abwechslung mussten wir uns mal auf zwei Taxen aufteilen. Lt. Taxidriver mögen es die Cops nicht, wenn man inkl. Fahrer zu fünft im Taxi hockt. Und an Cops lungerten schon so einige am Comple
x Sportif Mohammed V (irgendwie jedes größere Bauwerk ist hier nach einem der ehemaligen Könige benannt) herum.
Kartenbeschaffung ging wieder recht problemlos vonstatten, die teuersten Tickets lagen wieder bei 100 Dirham.
Im Stadion aber erstmal lange Gesichter. Die Kurve der Winners so gut wie leer, dabei ist in 40 Minuten Anpfiff. Scheiße, das sieht nicht gut aus.
Tat es tatsächlich nicht, denn auch als das Spiel begann, wars kaum voller. Boykott war also angesagt, Grund vorerst unbekannt, am 1. April lags abe
r sicherlich nicht!

Gäste waren übrigens auch nicht vorhanden. Das Team in Rabat ist ganz klar FAR und nicht FUS.
So wars dann die erste Halbzeit auch recht öde und Highlights auf den Rängen waren eher anderer Art festzumachen. So zum Beispiel das kulinarische Angebot: Mars und Snickers auf `nem Silbertablett an den Platz gebracht "Wünschen der Herr vielleicht noch eine köstliche Erdnuss-Karamell-Stange?", he he.
Der Jan als Sinnbild des blonden Siegfried musste dann noch mit einem Typen mit ner Wydad Fahne zum Fotoshooting posieren! Einmal alleine und einmal mit Freundin.

Haha, wie geil!!
Zur zweiten Hälfte gab es dann aber doch etwas Rahmenprogramm in der Kurve der Rotweißen. 
Aus den Katakomben stürmten rund 150 Jugendliche ins Zentrum der Kurve und versuchten das „Winners“-Banner anzubringen. Dies wurde komischerweise versucht von Ordnern und ein paar Anzugträgern zu verhindern, was aber gottlob misslang. 

Anschließend recht schwer einzuordnende Szenen. Phasenweise wurde supportet und das ganze wirklich nicht schlecht, wenngleich auch bei weitem nicht an Kenitras Show heranreichend. Dann war ständig ein Gerenne in der Kurve, ohne dass irgendwie klar wurde, wohin und warum. Ein Jugendlicher wurde dann noch von nem Cop über die halbe Tribüne gejagt, bekam anschließend noch zwei Hiebe aufs Maul und wurde dann abgeführt.
Zumindest wurde nun aber der Grund des Protests klar. Der Vereinspräsident namens Akram scheint den Zorn des Volkes auf sich zu ziehen, denn auch das normale Tribünenvolk stieg bei "Akram go out" - Rufen mit ein. Zur optischen Verstärkung gabs auch entsprechendes Transparent in der Kurve zu sehen, das Banner der Hauptgruppe hing ohnehin überkopf.
Ansonsten endete die recht niveauarme Partie mit einem 1:0 Heimsieg durch einen Elfmeter in der 47. Minute durch den Spieler namens Allegne.
Nach dem Spiel dann recht fix zwei Taxen bekommen und zurück zum Hotel bzw. vorher noch in eine Pizzeria zur abendlichen Stärkung.
Der nächste Tag stand dann ganz im Zeichen der Abreise, aber erst konnte ausgeschlafen und ausgiebig gefrühstückt werden, da erst abends um 18:30 Uhr der Flieger ab Fes ging.
Gegen Mitternacht wieder in Hahn gelandet, waren auch die restlichen Kilometer nach Hause recht schnell abgespult.
Was bleibt als Fazit zu sagen? 

Marokko ist ein wahnsinnig aufregendes Land und wir haben in den vergangenen fünf Tagen nur einen Bruchteil dessen aufgenommen, was es zu bieten hat.
Die Menschen hier sind unglaublich gastfreundlich, nicht nur einmal bekam man so einfach ein „Bienvenue en Marokko“ entgegen und stolz, dass man ihr Land besucht.

Natürlich will auch jeder ein paar Dirham verdienen, da die Armut hier allgegenwärtig ist (auf der anderen Seite aber auch viele Leute mit Geld, die dies auch zeigen) und jeder sich halt durchschlagen muss.
So bescheißen z.B. Taxifahrer mal gerne und auch bei der Entgegennahme von Rückgeld sollte man mal genauer nachzählen.
Reiseberichte wonach der Marokkaner aber sehr aufdringlich und bisweilen sogar aggressiv sein soll, wenn's ums Verkaufen geht, kann ich aber so nicht bestätigen. Das hab ich z.B. in der Türkei wesentlich aufdringlicher erlebt und die wenigen Male, die man angesprochen wurde, half ein einfaches "No, Merci!" und man wurde in Ruhe gelassen.
Spieletechnisch wurde mein Minimalziel von drei Spielen durch beschriebene Faktoren zwar nicht erreicht, aber damit kann ich leben. Wäre zwar möglich gewesen (sogar vier Kicks) aber ich renn jetzt nicht auf Teufel komm raus jedem unterklassigen Ground hinterher und sitze dafür 100 Stunden im Zug, sondern erlebe lieber halbwegs entspannt etwas von Land und Leuten.
Marokko wird eh irgendwann nochmal besucht, gibt es doch noch so viel zu sehen und zu erleben.
Last but not least natürlich beste Grüße an die Mitfahrer, cool war`s.